Zusammenhalt

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Der nächste Morgen brach an. Alle waren völlig fertig, doch zum ersten Mal fingen wir an, über das zu sprechen, was passiert war. Thomas erzählte uns, dass Richy wohl am Waldrand von einem Spaziergänger gefunden wurde. Er habe in der Nähe des Wanderweges hinter einem Gebüsch gelegen. Ich kniff die Augen zusammen. Die Vorstellung, wie er dort lag war schrecklich. Für die Täter hatte es keinen Grund gegeben, Richy an einem ähnlich bedeutsamen Ort zu bringen, wie sie es mit Amy getan hatten. Richy hatte mit ihrem Racheplan nichts zu tun gehabt, er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Sein Tot war völlig sinnlos, sie hatten ihn nur umgebracht, um uns zu zeigen, wie ernst es ihnen war. Damit war klar, dass sie vor nichts zurückschrecken würden.
Jessy neben mir fing wieder an zu weinen. Die Anderen, mich eingeschlossen, hatten ihre Tränen bereits am Abend aufgebraucht. Alles was geblieben war, war völlige Leere. Das beschrieb ziemlich gut, wie ich mich fühlte. Richys Tot hatte so gut wie alle Emotionen aus meinem Körper verdrängt. Ich fühlte nichts außer Wut und Verzweiflung.
Thomas erzählte weiter und offenbar war Richy, genau wie Amy, erstochen worden. Diese Information schien zu viel für Jessy zu sein, sie stand auf und ging in das Zimmer nebenan. Wir beschlossen ihr einen Moment Ruhe zu gönnen, damit sie sich wieder fangen konnte.

"Wie geht es seiner Familie?"

Thomas: "Nicht gut. Seine Mutter ist völlig aufgelöst. Ich habe heute morgen mit seinem Vater telefoniert, als ihr noch geschlafen habt. Die Nachricht hat sie völlig zusammenbrechen lassen. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht"

Wir wussten bereits, dass Richys Mutter während seines Verschwindens auf professionelle Hilfe angewiesen gewesen war. Die Tatsache, dass sich ihre schlimmsten Ängste nun bewahrheitet hatten, musste sie zerstört haben.

"Und sein Vater?"

Thomas: "Ich denke, er zeigt nicht, wie sehr es ihn getroffen hat. Er versucht pragmatisch zu handeln und die Beerdigung zu organisieren. Er sagte, es würde noch mindestens drei Tage dauern, bis die Polizei seine Leiche freigeben würde. Daher ist die Beerdigung für nächste Woche angesetzt"

Cleo: "Können wir irgendetwas tun, um zu helfen? Sie müssen das nicht alleine durchstehen"

Thomas: "Ich werde nachfragen, ob wir irgendetwas tun können. Ansonsten helfen wir ihnen vermutlich am Meisten, wenn wir zur Beerdigung kommen und sie unterstützen, damit sie wissen, sie sind nicht allein"

"Ich weiß, jetzt ist vielleicht nicht unbedingt der beste Zeitpunkt, aber Lilly und ich müssen euch noch etwas erzählen"

Ich sah Lilly an, die mittlerweile wieder etwas gefasster wirkte.

Lilly: "Tasha und ich, wir sind gestern noch einmal zu Iris gefahren"

Thomas: "Iris? War das nicht die Mutter von Jennifer?"

"Ganz genau. Eigentlich war es Lillys Idee und noch dazu eine sehr gute, wie sich herausstellte. Wir haben Iris nach unserem Unbekannten befragt und ihr das Bild aus der Aurora gezeigt"

Cleo: "Kannte sie ihn?"

Lilly: "Allerdings. Und jetzt haltet euch fest. Er heißt Josh und er war damals Jennifers Freund"

Thomas: "Dann will er sich also auch rächen, genau wie Michael Hanson?"

"Ja davon gehen wir aus. Ich meine, das ergibt Sinn. Und ich habe gestern Abend wieder eine Drohnachricht bekommen, in der sie es quasi bestätigen. Und im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass sie mir in gewisser Weise mitgeteilt haben, dass Richy gefunden wurde"

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