Grün. Seine Augen waren so unfassbar grün. Er schaute mich ebenfalls an und plötzlich erfüllte mich eine tiefe Ruhe. Er war wirklich hier, hier bei mir. Als ich mich schließlich von seinen Augen losreißen konnte, betrachtete ich ihn genauer. Er sah genauso aus, wie ich ihn mir die ganze Zeit vorgestellt hatte. Seine schwarzen Haare fielen ihm ein wenig in die Stirn und unter seinen Augen zeichneten sich kleine Schatten ab. Ich hob meine Hände und nahm ihm die Kapuze ab. Wir schauten uns immer noch an und es war so ein intimer Moment, dass es mir eigentlich unangenehm gewesen wäre. Aber nicht bei Jake. Es war irgendwie ganz einfach mit ihm. Er hielt mich noch immer fest. Dann hob er eine Hand und strich mir vorsichtig über die Wange.
Jake: "Er hat dich verletzt. Wir müssen die Wunde reinigen"
Er ließ mich los und ging Richtung Badezimmer. So schnell der Moment zwischen uns gekommen war, so schnell war er auch vorüber gewesen. Ich nutzte seine kurze Abwesenheit, um mein Gesicht in dem kleinen Spiegel gegenüber des Bettes genauer zu betrachten. Abgesehen von meinen geröteten Augen, fiel mir direkt die kleine Platzwunde auf meinem rechten Wangenknochen auf. Durch den Schlag musste die Haut aufgeplatzt sein. Es blutete kaum noch, tat aber ziemlich weh. Auch die Haut um mein Auge nahm langsam einen bläulichen Schimmer an. Während ich dort stand, war Jake zurückgekommen. Er hatte einen nassen Waschlappen bei sich. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und führte mich rüber zum Bett.
Jake: "Setz dich, ich werde mich darum kümmern", sagte er sanft.
Ich gehorchte und setzte mich auf die Kante des Bettes. Er ging vor mir in die Hocke und begann mit dem Waschlappen vorsichtig über die Wunde zu wischen und somit auch das Blut zu entfernen. Ich zuckte ein wenig zusammen, als er die Stelle berührte.
Jake: "Tut mir leid, ich versuche vorsichtig zu sein. Ich habe leider kein Verbandsmaterial hier.. daher kann ich nicht viel tun"
"Schon in Ordnung.. mach dir keine Gedanken"
Was war nur auf einmal mit mir los? Die ganze Zeit hatte ich mir gewünscht ihn zu treffen und jetzt wo er hier war, bekam ich kaum ein Wort heraus. Ich musste mich zusammenreißen. Wenn ich nur diesen Abend mit ihm haben würde, dann wollte ich die Zeit nicht verschwenden, nur weil ich zu aufgeregt war, um mit ihm zu reden.
Als er fertig war sah er mich aufmerksam an.Jake: "Wie fühlst du dich? Du siehst ziemlich fertig aus"
"Danke für das Kompliment, Jake"
Ich lächelte erschöpft.
Jake: "So.. ähm.. so war das nicht gemeint"
"Ich weiß doch. Ich kann einfach nicht glauben, dass du wirklich hier bist.. Woher wusstest du nur, wo ich war? Wir hatten doch kurz davor noch geschrieben"
Jake wich meinem Blick aus. Irgendwas verheimlichte er mir.
"Komm schon, Jake. Du wirst doch jetzt nicht anfangen Geheimnisse vor mir zu haben, oder?"
Jake: "Nein, natürlich nicht.. Sei bitte nicht sauer. Um ehrlich zu sein, habe ich bereits ein Auge auf dich geworfen, seit du in Duskwood angekommen bist. Ich habe dich nicht auf Schritt und tritt verfolgt, keine Sorge. Aber ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mich nicht allzu weit von dir zu entfernen, für den Fall, dass etwas passieren sollte. Und scheinbar war diese Vorsichtsmaßnahme gar nicht mal übertrieben"
"Warum sollte ich sauer auf dich sein? Wäre die Situation anders herum, hätte ich vermutlich genauso reagiert. Ich bin dir wirklich sehr dankbar. Aber ist es nicht viel zu gefährlich für dich, hier in Duskwood zu sein? Du solltest lieber versteckt bleiben, Jake. Was, wenn sie dich finden? Das würde ich mir nie verzeihen"
Jake: "Nun ja, ich denke für mich ist es nicht wesentlich gefährlicher hier zu sein, als für dich. Aber mach dir keine Sorgen. Meine Verfolger sind durch eure #IamJake Kampagne zur Zeit völlig ahnungslos was meinen Aufenthaltsort angeht. Solange ich also nicht ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehe, sollte ich vorerst halbwegs sicher sein"
"In Ordnung, aber versprich mir, nicht deine Sicherheit für mich aufs Spiel zu setzen. Es reicht, wenn einer von uns dumme Dinge tut"
Ich lächelte matt und er erwiderte es. Ihn das erste Mal lächeln zu sehen, ließ meinen Atem für einen Augenblick stocken. Verdammt dieser Kerl hatte es mir wirklich angetan und das schon, bevor ich überhaupt wusste, wie er aussah. Und jetzt war sein Gesicht so nah vor meinem, und dieser Moment war einfach so echt. Kurz dachte ich, er würde.. aber dann stand er langsam auf. Ein wenig enttäuscht sah ich zu Boden.
Jake:"Kann ich irgendetwas für dich tun, brauchst du irgendetwas?"
Ich überlegte kurz. Wie würde es wohl weiter gehen? Würde er hier bleiben, wenn ich ihn darum bitten würde?
"Ich denke eine Dusche würde mir gerade ganz gut tun.. danach geht es mir bestimmt etwas besser.."
Er nickte und stand unschlüssig im Zimmer.
"Aber.. was ist .."
Er unterbrach mich, bevor ich den Satz beenden konnte.
Jake: "Keine Sorge, ich werde noch hier sein. Ich habe nicht vor, dich heute Nacht allein zu lassen. Natürlich nur, wenn es für dich in Ordnung ist. Sollte dir das zu viel sein, kann ich natürlich gehen, aber ich werde in der Nähe bleiben"
Bestimmt schüttelte ich den Kopf. Ich wollte auf keinen Fall, dass er ging. Ihn bei mir zu wissen, löste in mir ein Gefühl aus, welches ich noch nie zuvor gefühlt hatte. Ich fühlte mich sicher in seiner Gegenwart und wollte ihm unbedingt näher kommen.
"Es wäre wirklich schön, wenn du bei mir bleiben würdest, Jake"
Er lächelte leicht, dann nahm er auf einem der zwei Stühle Platz, die mit einem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers standen, dann nahm er sein Handy heraus. Ich suchte mir ein paar Klamotten zusammen und ging dann ins Badezimmer.
Ich ließ das Wasser der Dusche schonmal warm laufen, zog dann meine Kleidung aus und stieg in die Dusche. Das heiße Wasser tat wirklich gut. Es fühlte sich an, als könnte ich das Erlebte einfach von mir abwaschen.
Ich ließ mir viel zu viel Zeit im Badezimmer, aber ich brauchte die Zeit für mich, um wieder etwas klar zu kommen. Ich dachte an Jake, der nebenan auf mich wartete und mein Herz machte einen Hüpfer.
Als ich schließlich aus der Dusche stieg, trocknete ich mich ab, zog etwas bequemes an und föhnte halbherzig meine Haare. Ich war viel zu erschöpft, um nach diesem Tag den Kampf gegen meine Locken anzutreten. Als ich nach ungefähr einer Dreiviertelstunde das Badezimmer verließ, saß Jake immer noch an seinem Platz, aber jetzt stand vor ihm auf dem Tisch ein Pizzakarton.
Fragend sah ich ihn an.Jake: "Ich dachte, du solltest lieber etwas essen. Und mit Pizza kann man nicht allzu viel falsch machen, also habe ich uns eine liefern lassen"
Er sah ein wenig verlegen aus und ich grinste. Damit war die Sache für mich klar. Absoluter Traumtyp. Ich kicherte und er sah mich fragend an.
"Was denn, kein chinesisches Essen? Aber Pizza ist super, vielen Dank, Jake"
Lächelnd sagte Jake: "Ich dachte, das chinesische Essen heben wir uns für einen weniger dramatischen Tag auf"
Ich erwiderte sein Lächeln und setzte mich zu ihm an den Tisch.
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A Duskwood Story
Mystery / ThrillerSie darf keine Zeit mehr verlieren. Ihre Freunde sind in Gefahr, und so beschließt Tasha, entgegen ihres Versprechens, nach Duskwood zu reisen, um dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch was, wenn der Mann ohne Gesicht genau darauf gewartet hat? Kan...