-17- Tratsch und Klatsch

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Hermine's P.O.V

Es war mittlerweile nur noch eine Woche bis Halloween. Alle, wirklich alle waren damit beschäftigt, sich Kostüme zu überlegen und Dates zu angeln. Alle, außer Ginny und mir.
Meiner besten Freundin ging es zum Glück besser, mir dafür eher schlechter.
Ginny ging jetzt wieder zum Unterricht, zeigte sich beim Essen, begann wieder zu leben. Ich sah sie lachen, zwar selten, aber immerhin. Sie schien endlich begriffen zu haben, dass sie die Schule nun ohne Harry besuchen würde, aber sie würde es ganz sicher überleben. Es waren aber auch schlimme 5 Tage.
Aber dafür versteckte ich mich nun immer mehr. Vor mir selbst.

Wir saßen beim Abendessen. Es herrschte eine wohlige Atmosphäre, eigentlich. Die Jüngeren sorgten für den notwendigen Lärm, die Älteren glichen das durch Schweigen aus.
Nur ich fühlte mich unwohl zwischen all den Schülern. Ich hockte neben Ginny, Neville saß gegenüber. Auch er vermisste Harry und Ron, aber er war deswegen nicht tagelang auf seinem Zimmer geblieben und hatte sich in Trauer ertränkt. Im Nachhinein schämte ich mich sogar ein bisschen dafür, dass wir uns so lange nicht hatten blicken lassen. Schließlich waren unsere Freunde ja nicht aus der Welt, wie Harry es selbst gesagt hatte.

,,Habt ihr eigentlich schon ein Date für den Halloween-Ball?", fragte Lia auf einmal. Sie war eine Stufe unter uns, aber sie hatte sich freudig an uns rangeschmissen, als bekannt wurde, dass Harry und Ron die Schule verließen. Ich konnte sie nicht leiden, aber das blonde Mädchen ließ sich nicht abschütteln. ,,Nein.", murmelte ich stur. Lia schrak ein wenig vor der unbeabsichtigten Kälte in meiner Stimme zurück, aber die Kleine war mutig. Selbstbewusst streckte sie ihr schmales Kinn nach vorne. ,,Ich schon. Ich gehe mit Theodor Balwin. Er ist Ravenclaw. Schau mal, da drüben sitzt er." Ich folgte ihrem Blick, der schwärmerisch auf den anderen Tisch gerichtet war. Ein kleiner rothaariger, irgendwie hässlicher Junge saß bei ein paar anderen Jungs und blickte mit roten Backen auf seinen Teller. Die Jungs um ihn herum lachten. Der Arme. ,,Aha. Das ist ... toll für dich.", antwortete ich trocken und wandte mich wieder meinem unberührten Essen zu. Ich hatte definitiv kein Interesse an nervigen, aufdringlichen Möchtegern-Freundinnen und deren Patnern. ,,Und du, Ginny?", fragte sie unbekümmert weiter." Ich sah vorsichtig zu meiner besten Freundin, die bei der Frage zusammenzuckte. Oh oh, kein gutes Thema... ,,Ich...ich...", begann sie, ihre Stimme zitterte. ,,Ist schon gut, dass ist kein Thema für das Essen.", unterbrach ich Ginny, bevor sie wieder in Tränen ausbrach. Lia bedachte mich mit einem beleidigten Blick, der mir aber herzlich wenig zusetzte.

