Kapitel 2

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Dann endlich machten wir uns auf den Weg in die großen Halle. Vor der Holztür mussten wir erneut kurz warten, bis wir hereingerufen wurden. Die Kinder verstummten beim Anblick der Halle und sahen sich fasziniert um, während sie hintereinander den Mittelgang entlang stolperten. Ich ließ mich etwas zurück fallen und versuchte nicht ganz so viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Jedoch ohne Erfolg, denn wenn ich alleine lief, sahen die Menschen automatisch zu mir. Aber irgendwie fühlte ich mich so wohler, als wenn ich zwischen den Erstklässlern gelaufen wäre. So hatte ich mich etwas von ihnen distanziert und man merkte vielleicht, dass ich nicht zu ihnen gehörte.

Ich ordnete die Tische den jeweiligen Häusern zu und nickte fast unmerklich, als ich Dracos Blick bemerkte. Er schenkte mir ein zuversichtliches Lächeln und wies mit einer Kopfbewegung auf den Platz neben sich, den er wohl extra für mich freigehalten hatte. Jetzt musste ich nur die Zeremonie überstehen und zu dem Ergebnis kommen, was wohl jeder von mir erwartete. Ich selbst würde lieber ohne diese Vorgabe teilnehmen und eine ehrliche Meinung des Hutes hören, doch das war mir vergönnt. Lucius würde ein anderes Haus als Slytherin wohl nicht akzeptieren.

„Ich verstehe gar nicht, warum sie die Zeremonie machen muss. Ist doch klar in welches Haus sie kommt", vernahm ich die Stimme eines Jungen, der nicht weit von mir entfernt am Ravenclawtisch saß. „Es gibt immer Ausnahmen. Vielleicht ist sie anders", vermutete die Schülerin neben ihm. „Sie ist eine Gaunt. Eine der ältesten Familien der Zauberergemeinschaft. Außerdem sollen sie Nachfahren von Salazar Slytherin sein. Seine Ansichten sind in dieser Familie verankert", erklärte der Junge weiter und ich biss die Zähne zusammen. „Mein Vater war erstaunt, als er den Artikel im Tagesprophet gelesen hat. Er dachte diese Familie wäre schon lange ausgestorben", mischte sich ein älterer Junge in ihr Gespräch ein. Warum konnte ich nicht einfach ein unbedeutendes Mädchen sein? Mit einem unbedeutenden Namen, einer unbedeutenden Familie und einer langweiligen Vergangenheit?

„Miss Gaunt", rief Professor McGonagall mich auf und mein Blick glitt nach vorne. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich auf halbem Weg stehen geblieben war. Die Erstklässler hatten sich bereits vor dem kleinen Protest in einer Gruppe aufgestellt und die Professorin hielt den sprechenden Hut in der Hand. Mit langsamen, aber großen Schritten ging ich nach vorne und stieg die wenigen Stufen hinauf.

Missbilligend sah ich auf den mickrigen Stuhl hinab, auf den ich mich setzen sollte. Man merkte, dass er eigentlich für Elfjährige gemacht war. Meine Knie hingen förmlich unter meinem Kinn und ich fühlte mich, als hätte ich genauso gut auf dem Boden sitzen können. Der Hut wurde mir auf den Kopf gesetzt und sofort hörte ich die Stimme in meinem Kopf.

„Huch, eine fünfzehnjährige? Das hatte ich in meiner langen Zeit noch nie", sprach die Stimme und eine kleines Lachen entwich ihr. Ja, ganz lustig dachte ich genervt und unterdrückte den Drang die Augen zu rollen. „Oh, kein schönes Leben, wie ich sehe", murmelte der Hut weiter und in mir kam die Frage auf, ob er jetzt wirklich erstmal meine Lebensgeschichte diskutieren wollte.

Eigentlich empfand ich es nicht für notwendig länger als wenige Sekunden auf diesem Stuhl zu sitzen und mich von allen begaffen zu lassen. Je länger er brauchte, um so unsicherer wurde schließlich meine Zukunft. „Ich verstehe, viele Alternativen gibt es bei dir wohl nicht außer...", beeilte sich der Hut zu sagen. Er erhob die Stimme und mir war klar, dass er jetzt mein Haus verkünden würde. Kurz schloss ich die Augen und hoffte auf das Beste.

„SLYTHERIN", brüllte er und der Tisch der Schlangen begann zu klatschen. Professor McGonagall nahm mir das Stück Leder vom Kopf und ich eilte zu Draco. Dieser rutschte noch ein Stück zur Seite, sodass ich mein Bein über die Bank schwingen konnte. Mein Blick senkte sich auf meine Robe, wo sich das Wappen von Hogwarts langsam in das von Slytherin verwandelte. Zwar spürte ich immer noch einige Blicke auf mir, obwohl die Häuserverteilung schon lange weiterging, doch ich ignorierte sie, so gut es ging.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt