-35- Überraschung

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Harry's P.o.V. 

Seit dem Vorfall im verbotenen Wald waren mittlerweile einige Tage vergangen. Hermine lag immer noch im Krankenflügel von Hogwarts, weil Madame Pomfrey sie wegen der Unterkühlung beobachten wollte. Hermine selbst ging es aber blendend.

Ginny und ich, manchmal auch Ron, besuchten sie so oft wir konnten. Ron und ich hatten unsere Abreise generell erst einmal wieder verschoben. Irgendwie fiel es mir doch schwerer, wieder zu gehen. Vielleicht hatte ich auch einfach diese kurze Pause gebraucht, denn seit wir wieder hier angekommen waren, machte mir das alles nichts mehr aus - die Erinnerungen zum Beispiel. Tatsächlich konnte ich die Zeit hier richtig genießen und Albträume hatte ich auch keinen einzigen gehabt. Ganz im Gegenteil, die weihnachtliche Atmosphäre, die Leichtigkeit untereinander, all das erinnerte mich nur an die schöne Zeit, die wir hier erlebt hatten. 

Ginny war das natürlich nur recht. Sie strahlte jeden Morgen auf's Neue vor Glück, konnte es kaum fassen, dass wir alle zusammen vereint hier waren. Ganz ohne Sorgen. Und da hatte sie definitiv Recht. Wobei mich natürlich eine Sorge nicht ganz unberührt ließ; 

Ron hatte in der ganzen Zeit, in der wir unsere beste Freundin zu besuchen bemühten, kaum so viel gesprochen wie sonst während eines einzigen Mittagessens. Er saß immer nur schweigend da, sah aus dem Fenster oder zählte die Fließen auf dem Boden, statt sich an unserem Gespräch zu beteiligen. Wenn er angesprochen wurde, reagierte er langsam, wortkarg. 

Ich wusste natürlich, dass es an den Beiden lag. Hermine und Ron hatten sich kaum richtig ausgesprochen. Ron machte sich schreckliche Vorwürfe, was im verbotenen Wald geschehen war. Er sagte, es wäre seine Schuld gewesen und in gewisser Weise hat er vielleicht recht, aber niemand klagt ihn irgendwie an. Nicht einmal Hermine selbst, der wir alle Details genauestens geschildert hatten. Sofern wir diese natürlich miterlebt hatten. 

Aber außer dem Streit an diesem Abend war es zwischen den Beiden nicht zu einem Gespräch gekommen, was meiner Meinung nach dringendst nötig wäre. Ginny sah das genauso, aber wir konnten ihn ja nicht zwingen. Und es schien fast, als wollte er gar nicht mit ihr reden. 

Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass er innerlich oft kochte vor Wut. Gerade, wenn wir auf dem Weg vom oder zum Krankenflügel Malfoy begegneten. Es war ja allen klar, dass er Hermine dort besuchte. Ginny grinste dann immer wissend, während besagter Slytherin peinlich berührt auf den Boden blickte. 

Um ehrlich zu sein machte mir das auch überhaupt nichts mehr aus. Ich hatte seither nicht noch einmal mit Mine über ihre Beziehung zu ihm gesprochen, aber allein was ich Wald beobachtet hatte, reichte mir. Da hatte so viel Zuneigung in seinem Blick gelegen, diese nackte Angst um Hermines Wohlergehen, solche Sorgen machte sich niemand, der nicht wirklich etwas für denjenigen empfand. Und solange das der Fall war, und er nicht bloß mit ihr spielte, wie ich das von Malfoy ursprünglich gewohnt war, so hatte er praktisch meinen Segen.

Außerdem konnte ich ja selbst sehen, wie Mines Augen leuchteten. Sie schien wirklich glücklich zu sein und das tat ihr gut. Wir drei, also das goldene Trio, wie man uns immer noch nannte, hatten uns nach dem ganze Krieg, nachdem alles endlich überwunden war, in einer Nacht an einem funkensprühenden Lagerfeuer einig geschworen, stets für des Anderen Glück zu sorgen. Alles zu geben, was wir aufbringen konnten, um die Anderen glücklich zu sehen. Und wenn dies Hermines Weg war, das zu empfinden -  wer war ich denn, sie daran zu hindern. 

Anders sah das Ron. Klar konnte ich ihn irgendwie verstehen. Es musste unglaublich verletzend für ihn sein, seine große Liebe so zu sehen. Natürlich hatte er verstanden, dass die Beiden sich auseinander gelebt hatten; aber sich einzugestehen, dass das Mädchen, dem er immer noch all seine Gefühle widmete, mit jemand anderem glücklicher zu sein schien, musste hart sein. Und wenn dieser jemand dann auch ausgerechnet unser ehemaliger Erzfeind sein sollte, wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie sich das für ihn anfühlte. 

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