Nach dem Essen zog ich Ginny aus dem Schloss. Es war zwar kalt hier draußen, und dunkel, aber es war ruhig. Wir waren ungestört und allein. Meine beste Freundin und ich setzten uns unter einen großen Baum und blickten stumm über die Landschaft. ,,Ich glaube, ich gehe nicht auf den Ball.", sagte Ginny plötzlich leise. So leise, dass ich sie fast überhört hätte. ,,Nein, nein. Du wirst da hin gehen. Komm, du solltest dich am meisten von uns ablenken. Nur weil du vielleicht mit jemand anderem tanzt, muss das ja nicht heißen, dass du Harry hintergehst.", meinte ich eindringlich. Sie musste endlich aufhören, sich selbst zu unterdrücken. Ginny liebt es doch zu tanzen und zu lachen. Sie sah mich an, hilflos. Doch ich ging nicht auf sie ein. Meine Freundin machte sich etwas vor, sie zwang sich zu glauben, sie würde ohne Harry niemals mehr Spaß haben können. Und ich wusste besser, was sie brauchte.
,,Keine Widerrede.", sagte ich bestimmt. Und dann lächelte Ginny, es war ein dankbares und herzliches Lächeln, sodass ich selbst auch glücklich war.
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,,He, Granger, warte!" Ich fuhr herum. Gleich darauf ohrfeigte ich mich innerlich, wollte mich wieder umdrehen, aber das ging jetzt nicht. Malfoy kam auf mich zugelaufen. Er trug die Schuluniform und sein Mantel flatterte im Wind, als er auf mich zu hechtete. Oh nein. Nein, ich will nicht mit ihm reden. Ich hab es geschafft, mich zwei Tage vor ihm komplett zu verstecken, ich will jetzt nicht mit ihm red- ,,Können wir reden?" Na toll.
,,Was gibt's, Malfoy?", erwiderte ich trocken. ,,Es geht um den Ball...", fing er an und tatsächlich! Er wurde rot! Ich musste unwillkürlich grinsen, als ich seine leicht verfärbten Wangen bemerkte. ,,Was ist los?", fragte er stechend und sofort war wieder alles wie sonst. Ich schluckte, immer noch belustigt. ,,Nichts. Was ist jetzt?"
,,McGonagall hat gesagt, dass wir zum Ball gehen müssen."
Das war mir nichts neues. Wenn wir den Ball schon organisierten, sollten wir wohl auch anwesend sein. Was war daran jetzt so wichtig? Oder sagte er mir das, weil... Mussten wir etwa zusammen hingehen?
Meine Augen weiteten sich schreckhaft. Als er das wahrnahm, war er es, der bis über beide Ohren grinste. Und es war ein wirklich eindeutiges, dreckiges Grinsen. ,,Exakt. Granger und Malfoy zusammen!", rief er aus und lachte. Ich schüttelte den Kopf. Das... Konnte nicht sein, oder? Krampfhaft dachte ich an da letzte Jahr, an den letzten Ball. Tatsächlich, soweit ich mich erinnern konnte, waren die Schulsprecher gemeinsam erschienen. Also, wenn es denn  zwei gegeben hatte. Verzweifelt stöhnte ich auf. ,,Oh, Granger, ich sehe deine  Freude!", lachte Malfoy noch einmal und griff nach meiner Hand. Erschrocken zuckte ich zurück, aber Malfoy hielt meine eiskalte Hand so fest, dass ich mich nicht losreißen konnte. ,,Aber wir wollen es doch einmal ganz klassisch machen.", meinte er schmunzelnd. Verdammt. Er plant etwas.

In diesem Moment sah ich, wie eine riesige Gruppe von Schülern um die Ecke bog, dahinter mehr und mehr. Als sie uns sahen, Malfoy und mich, blieben sie stehen. ,,Da. Sind. Leute.", zischte ich leise. Bemerkte zu meinem Unmut aber, dass seine Augen freudig blitzten. Statt mich loszulassen, sank der Blondschopf vor mir auf die Knie. Ich hörte, wie die Schüler erstaunt Luft holten. Nein, Schülerinnen. Irgendwelche Jüngeren, die heimlich für ihn schwärmten. Ich unterdrückte den Impuls, genervt die Augen zu verdrehen. Irritiert blickte ich stattdessen auf Malfoy hinunter.
Diese ganze Aufmerksamkeit war mir alles andere als recht.

,,Hermine Jean Granger.", sagte er, in einer Lautstärke in der ihn auch der letzte auf diesem Flur hören müsste. ,,Willst du mich auf den Ball begleiten?"
Einige der Mädchen um uns zogen scharf die Luft ein, andere quiekten los. Ich riss meine Augen noch weiter auf, das war also sein Plan! Er wollte mich bloßstellen, vor der gesamten Schule! So ein ...
Weiter kam ich nicht, denn Malfoy drückte meine Hand, sodass sich meine Aufmerksamkeit ihm zuwandte. Ich seinen Augen loderte Spott und Überheblichkeit. Und Amüsement. Er liebte es also immer noch, mich nieder zu machen, gegen mich zu gewinnen. Wütend biss ich mir auf die Lippe.
Ich hatte ja gar keine andere Wahl, als Ja zu sagen. Ich müsste so oder so mit ihm auf den verdammten Ball gehen, ob ich wollte oder nicht. Wenn ich also Ja sagen würde, würde ich das Klatsch und Tratsch-Thema Nummer eins werden, würde ich Nein sagen, müsste ich mir höchstwahrscheinlich von McGonagall und einem Haufen aufgebrachter Mädchen etwas anhören. Und die unnötige Tirade von unserer Professorin über gute Manieren und Traditionen konnte ich mir sparen. Da wäre die Tratsch-Nummer doch die leichtere Wahl.

Kaum hörbar seufzte ich und merkte, wie Malfoy nur noch spöttischer lachte. Ergeben nickte ich. ,,Ja.", sagte ich dann und musste irgendwie selbst lächeln. Diese Situation war so absurd.
Um uns herum brach Gegröle und Gejubel aus, alle feierten diese kleine Entscheidung, die so gestellt war. Und Malfoy grinste, stellte sich hin und flüsterte mir leise "Gewonnen!" ins Ohr. Empört schnaubte ich. Vielleicht war dieser kleine Kampf gewonnen, doch der Krieg ganz sicher nicht.

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Ohhh, jetzt geht's hier aber ab :'D
Wie gefällt's euch? Lasst mal eure Meinung da, würde mich freuen :)
Bis zum nächsten Mal
~JessySophia

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