Das erste Quidditchspiel des Schuljahres rückte immer näher. Slytherin würde gegen Gryffindor spielen. Seit Wochen bekam ich von Draco fast nichts anderes zu hören. Ständig war er am trainieren und beim Team von Gryffindor schien es nicht anders zu sein. Deshalb setzten die DA Treffen fürs erste aus.
Fast schon früher als an Schultagen, verließen Daphne und ich am Morgen des Spiels den Gemeinschaftsraum. In der Großen Halle war zu so früher Stunde normalerweise nicht viel los, aber heute hörte man schon im Flur das Stimmengewirr. Wir suchten uns einen Platz am Slytherintisch und setzten uns.
„Ist das normal?" fragte ich an Daphne gewandt und lies meinen Blick über die anderen Schüler schweifen. „Ja, heute ist das erste Spiel, schon vergessen? Wir mussten wegen des Trimagischen Turniers letztes Jahr darauf verzichten", erklärte sie und zuckte mit den Schultern.
Wir hatten gerade unser Frühstück auf den Tellern, da kam Draco gefolgt von den anderen aus unserem Jahrgang. „Ihr habt noch kein Abzeichen", war das erste, was er zu uns sagte und schon hatten wir ein silbernes, kronenförmiges Abzeichen in der Hand. Verwirrt wendete ich es in den Händen und entdeckte auf der Vorderseite einen Schriftzug.
Weasley ist unser King.
Noch irritierter, warum Draco einen Gryffindorschüler anfeuerte, hob ich den Blick und bemerkte, dass jeder aus der Gruppe dieses Abzeichen trug. Der Blonde setzte sich neben mich und sofort erschien ein Teller vor ihm. „Sie haben Weasley als Hüter eingesetzt. Der kann eh nichts und wenn wir ihn vernünftig anfeuern, dann hält er sowieso keinen Ball. Er wird unser bester Spieler, auch wenn er im anderen Team ist", erklärte er mit einem listigen Lächeln auf den Lippen und suchte sich sein Frühstück zusammen.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen bemerkbar und ich wand mich hilfesuchend an Daphne. Sie hatte sich das Abzeichen jedoch schon an ihrem Sweatshirt befestigt und aß einfach weiter. Ich lies es erst mal neben meinem Teller auf dem Tisch liegen.
Mir tat Ron ein wenig leid, auch wenn er bei den DA Treffen immer noch einen missmutigen Blick mir gegenüber hatte. Er vertraute mir nicht und hielt mich noch immer für eine Person gefüllt von den Vorurteilen, die er über Slytherins hatte. Wenn ich jetzt dieses Abzeichen trug, würde das seine Ansicht über mich wahrscheinlich nur verstärken.
Aber wenn ich das Abzeichen nicht trug, würden die anderen Slytherins misstrauisch werden. Eigentlich musste ich dieses bescheuerte Abzeichen tragen. Wenn man es genau nahm, stand ja nichts schlimmes drauf. Theoretisch könnte ich es auch mit der Begründung tragen, die Gryffindors wirklich ein bisschen anzufeuern, aber ich habe keine Ahnung, was hinter der Aussage 'Weasley ist unser King' steckte.
„Hast du vor, so zu unserem Spiel zu gehen?" wechselte Draco plötzlich das Thema und schielte an mir vorbei auf meine dunkle Jacke, welche neben mir auf der Bank lag. „Ja, warum?" Ich hatte mich heute für einen schlichten, schwarzen Pullover mit Jeans und Sneaker entschieden und wusste nicht, was daran auszusetzen war. „Du musst uns doch anfeuern. Hier, nimm den. Ich brauch ihn auf dem Besen nicht", erklärte er und schon hatte er seinen grün-silbernen Schal um meinen Hals gelegt.
„Ich hab ihr auch schon gesagt, dass sie was mit den Hausfarben anziehen soll", mischte Daphne sich ein und lächelte zufrieden. Ich hatte mich heute früh vehement dagegen gewehrt. Zwischen den ganzen grün-silbernen Zuschauern wäre ich bestimmt nicht aufgefallen. Außerdem hatte ich nur die Schuluniform in Slytherinfarben und ich würde mir niemals die Krawatte als Stirnband um den Kopf binden, wie es einige andere Schüler taten.
„Jetzt besser?" fragte ich und versuchte den genervten Ton herunterzuschlucken. Wenn sie mich dann in Frieden ließen, würde ich halt den Schal tragen. „Ja", grinste mein Sitznachbar und dann zog plötzlich jemand an der Eingangstür die Aufmerksamkeit des Blonden auf sich.
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fanfiction„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...