A Duskwood Story

Zukunftspläne

Wir fuhren bereits seit mehreren Stunden und ich erwischte mich selbst immer wieder dabei, wie mir die Augen zufielen. Doch ich wollte und konnte nicht schlafen. Dafür war in der vergangenen Nacht zu viel passiert. Ich sah rüber zu Jake, der schon seit einer ganzen Weile nichts mehr gesagt hatte. Es war ihm anzusehen, dass ihm gerade vieles durch den Kopf ging, denn er sah angespannt und besorgt aus. Das konnte ich ihm allerdings nicht verübeln. Ich hatte uns beide in Gefahr gebracht. Und nun waren wir gemeinsam auf der Flucht. Jake vor der Regierung und ich vor der Duskwood Polizei. Zwar wurden die beiden Täter endlich gefasst, trotzdem hatte ich mich in vielerlei Hinsicht strafbar gemacht, um dieses Ziel zu erreichen. Nicht nur, dass ich mir auf illegalem Wege eine Waffe besorgt hatte, für die ich keinen Waffenschein besaß, ich hatte mit dieser Waffe außerdem auf einen der Täter geschossen und ihn damit schwer verletzt, falls er denn überhaupt noch lebte. Natürlich war es Notwehr gewesen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass meine Chancen trotzdem recht schlecht standen. Das machte mir allerdings bei Weitem nicht so viel aus, wie es vielleicht angebracht gewesen wäre. Ich hatte mich bereits vor Jakes Auftauchen dafür entschieden, wie meine Zukunft aussehen sollte. Hätte ich, wie durch ein Wunder, auch ohne seine Hilfe überlebt, hätte ich alles daran gesetzt, um ihn zurückzubekommen. Ich konnte verstehen, weshalb es Jake schwer fiel, die Situation zu akzeptieren. Ich wusste er liebte mich, doch die Vorstellung, dass ich mein Leben für ihn aufgab, um für immer mit ihm von einem Ort zum Nächsten zu fliehen, war ihm zuwider. Für mich fühlte es sich aber nicht so an, als würde ich etwas aufgeben. Die letzten Wochen hatten mein Leben geprägt, in guter und in schlechter Hinsicht. Ich hatte neue Freunde gefunden und verloren, ich hatte herausgefunden wer ich selbst war und wer ich sein wollte. Aber am Wichtigsten war, dass ich Jake kennengelernt hatte. Der mysteriöse Hacker, der mich alles in Frage stellen ließ und in den ich mich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde Hals über Kopf verliebt hatte. Und nun saßen wir hier. Ich wusste nicht, was mich morgen oder nächste Woche erwarten würde, ich wusste nur, dass ich bei Jake sein würde, komme, was wolle.
Scheinbar bemerkte er, dass ich ihn beobachtete, denn er legte sanft seine Hand auf mein Bein. Ich begann zuerst kleine Kreise auf seinen Handrücken zu zeichnen und fuhr dann mit den Fingern die Adern an seinem Unterarm auf und ab.

Jake: "Es fällt mir deutlich schwerer, mich auf den Verkehr zu konzentrieren, wenn du so etwas tust"

Ich schmunzelte. Dass meine Berührungen offenbar die Macht hatten, ihn abzulenken, bescherte mir eine gewisse Genugtuung. Ich dachte also gar nicht daran, aufzuhören.

"Verrätst du mir, wo wir hinfahren?"

Jake: "Zu einer Art Safe House. An diesem Ort bin ich in der Vergangenheit schon des Öfteren untergetaucht"

"Aber ist es für dich nicht gefährlich, immer wieder an den selben Ort zurückzukehren? Ich meine könnten deine Verfolger dort nicht auf dich warten?"

Jake: "Nein, nicht direkt. Sie waren mir noch nie so sah, wie in Duskwood. Bevor ich dich kannte, habe ich immer rechtzeitig meinen Standort gewechselt, bevor sie auch nur ansatzweise herausfinden konnten, wo ich mich aufhalte"

"Tut mir leid, dass du meinetwegen deine eigene Sicherheit aufs Spiel gesetzt hast.."

Als er bei mir in Duskwood geblieben war, hätten sie ihn beinahe geschnappt, und das nur, weil er mich nicht allein zurücklassen wollte. Josh und Hanson hatten diese Situation gnadenlos ausgenutzt. Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn sie ihn meinetwegen gefasst hätten.

Jake: "Nein, so war das nicht gemeint, Tasha. Es war nicht deine Schuld, sondern meine freie Entscheidung. Aber wir werden dort vorerst sicher sein, mach dir keine Sorgen"