Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Magen geweckt. Er knurrte so laut, dass ich es irgendwann nicht mehr ignorieren konnte und mich schließlich aufrappelte. Der Raum sah genauso aus wie gestern, nur jetzt schimmerte etwas Licht durch ein verdrecktes Fenster über der Küchenzeile. Das Wasser des Flusses spritzte von außen daran, weshalb es sich an den Rändern grünlich einfärbte.
Ich öffnete jeden Schrank, doch nirgendwo fand ich etwas essbares. Vereinzelt standen schmutzige, verstaubte Teller und es lag etwas Besteck wild verstreut. Ganz so, als hätte der letzte Bewohner hektisch fliehen müssen. Ich fischte eines der schmutzigen Gläser aus einer Schublade. Das musste vor Gebrauch definitiv gespült werden. Ob es hier fließendes Wasser gab?
Misstrauisch musterte ich den Wasserhahn und drehte an dem linken Knauf. Nichts geschah. Ein seltsames Gluckern ertönte, als ich den rechten Knauf gedreht hatte. Ich wollte ihn schon wieder schließen, da spritzte plötzlich braune Flüssigkeit ins Becken darunter. Angewidert musterte ich das Wasser. Das konnte ich unmöglich trinken. Und spülen konnte ich damit wohl auch nicht. Resigniert drehte ich den Hahn wieder zu.
Also würde ich wohl nach einem Laden suchen müssen, in dem ich etwas zu Essen kaufen konnte. Ich schnappte meinen Koffer und richtete nochmal meine Kleidung. Dann verließ ich das Versteck durch die Tür. Kaum hatte sich die Wand hinter mir verschlossen, spürte ich, wie etwas in meine Jackentasche zufallen schien.
Langsam griff ich danach und zog den silbernen Schlüssel hervor. Ein Lächeln zog sich auf meine Lippen, als ich das schimmernde Schloss an der Steinwand entdeckte. Das Versteck würde ich also tatsächlich länger benutzen dürfen.
Ich trat unter der Brücke hervor. Die Sonne stand schon sehr hoch am Himmel und tauchte das kleine Dorf in warme Sommerluft. Immer, wenn ich an einem Bewohner vorbeikam, schenkte mir dieser einen freundlichen Gruß.
Ich fand es befremdlich, da ich offensichtlich nicht hierher gehörte und niemanden kannte. Aber vielleicht war das so auf dem Land? Vielleicht war das die Art von Muggeln? Ich hatte schließlich noch nie, viel mit ihnen zu tun. Ich hatte unser Anwesen oder das Manor früher kaum verlassen und seit dem Sommer bin ich nur in der Winkelgasse gewesen.
Meine Schritte führten mich zu einer Art Marktplatz. Ich erkannte eine Kirche und auf dem Platz davor befand sich in der Mitte ein großer Brunnen. An der einen Seite war ein kleines Café, vor dem einige Tische aufgebaut waren. Es war recht gut besucht und ich fragte mich, ob Muggeln nicht arbeiten mussten.
„Das muss ich ihr lassen. Stefanie hat immer die frischeste Ware, da können die großen Supermarktketten einfach nicht mithalten", hörte ich eine ältere Dame sagen, als sie mit ihrer Freundin an mir vorbeilief. „Da stimme ich dir zu. Und zu ihrem Laden kann ich einfach hinlaufen und muss nicht das Auto nehmen", meinte die andere Frau und mein Blick glitt in die Richtung, aus der sie kamen.
Lange musste ich nicht suchen, da entdeckte ich das kleine Geschäft. Es ähnelte den Läden in der Winkelgasse. Mit dem großen Fenster auf dem mit goldenen Lettern „Steffie's" stand. Mit großen Schritten lief ich darauf zu.
Eine kleine Glocke läutete, als ich die Tür öffnete. Der Laden war nicht groß. An den Wänden zogen sich vollgestopfte Regale bis zur Decke hinauf, die nur für das große Fenster unterbrochen wurden. Dadurch fiel dass Sonnenlicht in den Raum und ließ die hellblauen Fließen schimmern. Gegenüber der Tür fand sich eine kleine Theke, hinter welcher in diesem Moment eine ältere Dame auftauchte.
Sie hatte ihre graumelierten Haare zu einem lockeren Zopf zurückgebunden und klopfte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Das Lächeln, das sie auf den Lippen trug, ließ einige Falten über ihr Gesicht ziehen.
„Guten Morgen. Ein neues Gesicht in unserer Stadt. Heute angekommen? Ich bin Stefanie", stellte sie sich vor und ihr Blick wanderte zu meinem Koffer. „Guten Morgen", erwiderte ich und trat näher an die Theke. Mein Blick wanderte über die Preisschilder und erst da fiel mir auf, dass ich keinerlei Muggelgeld dabei hatte. Ich hatte nur ein paar Galleonen in der Tasche. Wie sollte ich bezahlen?
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fanfic„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...