Kapitel 58

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Ich brauchte einen Moment, um mich in dem dunklen Raum zu orientieren. Vorsichtig tastete ich nach meinem Zauberstab und ließ mit einem leichten Wippen seine Spitze strahlen.

Sofort vernahm ich das Murren zweier Gestalten und neben mir drehte sich jemand zur anderen Seite. Die Decke entblößte meine Füße, als das Mädchen sie über ihre braunen Locken zog. Ein Kissen fand seinen Weg vom Bett in mein Gesicht und dann löschte ich das Licht wieder.

„Tut mir leid", murmelte ich und stemmte mich vom Boden. Als ich mich strecken wollte, trafen meine Arme die Decke.

An diesem Morgen brauchte mein Gehirn besonders lange, um zu realisieren, wo ich war. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Das hohe Treppenhaus lag noch im dunklen, aber unten brannte bereits Licht.

Mein Kopf pochte schmerzhaft und ich drückte mit der Hand dagegen, als ich die vielen Stufen hinunter lief. Meine Finger fuhren über den Verband und zogen ihn zurück an die richtige Stelle.

„Lucinda", begrüßte mich Mrs. Weasley, kaum dass ich am Fuß der Treppe ankam. Mit geöffneten Armen kam sie auf mich zu und drückte mich an sich.

„Ist es wieder der Kopf?" fragte sie besorgt und legte ihre Hand an meine Wange, „Setz dich, ich hol dir einen Trank."

Sie war so ein liebevoller Mensch und hatte mich sofort ins Herz geschlossen, dabei hatten wir uns nur kurz im Scherzartikelladen getroffen. Allerdings mussten ihr die Zwillinge danach wohl alles mögliche über mich erzählt haben, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie das freiwillig taten.

Nach der Flucht vor den Todessern hatte sie darauf bestanden, dass ich im Fuchsbau blieb, bis meine Wunde verheilt war. Ihr gefiel wohl nicht, dass George und ich kein Pärchen geworden waren und versuchte, so oft sie konnte, uns in unangenehme Situationen zu bringen.

Anfangs hatte ich mich noch sehr unwohl bei dem Gedanken gefühlt, dass sie eine weitere Person in diesem kleinen Haus beherbergten, aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Ich hatte die Situation sogar zu meinem Vorteil nutzen können und mir jeden Tag von Mrs. Weasley erklären lassen, wie sie kochte. Mir hing das ständige Dosenfutter nämlich wirklich zum Hals raus.

„Hier, trink das, dann geht es dir gleich wieder besser", sagte Mrs. Weasley und stellte den Becher mit der pinken Flüssigkeit vor mir ab. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber es half. Also kippte ich den Inhalt brav herunter.

„Danke."

Ein leises Piepen ertönte und Mrs. Weasley zog ihren Zauberstab aus der Tasche ihrer Schürze. Sie wippte damit und sofort füllte ein süßer Duft nach Vanille die Küche. Ein Kuchen schwebte aus dem Ofen und landete auf dem Tisch.

„Kann ich irgendwie helfen?" fragte ich und holte bereits eine Schürze aus dem Schrank über dem Waschbecken.

Wir bereiteten noch zwei weitere Kuchen zu, um sie am späten Nachmittag zu einer Hochzeitstorte zusammen zu setzen. Einer ihrer Söhne würde morgen die hübsche Blondine heiraten, die in Harrys altem Zuhause neben mir gestanden hatte.

Es kam mir albern vor, in so einer Zeit, eine Hochzeit zu feiern. Aber vielleicht war auch genau das der Grund, warum man es tun sollte. Damit die Menschen mal für einen Abend das schreckliche Weltgeschehen vergessen konnten.

Gerade als ich eine Schüssel zurück in den Schrank räumte, rief jemand meinen Namen und die Zwillinge betraten die Küche. Sie waren bis zum Wochenende in ihr altes Zimmer gezogen.

Auch wenn es für Mrs. Weasleys Nerven wohl besser gewesen wäre, wenn sie über dem Scherzartikelladen blieben. So viel Unfug, wie die beiden im Kopf hatten, konnte ihre Mutter bei den ganzen Vorbereitungen eigentlich nicht gebrauchen.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt