Zurück in meinem Versteck saß ich eine ganze Weile einfach nur da und starrte vor mich hin. Ich wusste nicht, warum ich mir solche Gedanken um Nevilles Worte machte. Ich konnte es mir nicht erklären.
Er hatte das heute im Zug bestimmt nicht so gemeint. Es war nicht seine Absicht gewesen. In der heutigen Zeit stand jeder unter enormem Druck. Vielleicht war sein Sommer genauso schwierig wie meiner.
Das Knurren meines Magens wurde mit jeder vergehenden Minute lauter. Ich stellte mir vor, wie es wäre, in der Großen Halle zu sitzen. Der Tisch gefüllt mit den leckersten Speisen. Neben mir würden Daphne, Blaise und Draco sitzen und bei den Gryffindors....
Ich musste aufhören daran zu denken. Jetzt war es viel wichtiger, die Bedürfnisse meines Magens zu stillen. Noch müsste der Laden von Stefanie geöffnet haben.
Im gleichen Outfit wie heute Morgen verließ ich den Unterschlupf. Der Regen hatte aufgehört, aber trotzdem glänzten die Straßen. Wie in Trance folgte ich dem Gehweg in die Innenstadt und sprang über die Pfützen.
Erst als eine dunkle Eule krächzte und genau vor mir landete, bleib ich stehen. „Was?" fragte ich und starrte zu dem Tier hinab. Sie legte den Kopf schief und versuchte, nach mir zu schnappen. „Ey!" Ich wich zurück.
Die Eule streckte mir ihr Bein entgegen und krächzte erneut. „Ist ja gut, gib schon her." Genervt stöhnte ich auf und hockte mich zu dem Vogel. Ich nahm ihr die kleine Pergamentrolle ab und richtete mich wieder auf.
Guten Abend Miss Gaunt,
Sie sind heute nicht beim Fest aufgetaucht und im Krankenflügel waren Sie ebenfalls nicht vorzufinden. Darf ich Sie daran erinnern, dass Ihnen noch ein Jahr für den Abschluss fehlt. Ich erwarte Sie noch heute Abend mit einer Erklärung bezüglich Ihres unentschuldigten Fehlens im Büro des Schulleiters.
- S. SnapeUnsicher starrte ich auf das Pergament. War das eine Falle? Setzte Voldemort ihn unter Druck, um an mich heranzukommen? Oder wollte er mir einfach nur helfen?
Ich wollte eigentlich nicht herausfinden, was mit den Zauberern und Hexen geschah, die auf Voldemorts Abschussliste standen. Auf diese Erfahrung konnte ich verzichten. Trotzdem hatte ich Snape bisher vertrauen können.
Aber er hatte Dumbledore auf dem Gewissen. Zu sagen, dass ich dem alten Mann nachtrauerte, war übertrieben, aber er hatte mir kurz vor seinem Tod helfen wollen, meinen Vater zu finden. Er hatte mir helfen wollen, herauszufinden, warum diese ganzen seltsamen Dinge in meiner Gegenwart geschahen.
Plötzlich traf mich etwas Hartes am Kopf und fiel auf den Brief und dann zu Boden. „Was ist dein Problem?" keifte ich die Eule an. Sie hatte sich einen weiteren Ast geschnappt und steuerte auf mich zu. Ich duckte mich unter ihr weg und wieder ließ sie den Stock genau über dem Pergament los.
Mit großen Schritten versuchte ich, vor ihr davonzulaufen, als sie den nächsten Ast hob. Sie gab nicht auf und so zog ich schließlich meinen Zauberstab und richtete ihn drohend auf das Tier. Sofort hielt sie inne und landete.
„Ja, jetzt hast du Angst." Als ich meinen Arm sinken ließ, spannte sie erneut die Flügel. „Was denn?" stöhnte ich, aber hob die Hand erneut.
Die Eule legte den Kopf schief und für einen kurzen Moment dachte ich, sie würde auf den Brief in meinen Händen weisen. Versuchte sie mir zu sagen, dass er eine geheime Nachricht beinhaltete, wie der von Draco damals?
Tatsächlich verschoben sich die Buchstaben, als die Spitze meines Zauberstabes das Pergament berührte.
In den letzten Jahren haben Sie so engagiert die fehlenden Inhalte wiederholt, möchten Sie das wirklich aufgeben? Außerdem habe ich neue Erkenntnisse im Falle Ihres Vaters. Am Besten reisen Sie über das Kaminnetz. Ihre Fähigkeiten dürften ein Pulver nicht brauchen.
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fanfiction„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...