-8- Schlammblut

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,,Schön. Also, ich bin Mr. Flynt. Ich unterrichte Zauertränke und alte Runen, euch werde ich wahrscheinlich jedoch nur in Zaubertränke lehren. Zunächst einmal, ich habe kein Problem mit engen Freundschaften, aber ich bitte euch inständig euch angemessen im Unterricht zu verhalten." Sein Blick lag lächelnd auf Harry und Ginny, die bei seinen Worten sofort ein Stück auseinander rückten.
,,Gut. Dann beginnnen wir. Ich will heute eure Kentnisse testen, also sollt ihr mir etwas einfaches brauen. Wie wäre es mit einem Schrumpftrank? Ich hätte hier ein paar Versuchsobjekte.", kicherte er und hob einen Glaskäfig mit Fröschen hoch.

Ich seufzte. Der Schrumpftrank war so ziemlich der einfachste Trank. Nur wie das mit Malfoy werden konnte, darüber war ich mir noch unsicher. Ich holte einen Kessel und die nötigen Zutaten, während der weißblonde Angeber nur dasaß und sich mit Zabini unterhielt. Der saß nämlich auch da vorne und hatte sich bereits auf's Äußerste über mich lustig gemacht. Aber ich würde das aushalten, ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Nicht von Malfoy. Ich begann den Trank zu brauen. Zabini und Malfoy machten nicht einmal anstalten mir zu helfen, aber das war mir auch egal. Ich konnte sehr gut auf ihre Hilfe verzichten.

Draco's P.O.V

,,Tja, setz dich doch hier nach vorne. Da ist noch ein Platz frei.", sagte Mr. Flynt und deutete auf den Platz neben mir. Ich verdrehte die Augen. Eigentlich wollten Blaise und ich alleine sitzen. ,,Wenn's ein Mädel ist, mach ich sie klar!", flüsterte ich grinsend. Ich wusste nicht, woher diese alte angeberische Art kam, die mich immer so genervt hatte. Aber ich konnte schlecht das Muttersöhnchen vor meinem Kumpel sein. So war ich schließlich nicht. ,,Jaja, dass glaub ich nicht.", kicherte Zabini und deutete auf jemanden hinter mir. Ich drehte mich mit einem spöttischen Grinsen um und erstarrte. Da stand Granger. Ihre Augen waren ungläubig aufgerissen. Mir fiel das Lächeln aus dem Gesicht. Das durfte doch nicht wahr sein! Nicht Granger.

Doch es schien tatsächlich wahr zu sein, denn sie hockte sich auf den leeren Platz. Das braunhaarige Mädchen rutschte aber so weit wie es nur ging an den Rand. Ich drehte mich genervt zu Blaise. ,,Nicht bei ihr.", knurrte ich, doch Blaise grinste nur provorzierend. ,,Und ob!" Ich war kurz davor, ihn zu schlagen, aber Mr. Flynt redete schon weiter. Ich hörte ihm kein bisschen zu, aber irgendwann stand Granger auf und holte einen Kessel und noch ein paar andere Sachen. ,,Du hast sie wohl nicht mehr alle! Ich will nichts vom Schlammblut!", fauchte ich, sobald sie außer Hörweite war. Bei dem Wort Schlammblut bekam ich Gänsehaut.
,,Ja man. Ich will ja nicht zu viel von dir verlangen.", meinte Blaise und Granger kam zurück. Während mein Freund versuchte herauszufinden, was wir machen sollten, beobachtete ich die Hexe. Ihr Gesicht war konzentriert auf den Topf gerichtet, ab und zu strich sie eine ihrer braunen Locken hinter's Ohr. Sie sah schön aus...DRACO! Was, bei Merlins Bart, was denkst du da?! Ich schüttelte mich. Waren das etwa... Gefühle? Nein. Ganz sicher nicht. Nicht für ein Schlammblut. Ich war doch immer noch ein Malfoy.

