Die letzten Minuten bis zum Haus kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Mit jedem Meter den ich fuhr, wurde ich angespannter. Und auch wenn ich mir fest vorgenommen hatte mich zusammenzureißen, ich hatte furchtbare Angst. Was würde mich dort erwarten und wie zur Hölle sollte ich mich bloß verteidigen?
Bevor ich mir die schlimmsten Szenarien ausmalen konnte, erschienen im Licht meiner Scheinwerfer die Umrisse des Hauses. Ich brachte das Auto etwa 30 Meter vom Haus entfernt zum Stehen. Ich starrte es direkt an und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Als Erstes bemerkte ich, dass das ganze Haus im Dunkeln lag. Und es war still. Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn. Erst dann fiel mir auf, dass mein Auto, das Einzige war, was vor dem Haus stand.
Cleo und Thomas waren jeweils mit ihren Autos angereist. Doch wo waren sie? Panisch tastete ich nach meinem Handy auf dem Beifahrersitz. Und tatsächlich.. Eine ungelesene Nachricht. Ich hatte nicht mitbekommen, dass sie durchgekommen war.
Sie war von Jessy."Hey Tasha, tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber als das Licht ausging, ist scheinbar der gesamte Strom im Haus aufgefallen. Selbst das WLAN hat nicht mehr funktioniert. Da haben wir Panik bekommen und sind sofort in die Autos gestiegen und zurück nach Duskwood gefahren. Ich hatte bisher keinen Empfang, mach dir keine Sorgen :)"
Verdammt. Wenn diese Nachricht wirklich von Jessy kam und sie alle in Sicherheit waren.. dann hatte Jake Recht gehabt. Dann war ich in seine Falle getappt.
Ich sah von meinem Handy auf und nahm meine Umgebung plötzlich ganz anders war. Denn jetzt hatte ich keine Angst mehr um die Anderen, ich hatte Angst um mich.
Ich musste schleunigst dort verschwinden. Ein letztes Mal schaute ich zum Haus. Und da sah ich ihn. Oder vielmehr seine Maske. Er stand vor einem Fenster im Erdgeschoss und sah mich direkt an. Er wusste also, dass ich hier war.
Ich begann zu zittern und mein Blut fing an, zu kochen, doch so leicht würde ich es ihm nicht machen. Ich legte den Gang ein und versuchte den Wagen so schnell es ging zu wenden. Staub wirbelte auf und ich trat das Gaspedal durch. Mein Herz raste so schnell, als würde es jeden Augenblick explodieren. Ich musste mich zusammenreißen, also fuhr ich so schnell es ging den Waldweg zurück zur Hauptstraße. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, doch mit jedem Meter den ich zwischen mich und den Mann ohne Gesicht brachte, wurde ich ruhiger. In einiger Entfernung konnte ich vor mir die Hauptstraße auftauchen sehen. Es war an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Wo sollte ich nun hin? Zurück nach Hause oder zu meinen Freunden nach Duskwood?
Die Entscheidung wurde mir relativ schnell abgenommen, als ich im Rückspiegel Scheinwerfer hinter mir auftauchen sah. Schlagartig war die Panik zurück. Wenn ich jetzt alleine nach Hause fuhr, wäre ich ihm völlig ausgeliefert. Als ich die Hauptstraße erreichte, bog ich statt nach rechts, diesmal nach links ab. Richtung Duskwood. Den genauen Weg kannte ich jedoch nicht und ich durfte mir keine Fehler erlauben.
Ein Blick in den Rückspiegel verriet mir, dass er noch immer hinter mir war. Und er kam schnell näher. Ich beschleunigte den Wagen, ich musste ihn irgendwie abhängen.
Während ich fuhr, wählte ich Jakes Nummer. Hoffentlich würde er rangehen.
Nach dem zweiten Klingeln nahm er ab und bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, rief ich panisch in mein Telefon:"Jake, er ist hinter mir her!"
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A Duskwood Story
Misteri / ThrillerSie darf keine Zeit mehr verlieren. Ihre Freunde sind in Gefahr, und so beschließt Tasha, entgegen ihres Versprechens, nach Duskwood zu reisen, um dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch was, wenn der Mann ohne Gesicht genau darauf gewartet hat? Kan...