Geständnisse

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Während der Fahrt zum Motel nahm ich wieder mein Handy und antwortete Jake. Ich wollte nicht, dass er dachte er hätte etwas Falsches gesagt.

"Geht klar, aber ich suche den Film aus, das wäre nur fair"

Jake: "Wir würden einen Film ansehen?"

"Natürlich, dachtest du, ich würde dich gleich wieder verschwinden lassen? Keine Chance"

Jake: "Du würdest also wollen, dass ich bleibe?"

"Ich würde immer wollen, dass du bei mir bleibst, Jake"

Hatte ich das gerade wirklich geschrieben? Ich war wirklich angetrunken. Definitiv gefährlich, in diesem Zustand mit Jake zu schreiben. Aber ich wollte gerade unbedingt mit ihm sprechen. Abgesehen davon, war es nichts als die pure Wahrheit.

Der Wagen stoppte und ich bemerkte, dass wir beim Motel angekommen waren. Ich bedankte mich bei Cleo dafür, dass sie mich gefahren hatte und verabschiedete mich von ihr und Lilly. Sie warteten bis ich hineingegangen war, bevor sie weiter fuhren. Ich war wirklich glücklich darüber, Freunde gefunden zu haben, denen ich wichtig war. Ich beschloss noch eine Nachricht in den Gruppenchat zu schreiben.

"Danke für den schönen Abend Leute, es wahr sehr schön euch endlich zu treffen!"

Jessy antwortete mit ein paar Herzen und die anderen stimmten mir zu.

Ich zog mir etwas Bequemes an, schminkte mich ab und legte mich dann ins Bett. Ich öffnete wieder Jakes Chat. Er war noch online, hatte aber bisher nicht wieder geantwortet.

"Tut mir leid, falls ich etwas Falsches gesagt habe. Ich wollte dich nicht bedrängen"

Ich sah, dass er etwas eintippte und es anschließend wieder löschte. Dann begann er erneut zu schreiben. Das Warten machte mich wahnsinnig und ich fing an, zu bereuen, dass ich so offen zu ihm gewesen war.

Jake: "Du hast nichts Falsches gesagt. Ich bin einfach nicht gut darin, die richtigen Worte zu finden..

Bevor ich etwas antworten konnte, schrieb er erneut.

Jake: "Ich habe bisher nie bereut, wie ich mein Leben geführt habe. Ständig den Aufenthaltsort zu wechseln und keine andauernden Kontakte aufrechtzuerhalten, hat mir nie etwas ausgemacht. Bis du kamst. Seit ich dich kenne, habe ich das erste Mal den Wunsch, länger an einem Ort bleiben zu können. Dich treffen zu können und mich nicht mehr verstecken zu müssen. Als ich dich damals anschrieb, hätte ich niemals erwartet, dass das alles verändern würde"

Seine Ehrlichkeit überraschte mich. So offen hatte Jake noch nie über seine Gefühle gesprochen. Ich wusste, dass zwischen uns etwas war, was über eine einfache Freundschaft hinausging, doch ich konnte mir bis zu diesem Zeitpunkt nie sicher sein, ob er wirklich genauso fühlte, wie ich.

"Mir geht es doch genauso, Jake. Seit du in mein Leben getreten bist, werfe ich alle meine Prinzipien über Bord und treffe Entscheidungen, die ich vorher unmöglich getroffen hätte. Ich jage einen Mörder, versuche ein fremdes Mädchen zu retten, habe mich mit ihren Freunden angefreundet und du.. du sorgst dafür, dass ich über mich selbst hinauswachse. Du bist ein gesuchter Hacker. Und es könnte mir nicht egaler sein, warum das so ist. Du bedeutest mir eine Menge, Jake. Und ich würde alles tun, damit du in Sicherheit bist. Trotzdem kann ich kaum an etwas anderes denken, als daran, wie es wäre dich zu treffen.."

Ich wusste nicht genau, wann ich angefangen hatte zu weinen, aber ich merkte plötzlich, dass Tränen meine Wangen entlang liefen. Es tat weh, dass ich ihn vielleicht nie treffen würde. Dass das hier vielleicht alles sein würde, was ich je von ihm bekommen konnte.

Jake: "Ich wünschte, es wäre einfacher. Es tut mir leid, dass ich dich in all das hinein gezogen habe"

So, das war es also mit unserem offenen Gespräch über unsere Gefühle. Aber ich wollte nicht, dass er jetzt ging.

"Jake.. bitte mach jetzt nicht dicht. Ich weiß es fällt dir schwer, über deine Gefühle zu reden, aber bitte lass mich jetzt nicht allein.. können wir bitte noch ein wenig schreiben? Egal über was.."

Es dauerte einen Augenblick und ich dachte schon, es würde keine Antwort mehr kommen.

Jake: "Magst du mir mehr über deinen Abend mit den Anderen erzählen?"

Ich war erleichtert, dass er darauf einging. Mir war egal, über was wir sprachen. Hauptsache war, dass er bei mir blieb. Ich erzählte ihm, wie es war, die Anderen zu treffen, dass ich es lustig fand, dass Dan und ich uns in einer Tour ärgerten und dass ich froh über die Freundschaft mit Lilly war. Er stellte noch weitere Fragen und wir schrieben noch ungefähr eine Stunde, bevor wir uns verabschiedeten.
Als ich mein Handy beiseite legte, fühlte ich mich unglaublich einsam. Wie sollte es nur weiter gehen? Hannah war noch immer verschwunden. Wir wussten nicht einmal, ob Richy noch lebte. Und wie sollte ich mich auf all das konzentrieren und stark bleiben, wenn ein gewisser Hacker sich einen solch großen Teil meines Herzens geschnappt hatte und ich nicht wusste, ob es jemals zu etwas führen würde..
Nach einer Weile wurde das Gedankenkarussell in meinem Kopf langsamer und ich glitt in einen unruhigen Schlaf.

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