Vor dem Frühstück machte ich mich an diesem Morgen auf den Weg in die Eulerei. Ich konnte das Gespräch mit George nicht noch länger vor mir herschieben, aber ihn persönlich nach einem Treffen zu fragen, traute ich mich dann doch nicht.
Als die Tränen in der Nacht versiegt waren, hatte ich mir Zettel und Feder geschnappt und ein paar Zeilen verfasst. Eigentlich schrieb ich ihm nur, dass ich am Wochenende gerne mit ihm sprechen würde und um drei am See wartete.
Als die braune Eule mit dem kleinen Zettel losgeflogen war, bereute ich die Entscheidung bereits. Am liebsten hätte ich sie zurück gerufen und den Brief verbrannt, doch dafür war es zu spät. Aber ich wusste, dass es langsam an der Zeit war, über den Kuss zu sprechen.
Vor den Ferien sollte ich auf jeden Fall alles klären, was ich hier noch zu klären hatte. Wer konnte schließlich wissen, ob ich nach dem Sommer noch herkommen durfte. Wenn Draco meinem Paten von der DA erzählt hatte, würde er mich bestimmt nicht mehr herschicken. Und wenn meine Noten ihn nicht zufriedenstellten auch nicht.
Was dann aus mir würde, wollte ich mir nicht vorstellen, aber ein Szenario hatte sich über die letzte Woche in meinem Kopf festgesetzt. Ich, zusammen mit den Hauselfen in der Küche des Malfoy Manors oder in einem der Kerker des Anwesens.
Aber diese ganzen Gedanken musste ich jetzt ausblenden und ganz tief in einer Schublade versenken. Damit würde ich meine verbleibende Zeit nicht vergeuden. Ich atmete tief durch und ging zurück ins Schloss, um zu frühstücken.
In der Großen Halle suchte ich den Slytherinstisch nach Blaise ab und tatsächlich fand ich ihn in der Nähe des Kamins mit Theo sitzen. Ich strich meine Robe glatt, sprach mir nochmal Mut zu und ging dann auf die beiden Jungen zu.
Sie schwiegen und hingen ihren eigenen Gedanken nach, bis Theo mich entdeckte. Er stieß Blaise an und wies in meine Richtung. Unsicherheit machte sich in mir breit, doch ich würde jetzt nicht kneifen. Ich musste mich für meinen Wutanfall gestern entschuldigen. Schließlich hatte er nur nett sein wollen.
„Darf ich?" fragte ich und wies auf den Platz neben Blaise. Er nickte und rückte etwas zur Seite. Als ich saß, holte ich nochmal tief Luft, doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte er seinen Arm um mich gelegt. Vorsichtig drückte er meine Schulter und flüsterte: „Ist schon in Ordnung."
Augenblicklich fiel die Anspannung von meinen Schultern und ich lächelte ihn zaghaft an. Ich war immer wieder erstaunt, wie einfühlsam und geduldig er mit mir war. Ganz so, als wüsste er, dass Gefühle zu zeigen, nicht meine Stärke war und ich mich schnell für solche Ausbrüche schämte. Er konnte sich so gut in meine Lage versetzen, dass es mir manchmal schon beinahe Angst machte.
Am heutigen Tag gab ich mir die größte Mühe, Blaise das Gefühl zu geben, dass es mir wirklich leid tat. Ich erzählte ihm, als wir uns von Theo verabschiedet hatten und auf dem Weg zu unserem ersten Unterricht waren, von dem Brief, den ich George geschrieben hatte.
„Das ist eine gute Entscheidung gewesen. Es wird nicht besser, wenn du es noch weiter vor dir herschiebst", lobte Blaise und ich senkte den Blick. „Ich weiß trotzdem noch nicht, wie ich das ansprechen soll", gestand ich leise und vergrub die Hände in den Taschen meines Umhangs. „Dabei kann ich dir leider auch nicht helfen."
Der Schultag verging recht schnell und auch meine Stimmung hatte sich verbessert. Ich hatte den ganzen Tag mit Blaise verbracht und zum ersten Mal seit Tagen wieder das Gefühl, hier willkommen zu sein. Auch die ganzen Bemerkungen der anderen Slytherins prallten leichter von mir ab.
Nach dem Unterricht waren wir noch eine Weile in der Bibliothek und haben alles mögliche für die ZAGs wiederholt. Irgendwie fiel mir auch das leichter mit der Hilfe und Unterstützung von Blaise.
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fiksi Penggemar„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...