-32- All die dunklen Zweifel

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Hermine's P.o.V.

Eigentlich fühlte ich mich wieder top fit. Es fehlte mir an nichts, aber Madame Pomfrey wollte mich partout nicht entlassen. Die Gute freute sich wahrscheinlich auch einfach über ein bisschen Gesellschaft.
Jedenfalls lag ich also ziemlich gelangweilt in dem mehr oder weniger bequemen Krankenbett und starrte Löcher in die Luft.

Meine Freunde versuchten dafür, mir die angenehmste Zeit zu verschaffen. Fast ununterbrochen hatte ich Besuch an meinem Bett, und wenn für eine kurze Zeit niemand da war, kam die mittlerweile doch ziemlich alte Krankeschwester mit einem breiten Lächeln zu mir und richtete mir Grüße aus. Die beste Ablenkung verschaffte mir allerdings Draco.

Schon von weitem hörte ich, wenn er den riesigen Saal betrat. Dann wechselte er immer ein paar Worte mit Benji, einem jüngeren Slytherin, der etwas nach mir wegen anhaltender Migräne zu Bettruhe verdonnert worden war. Allerdings lagen wir ziemlich weit auseinander, sonst hätte ich mich wohl auch mit ihm unterhalten. Wenn Draco dann fertig den braven, vorbildlichen Schülersprecher hatte raushängen lassen, kam er weiter zu mir. Jedes Mal breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, sobald ich ihn sah. Und jedes Mal griff er nach meiner Hand, während er den Blick kein einziges Mal unterbrach.

Ich fühlte dann, wie ein heißes Kribbeln von der Stelle ausging, an der seine Finger meine berührten. Wie sich das Kribbeln durch meinen Arm zog und auf meinen ganzen Körper ausbreitete. Und egal, wie schlecht ich mich eben vielleicht noch gefühlt hatte, ab diesem Moment ging es mir besser. Es war mir ein Rätsel, wie ich diesen Jungen noch vor einem Jahr abscheulich hatte hassen können. Jetzt konnte ich mir nicht mehr vorstellen, dass er nicht an meiner Seite wäre.
Ich wusste nicht wirklich, was Draco Malfoy mir bedeutete, aber dass er einen besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen hatte, stand fest.

Und so war es eben auch jetzt. Ich hatte von weitem mitbekommen, wie seine tiefe raue Stimme an den steinernen Mauern zurück geworfen wurde, als er Madame Pomfrey begrüßte und sie ihm ein charmantes, irgendwie auch mütterlich herzliches "Guten Tag mein Junge." entgegenbrachte.

Eins musste man ja sagen, Draco hatte Marnieren. Auch wenn er sich in meiner Erinnerung bereits oft genug daneben benommen hatte, gegenüber Autoritäten wie den Lehrern hier war er wirklich immer freundlich. Ich konnte die beiden zwar nicht sehen, aber ich wusste ziemlich sicher, dass Madame Pomfrey lächelte, als wäre sie ein junges Mädchen. Draco Malfoy verstand sich darauf, seinen Charme einzusetzen.

Ich musste in mich hinein grinsen, und um es mir nicht anmerken zu lassen, griff ich nach dem Buch auf meinem Nachtisch, zog meine Knie an und versenkte mein Gesicht zwischen den Seiten. Ich war zu überwältigt von dem Gedanken, wie er nämlich genau das bei mir gemacht hatte und wie er damit mein Herz hatte erobern können. Es war so ein angenehmes Gefühl, das ich schon so lange, eigentlich noch nie verspürt hatte. Und es gehörte ganz mir allein.

"Was grinst du denn so?", ertönte dann plötzlich neben mir eine Stimme. Seine Stimme. Blitzartig hob ich den Kopf, sah ihn an. Er lächelte und seine Augen funkelten, seine Mundwinkel zuckten belustigt. Dann hob er ganz leicht eine Augenbraue, so als würde er sich über mich lustig machen.

"Doch nicht etwa wegen mir, hm? Konntest du denn gar nicht erwarten, dass ich hier vorbei komme..." Ich verdrehte die Augen, doch das Lächeln lag immer noch auf meinen Lippen. Er wusste ja gar nicht wie recht er hatte.

Ohne meine Antwort abzuwarten setzte Draco sich auf das Krankenbett. Meine Knie waren immer noch angewinkelt, deswegen zog er kurzerhand meine Beine zu sich und legte sie auf seinem Oberschenkel ab. Gedankenverloren zeichnete er kleine Kreise auf mein Fußgelenk, wanderte bis zu meiner Wade und wieder hinunter.

"Wie lange muss ich noch hier bleiben? Ich hab so langsam keine Geduld mehr.", fragte ich dann seufzend und legte meinen Kopf in den Nacken. Ich merkte, wie er mit den Schultern zuckte. "Wenn du wieder zum Unterricht gehst, kannst du aber darauf wetten, dass geredet wird." Fragend sah ich ihn an.
"Wie meinst du das?"
Erneutes Schulterzucken.
"Naja, momentan hat das hier ja niemand wirklich mitbekommen...", sagte er vage, aber diese Aussage brachte mich absolut nicht weiter.

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