Epilog

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Drei Wochen waren mittlerweile vergangen. Drei Wochen, in denen ich Zeit gehabt hatte, mich an mein neues Leben zu gewöhnen und meinen Platz darin zu finden. Anfangs war es mir, entgegen meiner eigenen Erwartungen, schwer gefallen, nach Vorn zu blicken und alles hinter mir zu lassen, doch zum Glück war Jake an meiner Seite gewesen. Er nahm sich die Zeit und erklärte mir sämtliche Funktionen seines Equipments. Anfangs wollte er mich damit vermutlich bloß auf andere Gedanken bringen, allerdings waren wir beide überrascht, wie schnell ich alles begriff und lernte, weshalb ich ihn schon bald bei seiner Arbeit unterstützen konnte. Das half mir enorm, denn ich fühlte mich nicht mehr nutzlos und bekam zum ersten Mal den Eindruck, dass ich für Jake eine ernsthafte Hilfe darstellte. Doch egal, wie sehr ich mich beschäftige, die Albträume blieben und noch immer wachte ich beinahe jede Nacht schreiend auf. All die Drohungen, Richys Tot und Michael Hanson belasteten mich noch immer. Jake und ich verfolgten regelmäßig die Nachrichten aus Duskwood. Offenbar war Michael Hanson bereits aus dem Krankenhaus entlassen und verhaftet worden. Er und Josh befanden sich also in Gewahrsam, was sowohl bei uns, als auch in ganz Duskwood für Aufatmen sorgte. Den Medienberichten konnten wir entnehmen, dass Hanson der Polizei alles erzählt hatte, somit auch die Umstände von Jennifers Unfall. Nun wussten also alle, was Hannah und Amy getan hatten. Jake und ich waren uns allerdings sehr sicher, dass für Hannah daraus keine ausschlaggebenden Konsequenzen resultieren würden, da sie zu dem Zeitpunkt noch ein Kind und somit nicht strafmündig gewesen war. Besonders in solchen Situationen überkam mich das Bedürfnis, Kontakt zu den Anderen aufzunehmen. Immer wieder fragte ich mich, wie es ihnen ging, doch es war uns nicht möglich sie zu kontaktieren. Zum Glück leistete die Presse ganze Arbeit, denn so erfuhren wir auch, dass die Polizei noch immer nach mir und Jake suchte. Immer wieder tauchte mein Name in den verschiedenen Berichten in Zusammenhang mit einem unbekannten, gesuchten Hacker auf. Diese Umstände erschwerten uns das Untertauchen ungemein. Wir mieden die Öffentlichkeit, so gut es eben ging, doch war es für uns unmöglich, uns für immer zu verstecken. Ich hatte mir also Gedanken gemacht, wie ich weniger auffallen konnte. Jake profitierte von dem Vorteil, dass die Polizei nicht wusste, wie er aussah. Bei mir sah es hingegen anders aus. Ich hatte also beschlossen, mir die Haare zu schneiden und sie zu färben, um meine Tarnung zu perfektionieren. Diese Veränderung hatte bei Jake zunächst für einen gewissen Missmut gesorgt, doch es schien zu funktionieren, denn ich kam mir manchmal selbst fremd vor, wenn ich in den Spiegel sah. Das Leben auf der Flucht forderte also einige Opfer, doch ich war bereit, sie zu leisten. Mit Jake an meiner Seite erschien mir nichts mehr unmöglich. Ich hatte meinen Platz in der Welt gefunden und es mir zur Aufgabe gemacht, die Welt gemeinsam mit Jake und seinem Netzwerk von Hackern, ein wenig besser zu machen. Von Tag zu Tag ging ich mehr in meiner Rolle auf.

Und so sitze ich nun hier, vor meinem Laptop und Jake mir gegenüber. Ich beobachte ihn, wie er konzentriert auf seinen Bildschirm schaut. Er scheint es zu bemerken, denn er schaut auf und sieht mich fragend an. Auch wenn es kitschig klingt und ich bis vor kurzem selbst nicht daran geglaubt habe, bin ich mir sicher, dass ich in Jake meine große Liebe gefunden habe. Wir passen zu einander, wie zwei verlorene Puzzleteile, die sich nicht gesucht und doch gefunden haben.
Ich lächle ihn an und er schiebt seine Hand über den Tisch, um seine Finger mit meinen zu verschränken.
Es war ein langer Weg bis hierher, aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert ist.
Was auch immer die Zukunft für uns vorsieht, wir sind bereit.

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