Kapitel 11

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Mir dröhnte der Kopf und das Blut, welches nur noch in den Kopf zu fließen schien, rauschte laut in meinen Ohren. Meine Arme hingen schlaff nach unten und ich hatte nicht die Kraft sie anzuheben. Hin und wieder, wenn ein Windzug durch den Raum ging, streiften sie an meinem Kopf entlang. Hing ich kopfüber? An meinen Fußgelenken kratzte irgendwas unangenehm, doch ich konnte nicht ausmachen, was es war.

Mit letzter Kraft öffnete ich meine Augen und starrte auf die nasse Steinwand mir gegenüber. Der Raum war nur spärlich, durch eine Kerze erleuchtet und als ich in einer Ecke das zerschlissene Kissen entdeckte, wusste ich wo ich war. Das war nicht möglich. Ich konnte nicht wieder hier sein. Ungläubig schnellte mein Blick hin und her auf der Suche nach einem Ausweg.

Durch das ruckartige Bewegen meines Kopfes, fing ich langsam an zu schaukeln. Dadurch wurden meine Kopfschmerzen schlimmer. Es fühlte sich an, als würde mein Gehirn von der einen gegen die andere Seite meines Schädels geschleudert werden.

Ich schloss meine Augen wieder und versuchte mich darauf zu konzentrieren, mich zu befreien. Als der Strick tatsächlich riss, schnappte ich erschrocken nach Luft. Unsanft schlug ich auf den Steinen auf und ein komisches Geräusch entwich mir, als die Luft mit Schwung aus meiner Lunge gedrückt wurde.

Einen kurzen Moment brauchte ich, um mich zu sammeln, doch dann setzte ich mich ruckartig auf und griff mit beiden Händen nach den Fußfesseln. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich über meinen gesamten Körper aus, als das Blut zurück an die Stellen floss, wo es gebraucht wurde.

Kaum hatte ich meine Füße von dem Seil befreit, sprang ich auf. Ich musste mich kurz an der Wand neben mir abstützen, da ich plötzlich von Schwindel überrollt wurde und mir Sterne vor den Augen tanzten . Doch ich gab meinem Körper nicht die Zeit, sich zu erholen. Halb blind tastete ich mich an der Wand entlang zum Ausgang.

Als ich die Tür aufriss, hatte sich mein Blick wieder geklärt und auch der Schwindel war weitestgehend überwunden. „Lucinda?" Erschrocken wirbelte ich herum. Er konnte unmöglich hier sein. Er war tot. Ich hatte ihn umgebracht. Doch da stand er.

Die graue Haut zog sich über sein rundes Gesicht und dort, wo eigentlich seine Augen hätten sein müssen, klafften zwei leere Höhlen. Seine Augenbrauen waren abgeflammt und die aschblonden Haare schienen noch krauser, als sie zu Lebzeiten waren. Er streckte seine wurstigen Finger nach mir aus, doch ich wich zurück. Der Anblick schnürte mir die Kehle zu und ich japste nach Luft. Seine rundliche Figur versperrte mir den Weg zur rettenden Treppe, die mich ins Erdgeschoss zu meiner Mutter bringen sollte, also stolperte ich in die andere Richtung, weg von ihm.

„Wo willst du hin?" fragte die raue, aber trotzdem noch piepsige Stimme meines Vaters, ohne dass die Gestalt vor mir die Lippen bewegte. Jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht, als ich herum wirbelte und mit schnellen Schritten weiter in die Untiefen unseres Kellers hetzte. Ich musste so weit weg von ihm, wie ich nur konnte. „Wo willst du hin?" donnerte seine Stimme mir nach und brachte meine Knie zum Zittern.

Ich stolperte den Gang entlang und hatte das Gefühl einfach nicht vom Fleck zu kommen, als plötzlich zwei kräftige Arme nach mir griffen. „Lucinda?" fragte eine dunkle Stimme, die nicht meinem Vater gehörte. Doch als ich an mir heruntersah, entdeckte ich keine Arme. Auch, als ich den Blick über die Schulter schweifen ließ, konnte ich niemanden sehen. Ich war allein.

Mein Vater war mir noch nicht nachgekommen. Trotzdem spürte ich ganz deutlich die Arme um meiner Taille und wieder sagte jemand meinen Namen. Ich versuchte mich von ihm loszureißen und schlug auf Stellen, wo ich die Arme spürte. Der Geist schnappte nacheinander meine Arme und zog mich enger an sich.

Seinen unsichtbaren Körper spürte ich an meinem Rücken. Ich spürte, wie sich seine Brust hob und senkte, wenn er atmete, doch sehen konnte ich ihn einfach nicht. Immer verzweifelter versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch keine Chance. Mir schossen Tränen in die Augen und ich versuchte nach dem Geist zu treten.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt