Ich folgte Jake mit schnellen Schritten nach draußen in die dunkle Nacht. Noch immer hielt er meine Hand, doch keiner von uns sagte ein Wort. Trotzdem spürte ich seine Anspannung, für ihn war es zu gefährlich hier zu sein und wir mussten schnellstmöglich hier verschwinden.
Jake half mir durch das Loch im Zaun und führte mich zu einem Wagen, welcher am Rande des Geländes im Dunkeln stand. Er öffnete mir die Beifahrertür und ließ mich einsteigen, dann stieg auch er ein und startete den Wagen. In den letzten Minuten war es so still gewesen, dass ich beim Geräusch des Motors leicht erschrak und zusammenzuckte. Als wir uns in Bewegung setzten, sah Jake besorgt zu mir rüber.Jake: "Geht es dir gut? Brauchst du irgendetwas oder möchtest du über das reden, was dort drinnen passiert ist?"
Ich schüttelte den Kopf und legte dann nach kurzem Zögern meine Hand auf seine, denn ich wollte ihn unbedingt berühren. Mein Plan war es, von nun an nicht mehr von seiner Seite zu weichen. Doch wer konnte mir schon garantieren, dass er nicht in wenigen Stunden bereits wieder verschwunden sein würde? Eine weitere Trennung von ihm würde ich nicht ertragen.
"Ich musste es tun, er hätte dich sonst verletzt oder getötet. Als ich sah, wie er das Messer auf dich richtete.. da war mir einfach alles egal. Ich hoffe, er überlebt es. Ich möchte, dass er für den Rest seines Lebens im Gefängnis verrottet. Nach allem, was er uns angetan hat, ist das das Mindeste"
Jake verschränkte unsere Finger miteinander und wieder einmal wurde mir bewusst, wie schrecklich er mir gefehlt hatte. Ein wohliger Schauer durchfuhr meinen Körper, ihn nun wieder bei mir zu wissen, machte all das Geschehene erträglicher.
Jake: "Ich kann nicht glauben, dass du dich in eine solche Gefahr begeben hast. Als ich deine Nachricht gelesen habe.. da habe ich alles daran gesetzt, dich rechtzeitig aufzuhalten.. Doch du warst schon hier und er auch. Wenn ich nur eine Minute später gekommen wäre, dann.. Zum Glück hattest du noch den Tracker bei dir. Ich hätte dich nicht verlassen dürfen.."
Er klang nicht wütend, doch ich konnte den Schmerz und die Schuldgefühle in seiner Stimme hören. Es war nie meine Absicht gewesen, dass er sich die Schuld für mein Handeln gab oder er Angst um mich haben würde. Ihn so zu erleben, brach mir das Herz. Es tat mir leid, dass ich uns beide in eine solch aussichtslose Situation gebracht hatte, doch letztendlich hatte es sich zum Glück gelohnt. Hannah konnte gerettet werden. Die Gefahr war vorüber, was natürlich nicht bedeutete, dass das, was nun auf uns zu kommen würde, einfach war.
"Nein Jake. Du musstest gehen, das wissen wir beide. Und ich musste diesen Plan durchführen, nur so konnte ich die Anderen beschützen und Hannah retten. Das war die einzige Möglichkeit"
Jake: "Ich hätte dich beinahe für immer verloren"
Seine Stimmte zitterte und ich sah, dass seine Augen in der Dunkelheit glitzerten. So hatte ich Jake noch nie gesehen, und zu sehen, wie sehr er litt, verpasste mir einen tiefen Stich.
Ich wusste, wie er sich fühlte. Genau so hatte ich empfunden, als der Alarm uns mitgeteilt hatte, dass er fliehen musste. Bis zum heutigen Abend hatte ich nicht gewusst, ob ich ihn jemals wieder sehen würde. Der Schmerz, der mit dieser Angst einherging, ließ sich nicht in Worte fassen."Es tut mir leid, Jake. Ich wollte all das einfach beenden. Es war nie meine Absicht gewesen, dich auszuschließen und zu verlassen. Im Gegenteil, ich hab das auch getan, damit wir zusammen sein können"
Jake: "Du bist das aller Wichtigste für mich, Tasha. Aber ich kann nicht zulassen, dass du einfach so dein Leben meinetwegen wegwirfst. Ich kann dir rein gar nichts bieten, nicht einmal Sicherheit. Es ist zu gefährlich für dich, bei mir zu bleiben"
Er vermied es, mich anzusehen, sein Blick war stur geradeaus gerichtet und er versuchte mir seine Hand zu entziehen, doch ich hielt sie fest.
"Hör auf das zu sagen. Verstehst du denn nicht, dass ich dich brauche, Jake? Du bist alles, was ich will und mir ist egal, was ich dafür in Kauf nehmen muss. Ich werde dich nie wieder verlassen"
Jake: "Tasha, ich kann nie lange am selben Ort bleiben, habe keine beständigen Kontakte, geschweige denn Freunde. Du weißt, was das für dich bedeuten würde"
"Ja. Ein Leben auf der Flucht"
Ich versuchte, so bestimmt, wie nur möglich zu klingen. Er sollte verstehen, dass das hier keine spontane Entscheidung von mir gewesen war. Ich hatte gründlich darüber nachgedacht. Klar, die Anderen würden mir unglaublich fehlen. Sie waren meine Freunde und sie bedeuteten mir eine Menge, doch hier ging es um meine Zukunft und ich musste zum ersten Mal in meinem Leben das tun, was mich glücklich machen würde. Ich konnte mein eigenes Glück nicht länger hinten anstellen, nur um alle Anderen zufrieden zu stellen.
Jake: "Und du bist dir ganz sicher? Sie werden es auch auf dich abgesehen haben. Dann gibt es keinen Weg mehr zurück", er klang traurig.
Ich wusste, dass er sich mehr für mich wünschte, doch er musste sich auch darüber im Klaren sein, dass ich nicht aufgeben würde. Ich hatte mich für ihn entschieden. Für uns. Und das würde sich nicht ändern, egal was nun auf uns zukam.
"Ich liebe dich, Jake. Also ja, ich bin mir sicher"
Jake: "Und ich liebe dich, Tasha. Über alles"
Ich drückte seine Hand und sah ihn einfach nur an. Für den Moment gab es nichts weiter zu sagen. Ich wusste, er würde nicht lockerlassen, doch wir hatten alle Zeit der Welt, um diese Diskussion fortzuführen. Jetzt war es erst einmal wichtig, an einem sicheren Ort unterzutauchen.
Als wir gerade aus der Stadt herausfuhren, konnten wir beide in der Entfernung die Sirenen hören. Einen Augenblick war es still im Auto und Jake erhöhte die Geschwindigkeit, um uns so schnell wie möglich von hier fort zu bringen."Willkommen in meiner Welt", hörte ich ihn dann leise flüstern..

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A Duskwood Story
Misterio / SuspensoSie darf keine Zeit mehr verlieren. Ihre Freunde sind in Gefahr, und so beschließt Tasha, entgegen ihres Versprechens, nach Duskwood zu reisen, um dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch was, wenn der Mann ohne Gesicht genau darauf gewartet hat? Kan...