XXI - Gute Geschichten

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Jahr 350 nach dem Götterkrieg, Spätherbst

Fort Carraig an Iarainn, Kaiserreich


Sarah beantwortete alle Fragen, die ihr gestellt wurden. Wie sie zu der Verletzung gekommen war. Weshalb sie beide hier nur in halber Uniform standen. Weshalb ein halbes Dorf innerhalb der Mauern des Forts untergebracht war. Áed saß meist schweigend mit am Tisch und trank den Tee, den ihnen Casidhe angeboten hatte. Nur hin und wieder ergänzte er, was er noch für wichtig hielt.

Nach einer längeren Erklärung von Sarah dachte der Apothekarius eine Zeit schweigend nach. Schließlich sprach er dann doch wieder.

"Mir ist durchaus bewusst, dass dies eine sehr persönliche Frage ist. Und in diesen Zeiten auch eine gefährliche, wenn auch ungleich weniger gefährlich als ihre Antwort. Doch es brennt in mir, zu fragen: Seid Ihr empfindsam für die Netze der Magie?"

In der Tat eine gefährliche Frage. Áeds Hand glitt langsam hinab zu dem Dolch an seiner Hüfte, den Blick weiterhin auf Casidhe gerichtet. Er hatte Sarah zwar in den Monaten, die sie gemeinsam Stationiert gewesen waren nicht sonderlich leiden können, doch die Inquisition würde sie nicht bekommen.

"In diesem Haus könnt Ihr frei sprechen. Auch, wenn ich dort draußen davon abraten würde. Ausaláin hat Kontakte, die sich sehr dafür interessieren würden", fügte er an, als er keine Antwort bekam.

Sarah hatte ihre Tasse auf dem Tisch abgestellt und überlegte wohl, was sie antworten sollte.

"Wie viel würde es bringen, es abzustreiten?", gab sie sich geschlagen. Die letzten Tage hatten ihnen beiden nicht viel Ruhe gegönnt. Dennoch meinte Áed, sie sollte es nicht so leicht offenbaren.

"Ich habe Euer Bein gesehen. Diese Wunde ist zu gut verheilt. Ich wollte erst gar nicht fragen, doch es erscheint mir zu wichtig.

Seid ihr dem Wasser geneigt?"

"Eine Freundin von mir war es... "

Éanna? Áed war ihr einen fragenden Blick zu. Sie schien zu verstehen und nickte.

"... aber meine Begabung liegt mit dem Feuer."

Der Mann schien überrascht von einer so offenen Antwort, doch er schien noch nicht zufrieden.

"Seid Ihr sicher? Heilung ist nicht mein Fachgebiet, aber nach nur 3 Tagen sollte eine derartig schwere Wunde noch nicht so gut verheilt sein. Es scheint mir eher, als wärt ihr dem Wasser verbunden."

Jetzt musste Áed ihn unterbrechen, denn er hatte eine Frage, die ihm deutlich wichtiger erschien, als zu erörtern, was Sarahs Element war. "Wie kommt es, dass Ihr euch so gut mit diesem Thema auskennt?"

"Bücher. Wenn doch auch noch sehr jung bin, hatte ich schon genug Gelegenheit, daraus zu lernen. Und anders als im Rest der Welt ging unter den Alchemisten und Apotherarii das Wissen um die arkanen Netze nicht gänzlich verloren. So finden sich doch teils noch passagen, die bei heilenden Pflanzen oder Giften von der Kraft des Wasser sprechen."

Sein Blick hob sich zu einem Punkt über den beiden an der Wand. "... so fließt das Leben einem Flusse gleich durch Mark, Bein und Fleisch eines jeden Wesens, geschaffen in der Gnade der Götter. Und so fließt es bei der Geburt hinein und hinaus beim Tode."

Sein Blick wanderte wieder zu seinen Gästen.

"Ich bin mir nicht sicher, ob das der exakte Wortlaut ist, aber der Gedanke sollte stimmen. Und in Euch scheint das Leben auch weiterhin zu fließen. Ihr zehrt nicht von dem, was ihr habt, ihr nehmt euch mehr."

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