Als die Stunde vorbei war, stürmte Granger aus dem Klassensaal. Ich schlenderte mit Blaise durch den Flur. Mir gingen seine Worte nicht aus dem Kopf. Ich will ja nicht zu viel von dir verlangen. Granger wäre schon anspruchsvoll. Aber ich konnte nicht. Sie war ein Schlammblut, ich würde nicht für eine lächerliche Wette meine Familienehre auf's Spiel setzen. ,,Also Draco? Hast du dich entschieden?", fragte Blaise grinsend, als hätte er meine Gedanken gelesen. ,,Was?" ,,Na, kriegst du die Granger rum?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich kann nicht. Man, wenn meine Familie das erfährt, bin ich tot.", erklärte ich ihm und ging weiter Richtung große Halle. ,,Du hast einfach nur Schiss, dass du's nicht schaffst!", munkelte er und ich schlug ihm genervt auf den Kopf. Aber meine Gedanken kreisten um Granger.

Als wir an der großen Halle angekommen waren, saßen bereits unzählige Schüler an den Tischen. Unter anderem Granger, sie hatte ich sofort entdeckt. Ich ging rüber an den Slytherin-Tisch und ließ mich neben meine Freunde fallen. Sofort rückte Pansy mir auf die Pelle. Mein Gott, wie dieses Mädchen nerven konnte. ,,Verschwinde Pansy.", murrte ich und schob sie wieder weg. Von den anderen bekam ich seltsame Blicke zugeworfen, schließlich war ich der letzte, der ein Mädchen abservierte. Irgendwann wandte sie sich beleidigt ab. Ich seufzte und lud mir ein wenig Essen auf den goldenen Teller. Die anderen Slytherin taten es mir nach und begannen, sich zu unterhalten. So sehr ich mich bemühte, konnte ich ihnen nicht folgen. Stattdessen glitt mein Blick immer wieder hinüber zum Gryffindor-Tisch. Er blieb zu meinem Entsetzen an Granger hängen. Ihre haselnussbraunen Locken hingen der Hexe über der Schulter, während sie sich angeregt mit dem Weasleymädchen unterhielt. Sie war so...Draco! Bei Merlin, sie ist immer noch ein verdammtes Schlammblut!

,,Draco, Schatzi, was denkst du gerade?" Pansy's zuckersüße Stimme riss mich aus den Gedanken. ,,Pansy, Süße, das verstehst du nicht.", antwortete Blaise und verzog dabei sein Gesicht. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. ,,Aber mal im Ernst. ich wusste, dass du nicht kneifst!", grinste mein Freund. ,,Was?" ,,Na, gib's zu, du überlegst, wie du Granger rumkriegst."
Er würde es nie verstehen, oder? Ich konnte Granger nicht rumkriegen. Ich konnte es einfach nicht, sollte mein Vater das irgendwie herausfinden, wäre ich tot. Mausetot. ,,Und? Hast du schon eine Idee?", fragte er leise. Er würde es wirklich nie verstehen, also schüttelte ich den Kopf. ,,Nein, ich lass mir da Zeit.", murmelte ich und erhob mich. Mit schnellen Schritten verließ ich die große Halle.

Gelassen schlenderte ich mit meinen Freunden zum nächsten Saal. Als wir in den Gang zum Saal für Wahrsagen einbogen, stutze ich. An der kalten Sandsteinmauer angelehnt stand Granger. Ihre nussbraune Mähne hing immer noch wild über ihre Schultern. Ihr schwarzer Umhang wehte leicht hin und her. Unauffällig schielte ich zu Blaise. Dieser stand mit Pansy und ein paar anderen zusammen und unterhielt sich begeistert über irgendetwas. Vielleicht Quiddich.
Ich drehte meinen Kopf wieder zu Granger. Sie hatte ihren Blick auf den Boden gerichtet. Ohne ihre Freunde sah sie so verloren aus. Dabei war ich ganz froh, sie ohne St. Potter und das Wiesel anzutreffen. Die beiden gingen mir immer noch mächtig auf die Nerven. Ich konzentrierte mich wieder auf Granger. Ihr Blick war gelangweilt, beinahe leer. Dabei war sie so ein fröhliches Mädchen. Fast immer hatte ich sie fröhlich angetroffen. Na ja. Fast.
Granger seufzte plötzlich leise auf. Sie sah so allein aus, so verlassen. Irgendwo in mir drin spürte ich auf einmal das drängende Verlangen, sie in den Arm zu nehmen. Und während ich mich, geschockt von mir selbst, wieder zu Blaise wandte, fragte ich mich, ob dieses Verlangen nicht schon immer da war.

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