Irgendwo im Nirgendwo

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Jake war jetzt meine letzte Hoffnung. Ich wusste einfach nicht, wie ich diesen Verrückten abschütteln sollte, schließlich befand ich mich mitten in der Nacht auf einer verlassenen Straße, irgendwo im Nirgendwo. Und der Mann ohne Gesicht direkt hinter mir.

Jake:"Was ist passiert, wo bist du?"

Jake klang angespannt und ich konnte mir beinahe vorstellen, wie verrückt es ihn machte, dass ich nicht auf ihn gehört hatte. Ich hasste es, dass ich ihn in eine solche Situation gebracht hatte.

"Ich war bei der Hütte. Die Anderen waren nicht mehr dort. Sie sind wieder in Duskwood und es geht ihnen gut, aber er hat dort auf mich gewartet. Du hattest Recht, ich hätte auf dich hören sollen, Jake. Er verfolgt mich. Ich fahre gerade in Richtung Duskwood, aber er ist direkt hinter mir"

Ich sprach so schnell, dass es mich wunderte, dass er mich überhaupt verstand.

Jake: "Ich werde dich orten. Versuch ihn weiterhin auf Abstand zu halten"

Leichter gesagt als getan. Ich fuhr bereits wie eine Wahnsinnige und schnitt jede Kurve, doch ich konnte ihn noch immer im Rückspiegel sehen.

Jake: "Ich habe dich gefunden. Du bist noch etwa zwei Kilometer von der nächsten Querstraße entfernt. Wenn du dort ankommst, musst du links abbiegen. Etwa einen Kilometer weiter gibt es auf der rechten Seite einen Feldweg. Das ist der schnellste Weg nach Duskwood"

Ich versuchte mir die Wegbeschreibung zu merken. Fehler durfte ich mir jetzt keine erlauben.

"Und was dann? Er wird mir sicherlich weiter folgen."

Jake: "Sobald du in Duskwood bist, navigiere ich dich zum Polizeirevier"

"Ich soll zur Polizei gehen?"

Jake: "Nein. Aber er wird dich sicherlich nicht direkt vor einer Polizeiwache angreifen. Das sollte uns etwas Zeit verschaffen"

Ich atmete tief durch. Jake in gewisser Weise bei mir zu haben, half mir, nicht durchzudrehen. Ich wusste wirklich nicht, was ich ohne ihn tun würde.
Immer wieder schaute ich in den Rückspiegel, nur um feststellen, dass er noch immer da war.

"Danke, dass du da bist Jake. Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe.."

Eine Weile blieb es still am anderen Ende der Leitung.

Jake: "Ich hätte dich aufhalten müssen.."

"Das hast du doch versucht, Jake. Es ist nicht deine Schuld, dass ich mich in diese Lage gebracht habe."

Den Rest der Fahrt sprachen wir kaum miteinander. Jake erkundigte sich regelmäßig danach, wie weit der Mann ohne Gesicht von mir entfernt war. Als ich schließlich in den Feldweg einbog, wurde ich noch nervöser als ohnehin schon. Ich merkte Jake an, dass es ihm genauso erging. Dieser Weg war zwar der Kürzeste, aber auch der Unberechenbarste.

Jake: "Noch etwa 5 Minuten, bis du Duskwood erreichst"

Ich fuhr immer weiter und betete, dass der Plan aufgehen würde.
Als ich das Ende des Feldweges erreichte, befand ich mich anscheinend am Rande von Duskwood. Jake dirigierte mich durch die verschiedenen Straßen und ich stellte erleichtert fest, dass das Auto hinter mir immer größern Abstand hielt.

Jake: "Die Nächste rechts, dann müsstest du die Polizeiwache sehen können"

Ich folgte seiner Anweisung und tatsächlich, da war das Revier. Ich hielt direkt davor an und sah in den Rückspiegel. Die Scheinwerfer des anderen Wagens fuhren an dieser Straße vorbei.

"Er ist weg. Er ist einfach weiter gefahren"

Als die Anspannung langsam von mir abfiel und das Adrenalin sich in Luft auflöste, konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen. Tränen stiegen mir in die Augen und ich weinte so leise, wie ich konnte. Ich wollte nicht, dass Jake es hörte, er machte sich schon genug Sorgen.

Jake: "Es ist alles in Ordnung, du hast es geschafft, Tasha. Er wird dir jetzt nichts tun können. Hab keine Angst"

Es war sowohl beängstigend als auch beruhigend, wie gut Jake mich bereits kannte, obwohl wir erst seit ungefähr einem Monat Kontakt zueinander hatten. Er wusste immer, was in mir vorging.
Ich atmete tief durch und wischte mir die Tränen von den Wangen.

"Danke für alles, Jake. Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe"

Ich konnte förmlich spüren, wie er rot wurde und konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Doch meine Stimmung kippte schnell wieder. Was sollte ich jetzt tun? Und vor allem, wo sollte ich nun hin?

A Duskwood Story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt