Kapitel 46

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 „Miss Gaunt?" Ich hob verwundert den Blick von meinem Pergamentbogen und sah zu meinem Professor. Seit mehreren Wochen hatte Snape mich nicht mehr angesprochen. Warum ausgerechnet in dieser ‚Verteidigung gegen die dunkeln Künste'-Stunde?

„Fühlen Sie sich nicht gut?" fragte mein Hauslehrer und betrachtete meine Gestalt. Verwirrt hob ich eine Augenbraue. Was wollte er damit sagen?

Blaise hob nun ebenfalls seinen Blick und musterte mich besorgt. Aber er kam wohl zum gleichen Schluss, dass mir nichts fehlte und widmete sich erneut seiner Aufgabe.

„Mir geht es gut", erwiderte ich und Snapes Augen verengten sich kaum merklich. Jetzt hatten noch mehr Schüler den Kopf gehoben und beobachteten mich.

„Kommen Sie mal nach vorne", forderte er mit schneidender Stimme. Ich legte die Feder zur Seite und stand von meinem Platz in der dritten Reihe auf. Alle Augen waren mittlerweile auf mich gerichtet.

Vor dem Pult des Professors bleib ich stehen und legte den Kopf schief. Eine kleine Bewegung von ihm reichte, damit ich wusste, dass ich näher kommen sollte. Mit wackligen Beinen ging ich um den Tisch herum und stellte mich neben ihn. Er war aufgestanden und so musste ich den Kopf in den Nacken legen.

Krampfhaft versuchte ich herauszufinden, was ich hier vorne tat. Aber ich hatte meines Wissens nichts falsch gemacht und fühlte mich auch nicht kränklich. Vielleicht hatte er eine Vermutung, warum teilweise diese seltsamen Dinge in meiner Nähe geschahen? Aber warum sollte er darüber im Unterricht und nicht danach mit mir sprechen?

„Ich habe gehört, dass Miss Bell heute aus dem Sankt Mungo zurückkommt und in wenigen Minuten im Krankenflügel ankommt", erklärte Snape leise und ließ dabei die Schüler im Klassenraum nicht aus den Augen. Er hatte ihnen einen bösen Blick zugeworfen, weshalb die meisten wieder fleißig am Schreiben waren.

„Und?" Ich konnte ihm nicht ganz folgen. Was hatte ich mit der Rückkehr dieser Schülerin zu tun. Ich kannte sie doch gar nicht.

Erst als Snape ganz leicht mit dem Kopf in Dracos Richtung wippte, fiel der Groschen. Miss Bell musste die Schülerin sein, die vor Weihnachten verflucht wurde. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie ins Krankenhaus gekommen war. Ob sie sich an irgendwas vor ihrem Fluch erinnern konnte?

„Oh, ja, mir geht es nicht so gut, vielleicht sollte ich zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel gehen", sagte ich etwas lauter und ich sah im Augenwinkel, wie Blaise wieder den Blick hob. Ich legte meine Hände an meinen Bauch, als hätte ich fürchterliche Bauchschmerzen und machte einen gequälten Gesichtsausdruck.

„Ist hiermit gestattet, Mister Zabini bringt Ihnen bestimmt ihre Schulsachen mit", erklärte Snape und scheuchte mich mit einer Handbewegung zur Tür hinaus. Mit meinen Lippen formte ich in Blaise Richtung noch ein ‚Danke' und verschwand dann in den Flur.

Ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Wo war nochmal der Krankenflügel? Auf mein Bauchgefühl hörend, folgte ich dem Gang zum Treppenhaus. Ich stieg zwei Treppen hinab und lief dann weiter durch irgendwelche Gänge.

Irgendwann holte ich zu einem zierlichen Mädchen auf, dass ebenfalls durch die Gänge schlurfte. Sie hatte glatte Haare und stütze sich an der kühlen Wand ab.

„Alles in Ordnung?" fragte ich, als ich neben sie trat und musterte. Ich kannte sie aus der DA, aber ihr Name wollte mir einfach nicht einfallen. Sie war eine Gryffindor und mindestens ein Jahr älter als ich.

„Oh, das wäre sehr nett, danke Lucinda", hauchte das Mädchen und lächelte zaghaft. „Kein Problem, ähm...", ich biss mir auf die Unterlippe und ließ sie einen Arm auf meinen Schultern platzieren. Meinen legte ich um ihre Taille und stützte sie so etwas beim Laufen.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt