Der Abschied

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Verschlafen öffnete ich die Augen. Es war eine ziemlich lange Nacht gewesen und als ich daran zurückdachte, lächelte ich vor mich hin. Jake war offenbar bereits aufgestanden, denn er lag nicht länger neben mir. Als ich aufstand, streckte ich mich und zog mir etwas über, bevor ich nach Nebenan ging.
Jake saß bereits an seinem Laptop und ich schlang von hinten die Arme um ihn.

Jake: "Na Schlafmütze, wie fühlst du dich?"

"Ganz gut, aber ich habe dich beim Aufwachen vermisst. Wie lange sitzt du schon hier?", fragte ich ihn, während ich ihm einen Kuss in die Halsbeuge drückte.

Jake: "Seit ein paar Stunden. Ich wollte dich nicht wecken, du hast dir ein wenig Ruhe redlich verdient"

Er drehte seinen Kopf zu mir und grinste mich anzüglich an.

"Nun ja, viel geschlafen habe ich letzte Nacht nicht, woran du übrigens nicht ganz unschuldig bist"

Jake lachte auf und gab mir einen Kuss.

"Verrätst du mir, was du da machst", fragte ich, während ich ihm über die Schulter sah.

Jake: "Gut, dass du fragst. Weißt du, schon bevor du es mir gesagt hast, wusste ich, dass du mit deinen Freunden sprechen musst. Ich habe dir angesehen, wie sehr es dich verletzt, den Kontakt zu ihnen abzubrechen. Ich habe also versucht, eine Lösung für dieses Problem zu finden"

Mit großen Augen sah ich ihn an.

"Was meinst du damit?"

Jake: "Du bekommst die Möglichkeit, dich von ihnen zu verabschieden. Leider ist es nicht möglich, dass wir sie persönlich treffen, aber ich habe einen Videochat mit ihnen organisiert. Ich hoffe, dass das wenigstens ein kleiner Trost für dich sein wird"

"Aber.. Aber ist das nicht zu riskant? Könnte man uns dadurch nicht orten?"

Jake: "Ich habe einige Vorkehrungen getroffen, damit das nicht passiert. Aber es bleibt leider ein gewisses Risiko. Wo wir auch direkt beim Nachteil der ganzen Sache ankommen. Wir haben nicht viel Zeit und hier zu bleiben, wäre zu gefährlich. Wir müssen also anschließend unseren Standort wechseln. Ich weiß, das ist deutlich früher als gedacht, aber ich denke, es ist die Sache wert"

Einen Moment fehlten wir schlichtweg die Worte. Mit so etwas hätte ich niemals gerechnet, und dass Jake alle Hebel in Bewegung setzte, um mir einen richtigen Abschied von meinen Freunden zu ermöglichen, bedeutete mir unendlich viel.
Noch immer sprachlos fiel ich ihm um den Hals.

"Danke, Jake", war alles, was ich herausbrachte.

Jake lief ein wenig rot an, offenbar musste er sich noch immer an meine Gefühlsausbrüche gewöhnen.

Jake: "Sobald die Verbindung steht, kümmere ich mich darum, unsere Sachen zusammen zu packen, damit wir anschließend keine Zeit verlieren. Außerdem habt ihr so ein wenig Zeit für euch"

Ich löste mich von ihm und nickte. Jake wies mich darauf hin, dass es noch ein wenig dauern würde und ich beschloss, mich ein wenig frisch zu machen und mich anzuziehen.
Als ich kurze Zeit später zurück ins Wohnzimmer trat, winkte Jake mich zu sich. Er stand auf und überließ mir seinen Platz vor dem Laptop.

Jake: "Die Verbindung wird in wenigen Minuten hergestellt. Ich bin Nebenan, wenn etwas sein sollte, ja?"

Ich nickte. Wieso war ich plötzlich so nervös? Es waren schließlich meine Freunde, doch in Bezug auf das bevorstehende Gespräch waren meine Erwartungen an mich selbst vermutlich viel zu hoch.
Jake gab mir einen Kuss, bevor er verschwand und die Tür zum Schlafzimmer anlehnte.
Die darauffolgenden Minuten fühlten sich an wie Stunden und ich wurde von Sekunde zu Sekunde aufgeregter. Was sollte ich ihnen bloß sagen?
Plötzlich öffnete sich ein Fenster und eine Meldung informierte mich darüber, dass die Verbindung nun hergestellt werden würde. Einen weiteren Augenblick blieb der Bildschirm schwarz, dann schaltete sich die Kamera ein und endlich waren sie da. Sie alle waren dort versammelt. Jessy, Lilly, Cleo, Thomas und Dan. Sofort füllten sich meine Augen mit Tränen.

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