-12- Der Schulsprecher-Turm

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Hermine's P.O.V

Ich strich die Bettdecke glatt und stand seufzend auf. Ab jetzt würde ich im Schulsprecherturm wohnen, immer begleitet von der Person, die ich wie die Pest verachtete. Draco Malfoy. Plötzlich ging die Tür auf. Ginny streckte ihren rothaarigen Kopf in das düstere Zimmer. ,,Gin! Was gibt's?", fragte ich überrascht. ,,Hallo 'Mine. Können wir ein bisschen raus gehen?" Verwundert nickte ich und folgte Ginny aus dem Schloss.

Sanft strich uns der Wind über die Arme, als wir langsam zum schwarzen See schlenderten. Es war einfach der beste Ort für Gespräche. Wir setzten uns auf eine der hölzernen Bänke. ,,Also?" Ginny holte tief Luft und schaute mich an. ,,Harry geht!", rief sie plötzlich aus und begann hemmungslos zu schluchzen. Erschrocken nahm ich sie in den Arm und strich ihr sanft über den Rücken. ,, Er kann mich doch nicht einfach verlassen! Und Ron geht einfach mit! Er... Er ist doch auch dein Freund! 'Tschuldigung, eigentlich sollte er dir das selbst sagen.", murmelte sie. ,,Ich weiß es schon." Sie starrte mich entsetzt an. Tränen tropften auf ihren schwarzen Umhang. ,,Und das macht dir gar nichts aus?!" Ich schüttelte den Kopf. ,,Natürlich. Ich hab Rotz und Wasser geheult, als Harry es mir gesagt hat. Mir wird es wie dir gehen, aber ich stehe Ron nicht ganz so nah wie ... ihr euch.", sagte ich und meine Stimme zitterte. Sie nickte betrübt. Ich sah, wie sich die Augen meiner besten Freundin wieder mit Tränen füllten. ,,Hey, Ginny, alles wird wieder gut. Harry ist ja nicht ganz aus der Welt.",wiederholte ich die Worte, mit denen mich auch mein bester Freund vertröstet hatte. ,,Warte mal. Du meintest, Harry hätte es dir gesagt? Nicht Ron?" Sie hob den Kopf wieder. Ich seufzte. Natürlich könnte ich ihr erzählen, dass es mit Ron und Mir zu Ende ging, aber wollte ich das wirklich? Was, wenn ich mich irrte? Was, wenn Ginny noch trauriger werden würde? Sie wusste, dass es zwischen uns kriselte, aber wenn Ron und ich uns trennen würden, würde Ginny das wehtun? Schließlich hatte sie dann ja nur noch mich oder ihren Bruder. Zusammen würde sie uns wahrscheinlich seltener sehen. Schließlich hörte ich aber auf mein Bauchgefühl und schilderte ihr die Lage. ,,Ähm... Also, nein. Harry hat es mir erzählt und nicht Ron. Er hat sich nicht getraut. Er kommt aber insgesamt nicht mehr so oft zu mir." Ginny schaute mich an, in ihren Augen ein Ausdruck der Enttäuschung. Ich wurde unsicher. Sollte ich es ihr wirklich erzählen? ,,Es hat sich ausgeliebt.", murmelte Ginny für mich und schaute zu Boden. ,,Ja." Dann hob meine beste Freundin ruckartig den Kopf. ,,Aber das ist okay, weißt du? Wirklich, dass ist okay. Ich meine, ich kann dich verstehen. Ron ist nicht so... dein Typ. Er passt einfach nicht zu dir." Ich keuchte, als sie das so direkt sagte, aber ich musste mir schon wieder eingestehen, dass sie Recht hatte. Er passte nicht zu mir. ,,'Mine? Alles okay?" Ginny hatte sich wieder komplett gefasst und stand bereits. Erst jetzt fiel mir auf, dass es schon relativ spät war. Die Sonne versteckte sich allmählich hinter den Bergen und die letzten Strahlen tauchten die Ländereien von Hogwarts in ein rot goldenes Licht. Die bereits bunt verfärbten Blätter rauschten im zarten Herbstwind. ,,Lass uns rein gehen. Wir müssen noch unsere Sachen in den Turm bringen.", sagte sie und zog mich hoch. Ach ja. Die Schulsprecher-Sache mit dem Frettchen hatte ich total vergessen.

Als Ginny und ich unsere Taschen gepackt hatten, schickte ich sie mit einem kurzen Zauberspruch zum Schulsprecher-Turm. Wir selbst ließen uns im Gryffindor-Gemeinschaftsraum nieder. Neville kam irgendwann zu uns. ,,Na, Frau Schulsprecherin?", fragte er spielerisch ergeben. Ich lächelte. ,,Man, wir werden euch hier vermissen!", meinte er. ,,Ach komm, wir wohnen doch nur woanders. Wir sehen uns ja trotzdem.", lachte ich und stand auf. ,,Apropos. Ginny, wir müssen los, wenn wir das Passwort kriegen wollen." Zusammen verließen wir den Turm und schlenderten durch die Schule, bis wir an dem anderen Turm angekommen waren.

