Es begann zu regnen, als wir das Schloss erreicht hatten. Wir lehnten uns an die steinerne Mauer, sahen hinaus in den Regen und ich begann zu lachen. Zwar wusste ich nicht, warum, aber es fühlte sich gut an. Befreiend.
In meinem Körper herrschte ein wohlliges, angenehmes, leicht aufgeregtes Kribbeln, was mir beinahe zu Kopf stieg.
'Das Gefühl von Trunkenheit', schoss es mir durch den Kopf, 'kam diesem hier ziemlich ähnlich. Aber vielleicht ist es auch Trunkenheit? Von Glück, von Zufriedenheit? Von ... Von Liebe?'
Ich erstarrte. War das wirklich möglich, ich hatte doch erst erfahren, wie sich gebrochene Liebe anfühlte. Konnte es dann wirklich sein, dass ich genau das gleiche von vorne begann?
Der Gedanke ließ mich nicht mehr los und je mehr Zeit ich daran verschwendete, desto sicherer wurde ich mir: Was auch immer ich hier tat, es war ein Fehler.Draco musste es gemerkt haben, dass ich nicht mehr bei ihm war, denn er griff an meine Schultern und drehte mich sacht, aber bestimmt in seine Richtung. Seine Augen erforschten die meinen, sein Blick war ernst, aber nicht hart. Eher, als würde er in mein Inneres sehen wollen, als wolle er wissen, was ich dachte. Ich seufzte lautlos auf. Wie gut es sich anfühlte, wenn sich jemand Sorgen um mich machte. Wenn sich jemand wirklich um mich kümmerte.
,,Hermine, was denkst du gerade?", fragte er mit rauer Stimme, die mir eine Gänsehaut auf die Arme jagte.
Die kurzen Löckchen in meinem Nacken kitzelten verräterisch. Seine Art, die Stimme, die er benutze, und vor allem sein Blick versprachen so viel Einfühlsamkeit, so viel Ehrlichkeit, dass ich für einen Moment gewillt war, ihm tatsächlich meine Gedanken zu verraten. Aber was, wenn er lachen würde? Und war es nicht etwas unfassbar intimes, was ich gedacht hatte? Ich würde ihn vermutlich verletzen, nein, nicht nur vermutlich.,,Es ist nichts. Nur ...", begann ich unschlüssig und sah zu Boden. ,,Was, was ist?"
Ich schluckte. ,,Ich habe mich erst vor knapp drei Wochen von Ron getrennt -" Ich hielt inne, denn eigentlich stimmte das nicht. Es lief zwar schon länger nichts mehr zwischen uns, aber offiziell getrennt hatten wir uns nicht. ,,Nein, Draco, ich habe mich nicht mal von ihm getrennt. Ganz offiziell habe ich noch einen Freund... Ich weiß nicht, ob ich -
Es hat unendlich weh getan, zu erkennen, dass es zwischen Ron und mir aus war, aber ich weiß nicht, ob ich so etwas noch einmal kann. Was ist, wenn das alles hier ... wenn es einfach noch zu früh ist?"
Meine Stimme zitterte. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Und Draco stand da und sagte nichts. Dann legte er mir die Hand auf die Wange und seine weiche Haut löste ein Kribbeln und Brennen aus, dass ich froh war, an der Wand angelehnt zu sein, denn sonst wäre ich vermutlich einfach zu Boden gesunken.
Nie im Leben hatte ich mir vorgestellt, solche Berührungen von Draco Malfoy zu empfangen, aber es fühlte sich verdammt, verdammt gut an.
,,Hermine..." Seine Augen verrieten nicht, was er sagen wollte, nichts an ihm. Es machte mich nervös. Was, wenn er insgeheim wie ich dachte? Wenn er sagte, dass das alles nicht passte und dass es vorbei war? Vorbei, was nicht einmal angefangen hatte. Allein dieser Gedanke versetzte mich in Panik, sodass ich mir auf einmal sicher war, dass ich etwas für Draco empfand. Vielleicht war diese kleine Angst von gerade eben völlig unbegründet gewesen, denn eigentlich war ich mir doch sicher, dass es nicht zu früh war.
,,Ich verstehe dich. Aber verstehe mich, kann meine Finger nicht von dir lassen, ich bitte dich, lass deinen Verstand doch einfach aus und höre auf dein Herz."
Und genau in diesem Moment sagte mein Herz, dass er alles war, was ich jetzt wollte.Eine ganze Woche lang wusste ich nicht, wie ich Draco Malfoy unter die Augen treten sollte. Nicht, dass ich mich geschämt hätte, eher im Gegenteil; ich sehnte mich beinahe nach seiner Gesellschaft und das war es, was mich beängstigte. Erstens war es Draco Malfoy, über den ich so dachte. War er nicht noch bis vor gar nicht allzu langer Zeit mein Erzfeind gewesen? War es nicht er gewesen, der mir mein Leben zur Hölle gemacht, mich bis in den Wahnsinn getrieben und sich zu allem Überfluss auch noch über mich lustig gemacht hatte?
Warum sollte also ausgerechnet ich jetzt so über ihn denken? Warum sollte ich mich auf jeden Augenblick seiner Gesellschaft freuen?
Denn das war auch Punkt zwei, hatte ich mir nicht nach dem Krieg geschworen, mich nie wieder an eine Person zu binden? Hatte ich mir nicht vorgenommen, niemandem mich, meinen Körper oder gar meinen Verstand anzuvertrauen? Natürlich, dass tat ich ja auch nicht, wenn ich mit ihm unterwegs war, aber es würde doch früher oder später dazu kommen. Noch funktionierte mein Verstand bestens und er rief mir immer und immer wieder ins Gedächtnis, dass Draco schon so viele Herzen gebrochen hatte, warum also sollte es bei mir denn nicht anders sein?
Dass, was er gesagt hatte, hatte mein Herz berührt, mich schwach gemacht. Er hätte es so einfach brechen können, wie sollte dass erst werden, wenn ich anfangen würde, noch mehr für ihn zu empfinden?
Vielleicht war das alles nur ein Spiel für ihn und ich eine Puppe, mit der man machen konnte, was man wollte.
Aber das wollte ich nicht. Ich wollte nicht willenlos und machtlos sein, mit mir machen lassen, was ein Anderer wollte. Ich konnte nicht auf Dracos Wesen vertrauen, immerhin hätte er mich vor einem Jahr noch bei jeder Gelegenheit umbringen wollen.Es brach mir zwar fast mein Herz, weil ich die kurze Zeit genossen hatte, in der ich das seltene Gefühl verspürt hatte, geliebt zu werden, aber mein Entschluss stand fest: Ich musste misstrauisch bleiben, achtsam, damit ich ausmachen konnte, was Draco im Schilde führte. Wenn ich eins nicht gebrauchen konnte, dann war es ein erneut zersplittertes Herz.
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Hallöchen :)
Nicht ganz so lang wie sonst, aber dafür kommt noch diese Woche ein weiteres Kapitel...
Ich hoffe es gefällt euch :)
~JessySophia
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Dreams
FanfictionEin halbes Jahr ist seit der großen Schlacht vergangen. Alles scheint sich wieder an seinen gewohnten Platz zu rücken. Alles, außer Hermines Gefühle. Die spielen auf einmal mehr als verrückt. Und das alles nur, weil ein gewisser jemand zurück gekehr...