Kapitel 3

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Nach dem Abendessen zeigte Daphne mir die Bibliothek, in der man alle erdenklichen Bücher zu finden schien. Außerdem erklärte sie, dass in Verteidigung gegen die dunklen Künste die meisten Zauber bisher praktisch gelehrt wurden und sie noch misstrauisch wegen der Theorie war. Trotzdem gab sie der neuen Lehrerin eine Chance, die sie von den Gryffindors wohl nicht bekommen würde.

So vergingen die ersten Wochen des Schuljahres und ich lernte den Alltag in einem Internat kennen. Teilweise war es erschreckend, wie viele der gelehrten Zauber ich bereits konnte. In anderen Fächern, wie alte Runen oder Kräuterkunde, war ich aufgeschmissen. Meine Mutter hatte mir lediglich die Grundkenntnisse beigebracht und deshalb musste ich viel nacharbeiten.

Den größten Teil meiner Zeit verbrachte ich also in der Bibliothek, über irgendwelche Bücher gebeugt und versuchte den Stoff nachzuarbeiten. Gleichzeitig musste ich mich um die Hausaufgaben, die sich unaufhörlich zu stapeln schienen, kümmern. In den Stunden war ich froh, wenn ich neben Daphne oder Blaise saß. Die beiden versuchten mich so gut sie konnten zu unterstützen, damit ich den Erklärungen der Lehrer wenigstens ein bisschen folgen konnte.

Ich hatte kaum Zeit für andere Dinge und fand so nur schwer Anschluss unter den anderen Schülern. Draco beschwerte sich das ein oder andere Mal, dass ich mich in der Bibliothek verstecken würde, doch als ich ihm erklärte, was ich alles zu tun hatte, zeigte er Verständnis. Er bot sich sogar als Nachhilfelehrer für Zaubertränke an, was ich dankbar annahm. Allerdings entpuppte sich dies, als schwierig, da Draco durch seine Pflichten als Vertrauensschüler und das Quidditch Training nur selten Zeit fand.

Mit Pansy schaffte ich es auch nicht, eine Freundschaft aufzubauen. Unsere Anlaufschwierigkeiten räumte ich aus dem Weg, indem ich ihr versicherte, dass ich ihr Draco nicht wegschnappen würde. Seit dem kommt von ihr eine stumme Akzeptanz, wie sie auch von den anderen Slytherin Schülern kam, aber mehr auch nicht. Irgendwie hatte in den letzten Jahren wohl jeder seine kleine Gruppe an Vertrauten aufgebaut und keiner zeigte Interesse daran, mich aufzunehmen. Außer natürlich Draco und Daphne.

Auch Blaise war nett zu mir, aber manchmal wirkte er trotzdem recht distanziert. So als wolle er eigentlich nichts mit mir zu tun haben, aber wäre zu nett, um es zu sagen. Daphne meinte zwar, dass er bei jedem ein bisschen auf Abstand gehen würde, aber dennoch war ich misstrauisch. Sie begründete sein Verhalten damit, dass doch jeder seine kleinen Geheimnisse hatte. 

Nachts verschloss ich immer noch meinen Vorhang, sodass ich ungestört schlafen konnte. Jedoch wurde ich nicht zu selten von Albträumen heimgesucht, sodass tiefe Augenringe zu meinem ständigen Begleiter geworden waren. Nicht mal, als mein Stiefvater noch gelebt hatte, waren meine Nächte so unruhig gewesen. Ständig sah ich meine Mutter, wie sie mir Vorwürfe machte, dass ich nicht früher eingegriffen hatte oder meinen Vater, wie er mich mit seiner bloßen Anwesenheit quälte. Wenn ich dann schweißgebadet wach wurde und die Decke anstarrte, dachte ich viel nach.

Ob der Tod nicht zu nett für meinen Vater gewesen ist? Ob er besser nach Askaban, zu den Dementoren hätte geschickt werden sollen? Ob ein früheres eingreifen, meine Mutter vor dem Tod bewahrt hätte? Wie der Kampf abgelaufen wäre, wenn ich von Anfang an dabei gewesen wäre? Ob wir uns schon früher hätten wehren müssen, statt darauf zu warten, dass mein Vater die Kontrolle verliert?

Ich kam nie zu einer Antwort und lehnte das Angebot von Daphne ab, mit ihr über diese Albträume zu sprechen. Ich war der festen Überzeugung, dass sie mir sowieso nicht helfen konnte. Außerdem war mir das Thema auch ein bisschen zu persönlich. Manchmal überlegte ich mit Draco zu sprechen, doch die wenige Zeit, die wir zusammen hatten, nutzte ich doch lieber für Zaubertränke. Ich müsste zu weit ausholen, um ihm alles zu erklären und dafür hatten wir einfach nicht die Zeit. Er verbrachte außerdem recht viel Zeit mit Crabbe und Goyle, die mir mehr und mehr auf die Nerven gingen. Wenn die beiden mal nicht bei ihm waren, schlich Pansy um ihn herum und sie hatte mir eines Abends, im Schlafsaal, ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht erwünscht war.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt