Am ersten Morgen nach Weihnachten kamen einige Todesser und bezogen Zimmer im Manor. Ihr Herr kam erst am Nachmittag und wieder überzog das Manor dieses bedrückende Gefühl. Ich brauchte nicht mal im Salon sein, um seine Anwesenheit zu spüren.
Immer noch hatte ich mit niemandem über die Geschehnisse vor Weihnachten gesprochen und es schien wie ein schwerer, unsichtbarer Schleier über mir zu liegen. Es fühlte sich an, als könnte ich hier niemandem trauen. Als wäre ich hier nicht mehr sicher.
Die nächsten Tage setzte ich jegliche Mahlzeiten aus. Immer wieder sagte ich Dookey, dass ich mich nicht gut fühlte und lieber alleine in meinem Zimmer essen würde. Ich schottete mich fast gänzlich von allen ab, auch wenn ich wusste, dass dieses Zimmer genauso unsicher war, wie der Rest des Manors.
Nachts schlief ich im Sweatshirt meiner Mutter und über den Tag schmückte die Schlange mein Handgelenk. Ich klammerte mich an diesen Nichtigkeiten fest und gab ihnen mehr Bedeutung, als sie wahrscheinlich wirklich hatten.
Am dritten Tag hielt ich das Schweigen jedoch nicht mehr aus und stürmte, die Hand bereits zum Klopfen erhoben, aus meinem Zimmer. Als Draco seine Tür öffnete und mich sah, wirkte er überrascht.
Ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Er hatte jedes Recht dazu misstrauisch zu sein. Seit Tagen kam ich, unter falschem Vorwand, nicht aus meinem Zimmer und sprach kaum noch ein Wort.
Jetzt kam ich, spät Abends, einfach in sein Zimmer gestürmt und beschwerte mich über den Ehrengast des Hauses. „Er führt nichts gutes im Schilde", endete ich und stellte mit entsetzten fest, dass sich Dracos Lippen zu einem schmunzeln zogen. „Du hast da bestimmt nur etwas falsch verstanden", wehrte er ab und schüttelte den Kopf.
„Also ist es dir einfach egal? Er hat mir gedroht!" Fassungslos starrte ich meinen Gegenüber an. Die einzige Person in diesem Anwesen, die ich für einen Freund hielt. Dem ich soweit vertraue, dass ich mit meinen Ängsten und Vorahnungen zu ihm ging.
„Was willst du denn von mir hören, Lucinda?" fragte Draco und wurde wieder ernst. „Dass ich nicht durchdrehe. Dass du das auch spürst. Dieses bedrückende Gefühl, dass sich über das Manor ausgebreitet hat. Dass du auch siehst, was für eine absurde Welt sich diese Person wünscht", überlegte ich energisch und ging einen Schritt auf Draco zu.
„Wie kommst du auf sowas?" Irritiert zog er eine Augenbraue hoch und sah mich an, als wäre ich übergeschnappt. „Du hältst mich für bescheuert", hauchte ich und wich vor ihm zurück. „Nein, aber...", begann er auf der Suche nach den richtigen Worten, doch ich hatte schon verstanden.
„Nein, aber doch", fauchte ich und stürmte mit geballten Fäusten aus dem Raum, zurück in mein Zimmer. Mit Schwung schlug ich die Tür zu und der Knall hallte in meinen Ohren nach. Ich war alleine. Entweder war Draco wirklich so dumm zu glauben, dass unser Gast nichts böses im Schilde führte oder er hatte zu große Angst vor ihm. Es war frustrierend.
Als Dookey am Abend an meine Zimmertür klopfte, lief ich immer noch wütend hin und her. „Ja", schrie ich und der kleine Elf steckte seinen Kopf zur Tür herein. „Dinner?" fragte er, wie jeden Abend und ich schüttelte den Kopf, wie jeden Abend. Der kleine Elf verstand und stand kurz darauf mit einem Teller dampfenden Essens in meinem Zimmer. Er stellte ihn auf dem Sekretär ab und wollte verschwinden, doch ich hielt ihn auf.
„Dookey? Hast du vielleicht eine Kerze für mich?" Ein Schnipsen des Elfs genügte und ein kleines Teelicht erschien neben meinem Abendessen. „Ruft einfach, wenn Dookey noch irgendwas für euch tun kann, Miss", verabschiedete er sich in einer tiefen Verbeugung und verschwand. Ich mochte den Elf.
Nachdem ich gegessen hatte, wand ich mich an die Kerze. Ich entzündete sie und kniete mich davor. Etwas, dass ich mit meiner Mutter sehr oft getan hatte. Ich schloss die Augen und dachte fest an sie. Ich erinnerte mich an ihren Duft, an ihre Umarmung, an ihr Lachen und an ihre Stimme.
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fanfic„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...