Ich wich seinem Blick aus und fing an, gedankenverloren in meinem Essen herumzustochern.
Jake: "Du vermisst sie, oder?", seine Stimme klang ruhig und mitfühlend.
"Ja.. aber das allein ist es nicht. Natürlich fehlen sie mir, aber.. ich hab sie hängen lassen, verstehst du? Wahrscheinlich hassen sie mich jetzt, weil ich einfach abgehauen bin"
Jake: "Ich bin mir sicher, dass sie dich nicht hassen. Sie sind schließlich deine Freunde und ihr habt eine Menge zusammen durchgemacht"
Er berührte mein Gesicht und strich mit seinem Daumen über meine Wange. Ich hob den Blick und sah ihm direkt in die Augen. Auch jetzt, wo klar war, dass ich bei ihm bleiben würde, fiel es mir manchmal noch immer schwer, zu begreifen, dass er zu mir gehörte. Ich schmiegte mein Gesicht an seine Hand und genoss, wie jede seiner Berührungen mir immer wieder einen wohligen Schauer durch den Körper jagte.
Jake: "Möchtest du zurück?"
Nun klang er verunsichert und ich schüttelte schnell den Kopf.
"Nein. Es ist nur.. ich hätte mich einfach gerne verabschiedet und ihnen alles erklärt. Dann würde es mir leichter fallen, fort zu gehen und nicht mehr zurück zu blicken. Ich würde gerne sicher gehen, dass alles in Ordnung ist und sie wissen lassen, dass es mir gut geht"
Der Ausdruck, der sich auf Jakes Gesicht abzeichnete, war unergründlich.
Jake: "Ich weiß, was du meinst. Die ganze Zeit über, haben wir alles dafür getan Hannah zu retten. Doch jetzt wo wir es endlich geschafft haben, hatte ich keine Gelegenheit mehr, nach ihr zu sehen oder.. Lilly hat es ihr vielleicht schon gesagt. Dass ich ihr Bruder bin, meine ich. Ich wüsste gern, was sie davon hält.."
Bis zu diesem Augenblick war mir gar nicht klar gewesen, wie sehr auch Jake unter den jüngsten Ereignissen litt. Ich fühlte mich schlecht, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen war, um zu sehen, dass auch er einen inneren Kampf führte. Natürlich fiel es ihm schwer. Hannah und Lilly waren die einzige Familie, die er noch hatte. Und nun, wo er sie endlich gefunden hatte und Lilly und er begonnen hatten, eine Beziehung zueinander aufzubauen, musste er verschwinden.
"Es tut mir so leid, Jake. Wenn ich anders gehandelt hätte, dann wäre jetzt vielleicht alles anders und du hättest die Möglichkeit, deine Schwestern wiederzusehen"
Matt lächelnd nahm er mir den Teller aus der Hand und stellte ihn gemeinsam mit seinem auf den kleinen Wohnzimmertisch. Dann zog er mich in seine Arme und ließ sich rückwärts auf das Sofa gleiten, sodass ich auf seiner Brust lag. Ich legte meine Arme um ihn und lauschte seinem Herzschlag, während er sprach.
Jake: "Ich habe mich bisher noch nicht bei dir bedankt, Tasha. Letztendlich warst es du allein, die Hannah gerettet hat. Ich habe dich zurückgelassen. Und auch, wenn ich noch immer durchdrehen könnte, wenn ich daran denke, in was für eine Gefahr du dich begeben hast, kann ich vermutlich nie die richtigen Worte finden, um dir zu sagen, wie dankbar ich dir bin"
"Du musst dich wirklich nicht bedanken, Jake. Ich habe einfach getan, was ich für richtig hielt. Allerdings wäre mein Plan ohne dich furchtbar schief gegangen. Scheint so, als wäre ich ohne dich ziemlich aufgeschmissen"
Jake kraulte meinen Rücken und ich ließ meinen Kopf weiterhin auf seiner Brust ruhen. Die Tatsache, das Jake noch immer lediglich mit einer Boxershorts bekleidet unter mir lag, machte es mir allmählich ziemlich schwer, mich zu konzentrieren. Seine Erscheinung brachte mich nach wie vor aus dem Konzept. Langsam ließ ich meine Finger an der Seite seines Oberkörpers entlangwandern.
"Wie geht es jetzt weiter?"
Er dachte einen Moment lang nach, bevor er weitersprach.
Jake: "Ich werde versuchen, mir eine Lösung zu überlegen. Bis dahin sollten wir versuchen, keinerlei Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Wir sind hier so sicher, wie es eben geht. Darüber hinaus werde ich dafür sorgen, dass du ein neues Handy bekommst. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass ich dich im Notfall nicht kontaktieren kann. Es ist wichtig, dass wir schnellstmöglich einige Sicherheitsvorkehrungen treffen. Und.."
