Erst kurz vor der Sperrstunde traute ich mich gemeinsam mit Blaise in den Gemeinschaftsraum. Zu sagen, dass ich nervös war, wäre noch untertrieben. Meine Hände waren schwitzig, mein Herz raste und ich hatte Angst vor Dracos Reaktion. Das ich so lange weg geblieben bin, wird seine Laune nicht gebessert haben.
„Da bist du ja", schimpfte er, als er mich entdeckte. Blaise war zu Theo gegangen, weshalb ich dem Blonden nun alleine gegenüber stand. Ich spürte, wie sich alle Blicke zu uns wandten und im Bruchteil einer Sekunde herrschte Stille.
„Raus", bestimmte Draco laut in den Raum hinein und sofort kam Bewegung in die Slytherins. Sie wuselten alle in ihre Schlafsäle.
Nur ein paar Mutige testeten, wie lange sie bleiben konnten. Ich bemerkte, wie Daphne ihren Freund förmlich in die Menge an Jungen schubsen musste, damit er sich auch verzog.
Es war das erste Mal, dass Draco so offen seinen Status missbrauchte und den Gemeinschaftsraum räumte. Jedenfalls das erste Mal, dass ich es sah. Er musste sich von mir wegdrehen, um die paar Halbstarken, die meinten, noch bleiben zu dürfen, böse anzufunkeln.
Unsicher tapste ich von einem Fuß auf den anderen. Als der Gemeinschaftsraum endlich leer war und auch die letzte Tür in einen der Schlafsäle zugefallen war, wand sich Draco wieder an mich. Auf seine Lippen stahl sich ein Lächeln, welches ich nicht so wirklich einordnen konnte.
„Du stehst auf der Liste", stellte er mehr fest, als dass er fragte. Bevor ich jedoch nur daran denken konnte, etwas zu erwidern, sprach er weiter. Ganz ruhig und sachlich.
„Am Anfang dachte ich noch, du wärst nur zufällig da gewesen und hattest Angst, für etwas belangt zu werden, was dich gar nicht betrifft. Aber du stehst auf der Liste. Und dein Name ist mit deiner Handschrift verfasst."
Ich wollte ihn unterbrechen und versuchen, es zu erklären, doch sein Blick sagte deutlich, dass er keine Unterbrechung haben wollte. Er wollte seinen Monolog fortsetzen und so drehte er sich, um langsam hin und her zu tigern.
„Entweder ist Granger wirklich gut darin, Handschriften zu imitieren und sie hat deinen Namen auf das Pergament geschrieben... aber dann verstehe ich nicht, warum nur dein Name auf der Liste steht. Ich würde Potter zutrauen, dass er dann auch mich auf die Liste setzt, um mir eins reinzuwürgen."
Er machte eine kurze Pause und tat so, als würde er nachdenken.
„Also musst du wohl selbst deinen Namen auf die Liste geschrieben haben. Da stellt sich mir nun die Frage..." Er blieb genau vor mir stehen, drehte sich zu mir und beendete seinen Satz so laut, dass ich zusammen zuckte. „...warum?"
Mir war klar, dass er sich den ganzen Nachmittag über diesen Monolog Gedanken gemacht hatte und ich bereute es, ihm diese Zeit gegeben zu haben.
Ich hatte mir auch etwas überlegt, doch mit der plötzlichen Lautstärke, löschte er jeden dieser Gedanken. „Ich ähm...", stotterte ich, auf der Suche nach den richtigen Worten.
„Ich wusste, dass du es am Anfang nicht gerade leicht hattest, Freunde zu finden. Und, dass du nach dem Streit mit Daphne viel alleine warst, hab ich auch mitbekommen. Aber du hattest doch Blaise und mich. Nicht viel, ok, den Punkt gebe ich dir, aber ein Anfang. Freundschaft braucht Zeit. Und ich habe doch versucht, dich dazu zu holen. Du warst es, die mir immer abgesagt hat."
Draco war wieder ruhiger geworden und ich beobachtete fasziniert, wie er sich selbst versuchte, eine Erklärung für mein Verhalten zu geben, anstatt mich einfach erklären zu lassen. Es war, als würde er das Jahr nochmal durch gehen, auf der Suche nach dem Punkt, wo ich, seiner Meinung nach, falsch abgebogen bin.
„Wie lange läuft das schon? Es muss schon letztes Jahr angefangen haben, denn das würde dein komisches Verhalten in den Ferien erklären. Warum du auf einmal so gegen uns warst. Diesen Floh hat dir Potter in den Kopf gesetzt", überlegte er weiter, doch jetzt schritt ich ein.
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fiksi Penggemar„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...