Ein Alarmton riss mich unsanft aus dem Schlaf. Erschrocken fuhr ich hoch und saß aufrecht im Bett. Jake sprang auf und lief zu seinem Laptop, der das unerträgliche Geräusch von sich gab. Er tätigte zwei Klicks mit der Maus, dann drehte er sich panisch zu mir um und sah mir direkt in die Augen. Dieser eine Blick reichte aus. Wir beide wussten, was das zu bedeuten hatte. Wir hatten gehofft, dass es nicht passieren würde, aber jetzt war der Zeitpunkt wohl gekommen.
Jake: "Verdammt!", rief er, fuhr sich verzweifelt durch die Haare und trat einen der Stühle um.
Sofort war ich auf den Beinen, lief zu ihm und nahm seine Hände in meine.
"Hey, sieh mich an"
Langsam drehte er seinen Kopf so, dass er mich ansah und ich konnte die Wut und die Verzweiflung in seinen Augen sehen.
Jake: "Ich kann nicht gehen, ich kann dich hier nicht zurücklassen!"
"Du musst. Wir haben keine andere Wahl, Jake"
Einen Moment sahen wir uns schweigend an. Das war es. Unsere schlimmsten Befürchtungen waren soeben eingetreten. Ein scharfer Schmerz durchzuckte meine Brust. Vor wenigen Minuten war die Welt noch in Ordnung gewesen. Ich lag in Jakes Armen und fühlte mich sicher. Und nun schlug die Realität knallhart zu.
Jake: "Noch wissen sie nicht genau, wo ich bin, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit. So nah waren sie mir noch nie"
"Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Du musst dich in Sicherheit bringen, Jake"
Jake: "Und was ist mit dir?"
Eine wirklich gute Frage. Was war eigentlich mit mir? Mein Leben brach gerade auseinander. Am Liebsten hätte ich alles hinter mir gelassen und wäre mit ihm gegangen, aber das kam zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht in Frage. Der Mann ohne Gesicht war noch immer da draußen und jetzt lag es an mir allein ihn zu stoppen.
"Mach dir keine Sorgen um mich. Ich komme schon zurecht"
Wen versuchte ich hier eigentlich gerade zu überzeugen? Ihn oder mich? Gequält sah er mich an und ich versuchte die Tränen zurückzuhalten, die sich anbahnten. Ich drückte seine Hand, dafür war jetzt keine Zeit.
"Wir müssen deine Sachen packen"
Ich half Jake sein Equipment abzubauen und suchte seine übrigen Sachen zusammen, während er alles in seinen Rucksack stopfte.
Jake warf mir einen seiner Hoodies zu.Jake: "Den werde ich mir zurückholen", versprach er.
Jetzt konnte ich es nicht mehr verhindern. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich begann am ganzen Körper zu zittern. Schnell kam er auf mich zu und schloss mich in seine Arme.
Jake: "Ich werde einen Weg finden, zu dir zurück zu kommen. Das verspreche ich. Bitte tu nichts waghalsiges, Tasha. Sei vorsichtig, dir darf auf keinen Fall etwas passieren"
Ich nickte und fing an zu weinen. Mein Herz brach in tausend kleine Teile. Ich wusste, was das für uns bedeutete. Jake hatte schon einmal untertauchen müssen und diesmal würden seine Verfolger sich nicht von einer #IamJake Aktion in die Irre führen lassen. Es gab nichts, womit ich sein Verschwinden hätte verhindern können. Ich würde sehr lange Zeit nichts mehr von ihm hören, vielleicht nie wieder.
Jake: "Ich liebe dich"
Mit tränenverschleiertem Blick sah ich ihn an. Mein kleines kaputtes Herz in meiner Brust machte einen letzten Hüpfer.
"Und ich liebe dich, Jake", schluchzte ich.
Da waren sie also. Die berühmten drei Worte. Ich wünschte, sie wären unter anderen Umständen gefallen, aber das hier war vielleicht unsere letzte Gelegenheit. Jetzt, wo ich wusste, dass er mich auch liebte, erschien es mir unmöglich ihn gehen zu lassen.
Er presste seine Lippen auf meine und küsste mich ein letztes Mal. Ich versuchte mir jedes Detail an ihm genaustens einzuprägen, damit nichts von alledem in Vergessenheit geraten konnte.
Als wir uns von einander lösten, sah ich, dass auch Jake Tränen in den Augen hatte. Das war einfach nicht fair. Warum ausgerechnet jetzt und warum wir? Jake ließ mich los, ging zu seinem Rucksack und zog den Reißverschluss zu, ehe er ihn sich aufsetze. Dann schnappte er sich die anderen zwei Taschen und warf sie sich über die Schulter. Er sah mich noch einmal an und streichelte meine Wange.Jake: "Bis bald"
Ich nickte und klammerte mich an seinen Hoodie in meinen Armen.
"Pass auf dich auf"
Dann drehte er sich um und ging. Jake zog die Tür hinter sich zu und ich brach zusammen. Ich fiel auf die Knie, presste mir seinen Hoodie vor den Mund und schrie. Tränen strömten über meine Wangen in den weichen Stoff. Wie konnte das nur passieren? Er war wirklich fort und ich spürte seine Abwesenheit in jeder Zelle meines Körpers.
Minuten vergingen, in denen ich noch immer dort auf dem Boden kniete und versuchte zu verstehen, was gerade geschehen war. Es kam mir vor, wie der schlimmste Albtraum meines Lebens, nur, dass ich nicht aufwachen konnte.
Plötzlich vibrierte mein Handy. Eine neue Nachricht von Unbekannt. Schnell öffnete ich sie, in der Hoffnung, sie wäre von Jake. Was ich jedoch zu Gesicht bekam, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Es war ein Bild von ihm. Sein Gesicht war nicht zu sehen, doch ich wusste sofort, dass es Jake war. Das Foto musste an dem Morgen aufgenommen worden sein, als er uns Frühstück geholt hatte. Darunter stand eine Nachricht:Unbekannt: "Dein Freund war mir im Weg. Jetzt sind es nur noch wir beide"
Das Handy fiel mir aus der Hand und landete auf dem Boden. Er war es gewesen. Er hatte seine Verfolger auf seine Spur gebracht. Er hatte mir Jake genommen.
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A Duskwood Story
Mystery / ThrillerSie darf keine Zeit mehr verlieren. Ihre Freunde sind in Gefahr, und so beschließt Tasha, entgegen ihres Versprechens, nach Duskwood zu reisen, um dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch was, wenn der Mann ohne Gesicht genau darauf gewartet hat? Kan...