Daphne und ich liefen diesen Morgen schweigend zur Großen Halle. Ich war gestern sehr spät erst zurück gekommen und hatte auf ihre Frage, wo ich war, nur mit 'Bei Blaise' geantwortet. Danach war ich so schnell im Bad verschwunden, dass sie keine weiteren Fragen hatte stellen können.
Heute morgen schien sie keine Lust auf reden zu haben und so folgten wir stumm den Gängen zur Großen Halle. Plötzlich packte sie meinen Arm und zog mich mit sich auf den Slytherintisch zu. Als ich den Blick hob und Brandons Hinterkopf entdeckte, wusste ich, wo sie hinwollte. Er saß in der Nähe des Kamins mit seinen drei Freunden. Meine Laune sank und ich stellte mich auf ein Frühstück mit vielen, dummen Sprüchen ein.
„Wundervollen Guten Morgen, Schatz", begrüßte Daphne ihren Freund überschwänglich und schlang von hinten einen Arm um ihn. Als er sich zu ihr drehte, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen und schwang ihr Bein neben ihn. „Guten Morgen, Schönheit", strahlte Brandon und half ihr auch ihr anderes Bein über die Bank zu schwingen, damit sie sich setzen konnte. Ich nickte ihm nur mit versteinerter Miene zu, während ich mich auf Daphnes andere Seite setzte.
„Piepse-Elf. Na, gut geschlafen?" fragte er mit einem gespielten Lächeln auf den Lippen und ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Was interessierte ihn, wie ich geschlafen hatte? Wie kam er überhaupt darauf? Sah ich müder aus, als normal? Seine Kollegen schienen genauso verwirrt, jedenfalls konnte man auch in ihren Gesichtern deutlich die Fragezeichen sehen. Nur Daphne hatte den Kopf leicht eingezogen, als erwarte sie in wenigen Sekunden einen lauten Knall.
„Ihr müsst wissen, die gute Lucinda hier, wird jede Nacht von Albträumen heimgesucht. Teilweise schreit sie sich die Seele aus dem Leib", erklärte Brandon und hatte dabei eine Stimmlage, als würde er eine Horrorgeschichte erzählen. Woher wusste er das? Er konnte schließlich nicht in die Schlafsäle der Mädchen, auch wenn er das vielleicht gerne gewollt hätte. Außerdem ging es ihn überhaupt nichts an.
„Woher willst du das wissen?" stellte der Junge mir gegenüber die Frage, die sich wohl auch die anderen beiden gestellt hatten. „Na von meiner Freundin natürlich", erklärte Brandon und legte Daphne einen Arm um die Schultern. Diese schüttelte ihn sofort ab und murmelte: „Ich habe dir das doch im Vertrauen gesagt." Mein Gehirn brauchte einen Moment, um zu begreifen, was gerade geschehen war. Meine Hände ballten sich, trotz meiner Bemühungen ruhig zu bleiben, zu Fäusten. Das war nicht ihr ernst.
„Ich habe vortrefflich geschlafen, so wie jede Nacht", log ich und schlug auf den Tisch, um irgendwo meine Wut rauszulassen. Daphne zuckte zusammen und senkte den Blick, aber so würde sie mir bestimmt nicht davon kommen.
„Können wir mal reden, Daphne", zischte ich mit einem übertriebenen Lächeln auf den Lippen und stand bereits auf. „Ähm, ja", stotterte sie und wollte auch aufstehen, doch Brandon hielt sie am Oberschenkel zurück und drückte sie wieder auf die Bank. „Unter vier Augen", fuhr ich ihn an, aber er zeigte keine Regung. Daphne schien die Situation sichtlich unangenehm zu sein und ich spürte die Blicke, der um uns sitzenden Schüler bereits auf mir.
„Ich wüsste nicht, was ihr zu besprechen hättet, das wir nicht hören sollen", erwiderte Brandon gelassen, was mich noch wütender machte. „Ist schon gut", piepste Daphne und schob seine Hand vorsichtig weg. Dann stand sie auf, doch wieder griff Brandon nach ihr. Dieses Mal bekam er ihr Handgelenk zufassen. Wütend funkelte ich ihn an. Meine Atmung ging unregelmäßig, obwohl ich versuchte mich mit aller Macht darauf zu konzentrieren, dass ich ruhig blieb.
„Mach sie nicht fertig, nur weil mir so dumm etwas rausgerutscht ist." Die Entschuldigung, die er hinterher schob, wirkte so unehrlich, wie Pansys Wimpern und ließ mich für einen Moment vergessen, dass wir in der Großen Halle und nicht in einem kleinen Raum waren. „Halt dich da ja raus", brüllte ich und wieder zuckt Daphne unter meinem Ton zusammen. Mittlerweile musste auch der letzte in der Halle von unserer Auseinandersetzung mitbekommen haben, denn die Gespräche waren alle verstummt.
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Lucinda - The Mask of a Slytherin
Fanfiction„Unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind" Lucinda wurde in einem zwiegespaltenen Haushalt geboren. Ihr Vater, ein traditionsbewusster Zauberer, der sich viel auf seine edle Reinblütigkeit einbildete. Ihre Mutter, die, besonders nach der Zwangsh...