Kapitel 52

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Als ich am nächsten Tag, nach dem Unterricht, auf dem Weg zum Krankenflügel war, um Draco abzuholen, kam mir Brandon in einer Gruppe aus Abschlussschülern entgegen.

Erst jetzt verstand ich, warum es ihm auf einmal so wichtig war, die Sache mit Daphne zu klären. Er würde in wenigen Wochen seinen Abschluss machen und sie deshalb im nächsten Schuljahr nicht mehr jeden Tag sehen.

Für einen kurzen Moment zögerte ich, doch dann sprach ich ihn an: „Hi."

Er wirkte überrascht, wurde aber langsamer, sodass er Abstand zu seinen Kollegen gewann. Vielleicht hatte er Angst, dass ich ihn blamierte, indem ich etwas über Gefühle erzählte. Er kannte mich zu schlecht, um zu wissen, dass ich das nicht tun würde.

„Schon versucht mit Daphne zu sprechen?" fragte ich leise und folgte mit meinem Blick der Gruppe Abschlussschüler. Als Brandon jedoch nichts erwiderte, drehte ich mich zurück zu ihm.

Ganz leicht schüttelte er den Kopf und atmete tief durch. Wieder hatte sich dieser traurige Ausdruck auf seine Augen gelegt.

„Das solltest du aber", befand ich und versuchte, ihn zuversichtlich anzulächeln. Ich hatte keine Ahnung, ob mein Gespräch mit der Blonden irgendeine Wirkung auf die Beziehung zwischen ihr und ihm hatte, aber einen Versuch konnte er riskieren.

„Sie will mich doch sowieso nicht sehen", seufzte Brandon und zuckte mit den Schultern.

„Ich hab so ein Gefühl, dass sie dir dieses Mal zuhören wird." Vorsichtig stieß ich ihm gegen die Schulter und sein Körper folgte ein wenig meiner Bewegung.

„Wirklich?" Ungläubig sah er mich an, doch in seinen Augen blitzte noch etwas anderes. Hoffnung. Trotzdem konnte ich das mulmige Gefühl in meinem Bauch nicht abschalten.

„Ich sage nicht, dass sie dir verzeiht und alles wieder wie früher sein wird", lenkte ich ein und dämpfte somit den Schimmer etwas, „Aber vielleicht könnt ihr neu starten." Es war nur ein Vorschlag. Ein zaghafter Vorschlag, aber anscheinend alles was Brandon wollte.

„Danke, danke, danke", rief er und bevor ich mich versah, hatte er mich in seine Arme gezogen, hochgehoben und drehte uns im Kreis.

„Ey", protestierte ich und stemmte meine Hände an seinen Schultern ab, „Lass mich runter!"

„Entschuldige, ich freu mich nur so", lachte er und setzte mich vorsichtig wieder auf den Boden. Sofort wanderte mein Blick durch den Gang und kontrollierte, ob uns jemand gesehen hatte.

„Jetzt liegt es ganz bei dir. Mehr kann ich nicht tun."

„Ich weiß", murmelte er und kratzte sich im Nacken. Das Lächeln konnte kaum von seinen Lippen verscheucht werden.

„Versau das ja nicht", drohte ich, „Nochmal helfe ich dir da nicht."

„Ich werde mir Mühe geben", strahlte Brandon und hüpfte glücklich seinen Kollegen hinterher. Na das konnte ja was werden.

Kopfschüttelnd setzte ich meinen Weg zum Krankenflügel fort. Im Treppenhaus kam mir Harry entgegen. Als er mich entdeckte, sah er sich nervös um. Ich stutzte, aber stieg dann zu ihm hinauf.

Mir fiel die Geschichte von Snape wieder ein, mit dem seltsamen Licht, das ihn zu Draco und mir in die Jungentoilette geführt hatte. War das tatsächlich der Grund, warum er dort war? Oder hatte er uns aus unerklärlichen Gründen nicht erzählen wollen, dass er von Harry geschickt wurde?

„Hey, sag mal", hielt ich also den Dunkelhaarigen auf, als er an mir vorbeigehen wollte, „Hast du vor zwei Tagen Professor Snape geschickt?"

Harry wirkte ertappt, verwirrt und schüttelte den Kopf. Es brauchte einen Moment, bis ich diese Reaktion gedeutet hatte. In dieser Zeit war der Gryffindor die Treppe weiter hinabgehüpft und im nächsten Gang verschwunden.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt