Das Essen verlief ruhig. Ginny und Ron hatten sich wieder vertragen und unterhielten sich nun über alte Zeiten. ,,Oh, Hermine, weißt du noch, wie wir früher...", rief Ginny begeistert aus. Ein paar Schüler sahen sie komisch an. ,,Hm.", antwortete ich, bevor sie überhaupt geendet hatte. Mein Blick lag eher auf Harry, der immer noch etwas geknickt in seinem Essen rumstocherte.
,,Hey, alles klar Harry?" Er schreckte hoch. ,,Ja, jaja, alles okay.", murmelte er und senkte den Kopf wieder. Ich wollte nicht, dass er traurig war. Es tat mir im Herzen weh, aber ich wusste nicht, wie ich ihn aufheitern sollte. ,,Hermine! Hermine, schau mal." Ginny nickte herüber an den Slytherin-Tisch. Ich drehte mich um.
Malfoy, welch Überraschung, saß da und beobachtete mich. Es war aber nicht sein üblicher arroganter Blick, nein, dieser war anders. Freundlicher. Ich drehte mich irritiert wieder zurück. ,,Was war denn das bitte?", raunte ich Ginny zu. Sie zuckte bloß ratlos mit den Schultern. ,,Was denn?", schmatzte Ron dazwischen. Ich verdrehte genervt die Augen. Bei Ron's Anblick wurde mir schlecht. Wie konnte man nur so viel auf einmal essen? ,,Ron! Bitte, schmatz mir nicht ins Ohr! Und iss vielleicht weniger, das macht dich attraktiver.", schimpfte Ginny ihn aus und ich musste lachen. Dafür erntete ich einen bösen Blick von meinem Freund, aber es war mir egal. Ich empfand nicht mehr das für ihn, was ich einmal gefühlt hatte. Gedankenverloren starrte ich ihn an. Seine roten Haare hingen ihm wie Stroh vom Kopf. Die blauen Augen waren stur auf seinen Teller gerichtet und sein Mund kaute schnell und häufig. Ron's breite Schultern hingen beleidigt und er saß wie ein Sack am Tisch. Ich konte nicht mehr verstehen, was ich so sehr an ihm geliebt hatte. Ich wusste, wie hart das klang, aber es war die Wahrheit.Nachdem wir fertig gefrühstückt hatten, gingen Ginny und ich noch einmal hinauf in die Schlafsäle. Ich nahm meine Tasche und lehnte mich gegen die Tür, um auf Ginny zu warten. Sie wühlte hektisch in ihren Unterlagen herum und schmiss dabei allerlei Zeug auf den Boden. Ich kam grinsend zu ihr und sammelte alles vom Boden auf. ,,Du bist ein Schatz 'Mine!", murmelte sie konzentriert. Plötzlich stutzte ich. In meiner Hand lag ein großer weißer Briefbogen. Eine etwas krakelige Schrift füllte den Platz. Ich begann neugierig zu lesen, doch schon nach der ersten Zeile brach ich lachend ab. ,,Was ist?" Ginny hatte sich verwundert zu mir umgedreht. ,,Wer zu Hölle hat das geschrieben? Harry?", prustete ich. ,,Oh Mine! Gib das her!", rief sie und riss mir den Zettel aus der Hand. Ich konnte mich nur schwer beruhigen, denn der Liebesbrief, den vermutlich Harry geschrieben hatte, war zu kitschig. Ich sagte ja, Harry hatte in solchen Gebieten einfach kein Talent. Kurz schweifte ich ab. Ron hat sowas noch nie gemacht. Ron hat schon so vieles nicht gemacht. Vielleicht liebt Ron mich gar nicht?
Die Vorstellung war komisch. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und guckte zu Ginny. Ihr Kopf war direkt zu mir gewandt, ihr Blick durchbohrte mich förmlich. ,,Was denkst du gerade?" Ihre klaren Worte durchzuckten die Stille. Ich merkte, dass ich ihr alles anvertrauen konnte. ,,Ron. Ich glaube, es ist vorbei.", antwortete ich. Sie nickte. Und sie hasste mich nicht für meine Antwort, obwohl Ron ihr Bruder war. ,,Lass uns gehen.", schlug meine beste Freundin schließlich vor und wir machten uns auf den Weg zum Unterricht.
Vor dem Klassensaal für Zaubertränke trafen wir auf Harry und Ron. Mein Freund kam direkt zu mir und schloss von hinten seine Arme um mich, aber ich wandte mich heraus. Der Blick, den mir seine blauen Augen zuwarfen, war unerträglich. Ich senkte den Blick und lauschte halbherzig den Gesprächen der anderen. ,,Das ist doch dieser neue Lehrer, oder? Ich weiß nicht mehr, wie er heißt... Irgendetwas mit F...Flynt! Ja, genau, er hieß Mr. Flynt!", rief ein Mädchen aus Ravenclaw. Darauf hörte ich die Schritte einer Person im Gang und der neue Lehrer kam. Die Tür wurde geöffnet und alle strömten in den düsteren Saal. Es war genau wie vor dem großen Krieg. Die Fenster waren klein und gefärbt, sodass nur fahles gelbes Licht in den Saal fiel. Die Stein-Mauern waren mit Regalen von Töpen und Büchern besetzt, in der Mitte standen Bänke. Sofort verteilten sich alle, Harry und Ginny setzten sich natürlich sofort zusammen. Und Ron maschierte ebenfalls entschlossen zu ihnen. Überrumpelt stand ich da. Allein, während sich alle ihren Platz suchten. ,,Ruhe!", brüllte der Lehrer. Sein Kopf zuckte hin und her, sodass seine etwas längeren braunen Haare schwangen. Eine dicke Nickelbrille zierte seine Nase. ,,Hm, du hast noch keinen Platz, sehe ich das richtig?", fragte der kleine Mann mich. Ich nickte und war einen beschuldigenden Blick zu Ron. Er starrte nur beleidigt auf seinen Tisch. ,,Tja, setz dich doch hier nach vorne. Da ist noch ein Platz frei." Ich stolzierte an Ron vorbei. Es tat mir ja leid, dass ich ihn nicht umarmt hatte, aber jetzt, wo ich mir sicher war, dass ich nichts mehr für ihn empfand, war mir das unangenehm. Und sein Verhalten war kindisch. Fest entschlossen, später mit ihm zu reden, maschierte ich zu meinem Platz. Doch als ich ich bereits dort stand, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf. Da vorne, ganz in der ersten Reihe, saß mir eine nur allzu bekannte Person. Sein weißblonder Haarschopf war unverkennbar. Ich öffnete den Mund, um zu protestieren. Ich wollte nicht neben ihm sitzen. Ich wollte nichts mit ihm zu tun haben. Nicht mit dem, der mich immer beleidigte, der mir immer Tränen in die Augen trieb. Nicht Malfoy.
DU LIEST GERADE
Dreams
FanfictionEin halbes Jahr ist seit der großen Schlacht vergangen. Alles scheint sich wieder an seinen gewohnten Platz zu rücken. Alles, außer Hermines Gefühle. Die spielen auf einmal mehr als verrückt. Und das alles nur, weil ein gewisser jemand zurück gekehr...