Jake unterbrach seinen Redefluss, als ich anfing, leichte Küsse auf seiner Brust zu verteilen. Als ich an seinem Bauch ankam, konnte ich hören, wie er scharf einatmete. Ich sah zu ihm auf, und die Intensität, mit der er mich ansah, war beinahe mit Händen zu greifen.
Er zog mich näher zu sich und küsste mich, während seine Hände über meinen Körper wanderten. Ich presste mich enger an ihn und fuhr mit meinen Fingern durch seine Haare. Gerade als Jake seine Hände unter mein T-Shirt wandern ließ, gab sein Laptop ein Geräusch von sich, dass uns darüber in Kenntnis setzte, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Er löste sich von mir und ich sah ihn schmollend an.Jake: "Tut mir leid, ich fürchte, das ist wichtig", er stand auf und musste scheinbar über meine gespielte Empörung grinsen.
Ich sah zu, wie er sich an seinen Laptop setzte und anfing zu tippen.
Jake: "Wir müssen leider später darauf zurückkommen, ich muss mich zunächst um das hier kümmern", sagte er und deutete auf den Laptop.
"Muss ich mir Sorgen machen?"
Jake: "Nein", er lächelte mich aufmunternd an. "Ich arbeite da nur gerade an etwas. Ich sage es dir, sobald es etwas Konkretes gibt"
"Na gut"
Ich stand auf und ging mit unserem Geschirr in die Küche. Dann fing ich an, den Abwasch zu erledigen und kochte Jake im Anschluss daran einen Kaffee. Als ich ihm die Tasse brachte, bedankte er sich bei mir mit einem schnellen, aber liebevollen Kuss, bevor er sich wieder seiner Aufgabe zuwandte.
Ich beschloss, ihm ein wenig Ruhe zu gönnen und ging zurück nach Nebenan.
Dort nahm ich meinen Laptop aus meinem Rucksack und zog mich damit ins Bett zurück. Ich wusste zunächst nicht genau, wonach ich suchte, doch dann fand ich einen Ordner mit alten Fotos. Ich klickte mich durch mehrere hunderte Fotos. Dort waren Bilder aus meiner Kindheit, zusammen mit meinen Eltern und früheren Freunden, aus meiner Schulzeit und von Geburtstagen. Mit der Zeit wurden es immer weniger Fotos. Als ich noch klein war, hatte meine Mutter es sich zur Aufgabe gemacht, jedes große Ereignis in meinem Leben festzuhalten, doch nach ihrem Tot hatte das für mich an Bedeutung verloren. Mir wurde schwer ums Herz und ich schloss die Fotoansicht. Stattdessen öffnete ich meine Playlist und drückte auf Play. Ich stellte den Laptop neben mich aufs Bett und ließ mich in die Kissen sinken. Jake war beschäftigt und ich wollte einfache eine Weile abschalten, ohne mir Sorgen zu machen. Also konzentrierte ich mich einfach auf die Musik und vergaß die Welt um mich herum.Ich musste eingedöst sein, denn ich schlug die Augen auf, als die Musik plötzlich verstummte. Als ich aufsah, stand Jake neben dem Bett und hatte den Laptop zugeklappt.
Jake: "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich dachte, eine Pause würde mir ganz gut tun und du könntest vielleicht Gesellschaft gebrauchen"
Sein Lächeln war ansteckend und sofort hellte sich meine Stimmung auf.
"Sieh mal einer an, wenn das mal nicht mein Lieblingshacker ist, der seine kostbare Zeit für mich opfern möchte"
Ich grinste ihn an und hielt ihm meine Hand hin. Er erwiderte das Grinsen und ergriff meine Hand. Dann zog ich ihn zu mir aufs Bett. Jake fing an mich zu kitzeln und ich brach in ein Kichern aus, wie ich es von mir selbst noch nie gehört hatte. Ich versuchte mich zu wehren, doch Jake war stärker als ich. Erst als ich vor Lachen bereits rot anlief, hörte er auf. Ihn mit so einer Leichtigkeit zu erleben und mit ihm zu lachen, bestätigte mir erneut, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Jake tat mir gut und er machte mich zu einem besseren Menschen.
Ich boxte ihn leicht auf den Oberarm und krabbelte dann auf ihn. Er richtete sich auf und küsste mich, sodass wir endlich dort weiter machen konnten, wo wir vorher unterbrochen wurden.
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A Duskwood Story
Mystery / ThrillerSie darf keine Zeit mehr verlieren. Ihre Freunde sind in Gefahr, und so beschließt Tasha, entgegen ihres Versprechens, nach Duskwood zu reisen, um dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch was, wenn der Mann ohne Gesicht genau darauf gewartet hat? Kan...