Die restlichen Vertrauensschüler befanden sich bereits dort, lehnten sich an die Wand und erzählten. Als Ginny und ich ankamen, sah Blaise Zabini, Malfoy's Kumpane mit einem breiten Grinsen auf. ,,Hi Ginny!", trällerte er. Ich sah etwas verwirrt zu Ginny, die mindestens genauso verwirrt zu Blaise schaute. Plötzlich vernahm ich Gelächter. Ich drehte mich wie die anderen um und erblickte Parkinson. Ihre gekünstelten Locken waren zu einem schicken Zopf geflochten. Parkinson lachte. Und klammerte sich an den muskulösen Arm von Malfoy. Ich verdrehte genervt die Augen. Er konnte es echt nicht lassen! Desinteressiert beobachtete ich ihr Treiben. Pansy kuschelte sich an Malfoy, der aber nicht sonderlich begeistert aussah. Doch plötzlich straffte er sich, seine Mimik wurde kalt, sein Arm stieß Parkinson ab. Innerlich lachte ich. Tja, hatte auch mal die größte Schlampe eine Abfuhr bekommen. Ich spürte Blicke auf mir. Nervös drehte ich den Kopf und erblickte Malfoy's graue Augen, die mich fixierten. Es waren schöne Augen. Insgesamt hatte der Slytherin ein hübsches Gesi- Mein Gott Hermine! Was denkst du denn da? Er ist der, der dich immer beleidigt; der dich fertig macht! Du solltest ihn hassen und nicht von ihm schwärmen! Ich zuckte unmerklich zusammen. Meine innere Stimme hatte mal wieder Recht. Also wandte ich mich wieder zu Ginny, die meinem Blick grinsend gefolgt war. Sie zog die Augenbrauen hoch und ich stieß sie empört in die Seite. Doch bevor wir weiter darauf eingehen konnten, klackerten Mrs. McGonagalls Schuhe durch den Flur. Alle Köpfe drehten sich erneut in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.

,,Schön. Also kommen Sie, ich werde Ihnen den Turm zeigen. Das Passwort ist Butterfisch. Fragen Sie mich nicht wieso, das hat sich dieses Gemälde da ausgedacht." Sie deute mit einem leichten Lächeln auf ein Gemälde, in dem ein alter Mann herumhuschte. Professor McGonagall verdrehte unbemerkt die Augen und klopfte gegen den Rahmen. Der alte Mann fuhr herum. Ich keuchte erfreut auf, als uns Professor Dumbeldore entgegenschaute. ,,Guten Mittag, meine Lieben. Wie geht es Ihnen allen?", fragte das Gemälde lächelnd. ,,So, Sie können sich gerne später mit unserem ehemaligen Schulleiter unterhalten, Kommen Sie jetzt bitte!", scheuchte Professor McGonagall. Wir betraten den Turm. Eine schmale Wendeltreppe führte in einen großen, gemütlich eingerichteten Raum. Die Wände waren mit Holzbalken vertäfelt; die schweren blutroten Vorhänge dimmten das helle Licht. Ein Kamin flackerte an der Wand und strahlte wohlige Wärme aus. ,,Oh man sieht das schön aus!", entfuhr es dem Mädchen aus Hufflepuff.
Ich grinste, denn ich hatte genau das selbe gedacht. McGonagall führte mich und Ginny in unser Zimmer. Es war in roten Tönen gehalten, die wunderbar mit dem dunklen Holz zusammenspielten. Zwei Betten waren im Raum verteilt, dazu zwei edle Kommoden und zwei große Schreibtische. ,,Ich denke, es gefällt Ihnen. Notfalls können Sie auch umräumen. Ich lasse Sie beide dann mal allein.", schmunzelte die Professorin, als sie unsere erstaunten Gesichter sah. Während wir nickten, verließ sie schon dem Raum. Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, begannen Ginny und ich vor Freude zu quietschen. Es war traumhaft! Ginny eilte zum Fenster und ließ einen gewaltigen Schwung Sonnenlicht herein. Der Raum strahlte golden. Ich lächelte ungläubig.

Als wir unsere Sachen eingeräumt hatten, sah alles gleich viel lebendiger aus. Ich hatte noch eine weitere Tür entdeckt, hinter der wir ein goldenes Badezimmer entdeckten. Weiße Marmor-Fließen bedeckten Boden und Wände, auf denen eine goldene Badewanne und ein riesiges Waschbecken angebracht war. Irgendwo sah ich auch eine Toilette, selbst die war vergoldet.

Als wir endlich alles ausgekundschaftet hatten, gingen wir zurück in dem Gemeinschafts-Raum. Ich schluckte, als ich Malfoy auf dem Sofa liegen sah.
Am liebsten wollte ich ihn vertreiben, aber das ging nicht. Es war auch sein Sofa, sein Raum. Ich beachtete ihn nicht weiter und folgte Ginny durch den riesigen Raum.
Es war jetzt unser Raum, unser neues Gemach und wir würden es wohl oder übel auch mit Malfoy teilen müssen. Und wir würden das schaffen, ohne das jemand dabei leiden würde. Ich begann zu lächeln. Zumindest ich würde nicht leiden müssen, für Malfoy konnte ich nicht garantieren.

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Hallihallo meine Lieben❤️
Ein großes Tut-Mir-Leid, dass so ewig kein Update kam, aber ich hatte viel zu tun und dann war ich in den Ferien drei Wochen ohne Internet, sonst hätte ich schon eher etwas hochgeladen. Jetzt versuche ich wieder regelmäßiger zu update, aber so wie ich mich kenne wird das eh nur so mittelmäßig funktionieren;)
~JessySophia

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