Kapitel 13

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„Wo willst du denn schon wieder hin, Lucinda?" fragte Draco, als ich ihm auf dem Gang vor unserem Gemeinschaftsraum entgegen kam. Ausnahmsweise war er mal nicht in Begleitung von Pansy unterwegs. Auch Crabbe und Goyle waren nirgends zu sehen. „Ich brauche noch ein Buch für Alte Runen und wollte kurz in die Bibliothek, bevor sie schließt. Professor Babbling hat mir eins für die Hausaufgaben empfohlen", erklärte ich wahrheitsgetreu. Dass ich danach zum nächsten DA Treffen gehen würde, verschwieg ich jedoch.

„Darf ich dich begleiten?" fragte Draco und drehte bereits um, damit er neben mir hergehen konnte. „Ich denke, das wird deiner Freundin gar nicht gefallen. Sie sitzt im Gemeinschaftsraum und wartet sehnsüchtig auf dich", erwiderte ich und konnte mir das Augenrollen über Pansys Verhalten nicht verkneifen.

„Eben genau deswegen. Sie ist ständig da. Ich habe nicht mal fünf Minuten Pause von ihr. Und seit wir zusammen sind, hat das leider nicht die erhoffte Besserung gegeben, sondern es ist noch schlimmer geworden. Es ist ein Wunder, dass ich noch alleine schlafen darf", quengelte er genervt. „Sie würde sich bestimmt freuen, wenn du sie mal zu dir in den Schlafsaal einlädst", lachte ich und stieg die ersten Treppen aus dem Kerker empor. Draco hinter mir.

„Bloß nicht", platzte es aus ihm heraus und brachte mich nur noch mehr zum lachen. Ich hatte immer gedacht, dass ich die einzige war, die Pansy für zu anhänglich hielt. Anscheinend nicht und irgendwie tat Draco mir leid. Trotzdem konnte er nicht bei mir bleiben, schließlich hatte ich ein wichtiges Treffen mit Schülern, die Draco verabscheute.

„Sie köpft mich, wenn du bei mir bleibst, anstatt zu ihr zu gehen", startete ich einen erneuten Versuch ihn abzuschütteln. Ich merkte selbst, wie lächerlich das klang und war nicht überrascht als Draco seinerseits schmunzelnd sagte: „Als ob dich das wirklich abschreckt. Außerdem ist es eine super Gelegenheit, dass wir zwei mal wieder was zusammen machen. Auch wenn es nur in die Bibliothek gehen ist."

Sein Lächeln verschwand, als uns eine Gruppe von Ravenclaws entgegen kam und auch mein Blick wurde wieder ernster. Ich weiß nicht, was es war, aber wenn ich auf andere Schüler traf, wollte ich möglichst wenig Gefühle zeigen. Eine Angewohnheit, die mir mein Vater eingeprügelt hatte und die ich nicht so richtig ablegen konnte, weil es irgendwie etwas ist, dass von einem Slytherin erwartet wurde.

„Du bist es doch, der ständig etwas vor hat. Seit Anfang des Jahres haben wir erst einmal Zaubertränke gemacht und den Rest musste ich mir alleine beibringen", bemerkte ich und im selben Moment taten mir meine Worte leid. „Ist das jetzt alles, was ich für dich bin? Dein Nachhilfelehrer?" überlegte Draco und ich senkte betroffen den Blick. „Nein, so meinte ich das nicht", widersprach ich und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Seit wir hier sind, zeigst du mir die kalte Schulter. Warum?" fragte er weiter und ich wusste, dass er recht hatte. Im Manor hatten wir so viel unternommen und herum geblödelt, doch seit wir hier waren, ging ich ihm aus dem Weg. Obwohl ich gar nicht ihm aus dem Weg ging. „Nur den Schülern mit denen du dich umgibst. Das ist nichts gegen dich", erklärte ich und schenkte ihm ein kurzes Lächeln.

„Was hast du gegen sie?" Die Frage hatte er wohl schneller gestellt, als er nachgedacht hatte, denn einen kurzen Moment wirkte er überrascht. „Ach komm, Pansy ist schon fast besessen von dir, Millicent sagt kein Wort und Crabbe und Goyle sind strohdoof. Ich verstehe manchmal echt nicht, wie du es bei ihnen aushältst", gestand ich genervt und biss mir im nächsten Moment unsicher auf die Unterlippe.

Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Ich hatte gerade all seine Freunde in nur wenigen Worten runter gemacht und somit ihn ein Stück weit für die Wahl verurteilt. Ich holte tief Luft und wollte mich entschuldigen, doch er war schneller.

„Aber mit Blaise verstehst du dich?" fragte er und musterte mich. Ihm schienen meine Worte, über seine Freunde nichts auszumachen, was mich ein bisschen verunsicherte. „Joa, er ist ganz nett", erwiderte ich überrumpelt und versuchte immer noch ein Anzeichen von Wut in ihm zu finden.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt