Ich saß dort, auf dem Boden, den Rücken an das Bett gelehnt. Die Bezeichnung "am Boden zerstört" bekam dadurch eine ganz neue Bedeutung.
Stunden waren vergangen, in denen ich einfach nur da gesessen und geweint hatte. Doch mittlerweile flossen keine Tränen mehr. Sie waren versiegt und ich fühlte mich einfach nur furchtbar leer. Immer wieder ließ ich meinen Blick durch das Zimmer wandern, nur um festzustellen, das Jake endgültig fort war. Nichts deutete mehr darauf hin, dass er hier gewesen war und dass die letzten Tage tatsächlich real gewesen waren. Ich hatte mich auf ihn eingelassen und ich liebte ihn. Gott, wie sehr ich ihn liebte.
Wut stieg in mir auf und ich schwor mir selbst, dass ich sie dafür büßen lassen würde. Ich würde mich an ihnen rächen. Sie hatten mir Jake weggenommen und das war ein riesiger Fehler. Denn jetzt hatte ich nichts mehr zu verlieren und war bereit, alles zu riskieren, sogar mein eigenes Leben.Ich nahm mein Handy und sah, dass Jessy mehrfach versucht hatte, mich zu erreichen. Sowohl sie, als auch Lilly hatten mir mehrere Nachrichten geschickt, in denen stand, dass sie sich Sorgen um mich machten. Ich ignorierte sie. Langsam rappelte ich mich auf und ging ins Bad. Als ich in den Spiegel schaute, erkannte ich mich selbst nicht mehr wieder. Wer war die Person, die mich da anschaute? Rote geschwollene Augen und ein Blick, der nichts als Leere enthielt.
Ich wusch mein Gesicht, putze mir die Zähne und trug Mascara auf. Der Bluterguss um mein Auge war mittlerweile schon beinahe vollständig verblasst, übrig war nur noch die kleine Wunde auf meiner Wange. Meine Haare band ich mir zu einem Zopf und ging dann zurück ins Zimmer. Dort zog ich mir Jakes Hoodie über und eine schwarze Hose an. Ein letzter Blick in den Spiegel verriet mir, dass mein düsterer Look meine Stimmung bestens widerspiegelte, aber das war mir egal, das alles hatte an Bedeutung verloren.
Schließlich nahm ich mein Handy und wählte Lillys Nummer. Ich wusste nicht, mit wem ich sonst über das, was passiert war, sprechen sollte. Eigentlich durfte niemand von Jakes Aufenthalt hier wissen, aber Lilly war seine Schwester und sie hatte das Recht, zu erfahren, dass er fort war und weshalb sie ihn nicht mehr erreichen können würde. Es klingelte einmal, dann ging sie ran.Lilly: "Tasha, wo warst du nur, Jessy konnte dich nicht erreichen, deshalb hat sie sich Sorgen gemacht und mir Bescheid gesagt. Was ist denn los?"
"Kannst du herkommen, Lilly? Ins Motel. Ich muss mit dir reden. Es ist wirklich wichtig"
Lilly: "Natürlich. Ich bin sofort da"
Einer der Gründe, weshalb ich Lilly mochte war, dass auf sie Verlass war. Unsere anfänglichen Schwierigkeiten waren vergessen und durch Jake hatten wir eine gemeinsame Verbindung. Nachdem sie aufgelegt hatte, schickte ich ihr noch meine Zimmernummer. Dann ging ich zu der kleinen Sitzecke, hob Jakes Stuhl auf und setzte mich darauf. Ich starrte vor mich hin ohne zu bemerken, wie viel Zeit verging. Als es schließlich an der Tür klopfte und ich sie öffnete, stand Lilly vor mir. Sie war außer Atem und sah mich besorgt an. Ohne etwas zu sagen, ließ ich sie eintreten. Sie ging an mir vorbei, blieb dann stehen und sah mich an.
Lilly: "Was ist passiert?"
"Es geht um Jake"
Als ich seinen Namen aussprach, durchfuhr mich erneut ein Schmerz, der sich unmöglich beschreiben ließ. Sofort weiteten sich Lillys Augen und ich bedeutete ihr, sich mit mir an den Tisch zu setzen.
Lilly: "Geht es ihm gut?"
"Ich weiß nicht.. Es gibt da etwas, was du wissen musst.. Jake.. er ist in den letzten Tagen hier gewesen"
Lilly: "Was??"
Ich nickte und begann damit, ihr die Geschichte von Anfang an zu erzählen. Ich begann an dem Abend, als er mich gerettet hatte und beendete meine Geschichte mit den Ereignissen vom Morgen. Als ich fertig war, sammelten sich erneut Tränen in meinen Augen und ich versuchte, sie wegzublinzeln. Sprachlos sah Lilly mich an.
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A Duskwood Story
Mystery / ThrillerSie darf keine Zeit mehr verlieren. Ihre Freunde sind in Gefahr, und so beschließt Tasha, entgegen ihres Versprechens, nach Duskwood zu reisen, um dem Albtraum ein Ende zu bereiten. Doch was, wenn der Mann ohne Gesicht genau darauf gewartet hat? Kan...