Wein und Gefühlschaos

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Ich wollte sie nicht noch mehr beunruhigen, aber wenn wir Hannah und Richy finden wollten, durfte es keine Geheimnisse mehr geben.
Ich erzählte ihnen davon, wie ich bei der Hütte ankam und ihn schließlich am Fenster stehen sah. Auch von der anschließenden Verfolgungsjagd erzählte ich jedes Detail. Als ich schließlich fertig war, sagte erst einmal niemand etwas. Dan war der Erste, der das Schweigen brach.

Dan: "Na schöne Scheiße"

Ich lachte düster auf, das traf es ziemlich auf den Punkt.

"Das kannst du wohl laut sagen. Tut mir leid, dass ich euch nicht gleich gesagt habe, was los ist. Ich musste das Ganze selbst erst begreifen"

Jessy legte mir einen Arm um die Schultern.

Jessy: "Hey, das ist doch kein Problem. Wir verstehen dich, schließlich sitzen wir alle im selben Boot"

Cleo: "Aber warum sollte er dich entkommen lassen? Hätte er dich wirklich loswerden wollen, hätte er es doch anders angestellt und dich vielleicht ins Haus gelockt"

"Ich denke, dass es ihm vielleicht genau darum ging. Jetzt hat er uns alle am selben Ort versammelt"

Thomas: "Und was bringt ihm das?"

"Tja, ich schätze, das werden wir noch früh genug erfahren. Irgendwas hat er vor. Ich weiß auch nicht wirklich, wo wir als Nächstes weiter machen sollen. Das Ganze macht mich langsam wirklich verrückt.."

Wir sprachen noch eine Weile über den Vorfall und die anfänglich lockere Stimmung war verflogen. Ich entschuldigte mich kurz und ließ mir von Jessy das Badezimmer zeigen.
Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete die Ringe unter meinen Augen. Wie lange würde ich das alles noch durchhalten? Ich spritzte mir ein wenig kühles Wasser ins Gesicht und versuchte mich wieder zusammenzureißen. Bevor ich zurück zu den Anderen ging, nahm ich mein Handy und öffnete Jakes Chat. Nach wie vor keine Antwort.

"Jake ich mache mir langsam wirklich Sorgen um dich. Ist alles in Ordnung? Bitte schreib mir, sobald du kannst. Ich bin gerade bei Jessy.. die Anderen sind auch hier. Ich habe ihnen erzählt, was passiert ist. Tut mir leid, dass ich das nicht vorher mit dir besprochen habe. Ich denke es ist am besten, wenn jeder über alles Bescheid weiß. Bitte melde dich.. du fehlst mir"

Ich schickte die Nachricht ab und ging zurück zu den Anderen. Jessy hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, unser aller erstes gemeinsames Treffen nicht mit bedrückter Stimmung ausklingen zu lassen. Sie hatte etwas zu Knabbern bereit und Weingläser auf den Tisch gestellt.

Jessy: "Da bist du ja Tasha. Wir müssen darauf anstoßen, dass du endlich hier bei uns bist. Auch wenn die Umstände nicht ideal sind, muss es trotzdem gefeiert werden. Wein?"

Sie grinste mich begeistert an.

"Ich kann nichts trinken, Jessy. Ich bin doch mit dem Auto da und ich muss später zurück ins Motel"

Sie zog einen Schmollmund.

Cleo: "Ich kann dich nachher mitnehmen, wenn du möchtest. Dein Auto kannst du bestimmt bis morgen hier stehen lassen oder Jessy?"

Jessy: "Natürlich kann sie das. Dann ist das beschlossene Sache"

Jessys Freude war einfach ansteckend. Wie sollte ich es ihr also ausschlagen? Sie füllte drei Gläser mit Weißwein auf und reichte Lilly und mir jeweils eines. Dan überredete sie dazu, ihm etwas Whiskey einzugießen. Thomas und Cleo tranken weiterhin Cola.

Wir stießen gemeinsam an und fingen an, uns über erfreulichere Dinge zu unterhalten. Sie erzählten mir Geschichten, die sie schon gemeinsam erlebt hatten. Zum Beispiel, wie sie früher immer zusammen in der Aurora saßen und bis in die frühen Morgenstunden Phils Cocktails getrunken und dabei jede Menge Spaß gehabt hatten. Einige ihrer Geschichten brachten mich wirklich zum Lachen und es tat gut, einmal an etwas Anderes zu denken und ein bisschen abzuschalten. Wir hatten trotz allem einen wirklich schönen Abend. Als ich bereits mein drittes Glas Wein getrunken hatte, bemerkte ich, wie der Alkohol zu wirken begann. Mein Körper entspannte sich ein wenig. Ich hatte schon länger nichts getrunken und das machte sich nun bemerkbar.

Als Lilly gerade eine Geschichte von sich und Hannah erzählte, bemerkte ich, dass mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ich zog es heraus und war sofort erleichtert. Eine neue Nachricht von Jake.

Jake:"Hallo Tasha. Entschuldige, dass ich dir bisher nicht schreiben konnte. Ich hatte Einiges zu erledigen und es war an der Zeit, meinen Standort zu wechseln, um meine Verfolger weiterhin auf Abstand zu halten. Ich denke, du hast dich richtig entschieden. Die Anderen sollten wissen, was passiert ist. Wie geht es dir?"

Zum Glück ging es ihm gut. Wo er wohl gerade war? Ich würde es wohl nie erfahren, aber ich hoffte sehr, dass er in Sicherheit war.

"Hey Jake, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich bin froh, dass bei dir alles in Ordnung ist. Mir geht es gut. Ich bin noch bei den Anderen, Jessy hat mich überredet Wein zu trinken. Schlafmangel und Wein sind bestimmt keine gute Kombination, haha"

Jake: "Es freut mich, dass du einen schönen Abend hast"

Der Alkohol machte mich anscheinend mutig. Zeit, Jake ein wenig in Verlegenheit zu bringen.

"Mit dir wäre er aber umso schöner. Du solltest hier bei uns sein. Du gehörst auch zu dieser Gruppe. Und dann könntest du mich später nach Hause fahren :)"

Jake: "Nur, wenn wir uns dann noch etwas zu Essen beim Chinesen holen würden :)"

Verdammt, wenn es um Jake ging, konnte ich rationales Denken wirklich vergessen. Wenn er sowas schrieb, brachte es mich total aus der Fassung. Ich musste grinsen. Er schien es damals ernst gemeint zu haben. Wie gerne ich ihn treffen würde. Dann könnten wir uns sehen, miteinander sprechen und uns berüh..

Jessy: "HALLO Erde an Tasha, bist du noch bei uns?"

Sie lachte, ich schaute auf und wurde rot. Ich hatte den Anderen gar nicht mehr zugehört.

"Tut mir leid, ich war gerade etwas abgelenkt"

Dan: "Jaja, das haben wir bemerkt. Sag Hackerboy, er kann dich wieder in Beschlag nehmen, sobald wir mit dir fertig sind"

Er lachte und mein Gesicht lief rot an wie eine Tomate.

Cleo, die offenbar bemerkte, wie unangenehm mir das Ganze war, wechselte schnell das Thema.

Cleo: "Wir sollten ohnehin langsam los, es ist schon ziemlich spät"

Ich sah auf meine Uhr und sie hatte Recht. Es war bereits kurz vor Mitternacht. Ich trank mein Glas schnell aus und anschließend machten wir uns zum Aufbruch bereit. Ich verabschiedete mich von allen und wir versprachen uns, dass wir uns sobald wie möglich wieder treffen würden. Dann machten Cleo, Lilly und Ich uns auf den Weg zu Cleos Auto. Während wir zum Auto liefen nahm Lilly mich beiseite.

Lilly: "Wie geht es ihm?"

"Es geht ihm gut, er ist in Sicherheit, soweit ich weiß. Das haben wir dir zu verdanken, Lilly"

Sie schüttelte den Kopf.

Lilly: "Nein ich habe es erst verbockt. Aber ich bin froh, dass er dich hat. Und es scheint dich ja ziemlich erwischt zu haben"

Ich riss die Augen auf, sie grinste und stieg dann in Cleos Wagen ein.

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