Kapitel 3

43 3 0
                                    

Louis POV

Wie jeden Morgen stehe ich vor dem Schulgebäude und atme noch ein letztes mal durch, bevor ich es betreten muss. Die Luft ist eisig, obwohl es erst Ende Oktober ist und trotz meiner großen Jacke ist mir kalt. Doch plötzlich erkenne ich Zac und Leo, aus meiner Parallelklasse, die den Weg entlang laufen. Ich hätte lieber schon reingehen sollen, denn jetzt gibt es keinen Ausweg mehr, jetzt haben sie mich schon gesehen. "Hey, Louis!", ruft Zac mir in diesem abwertigen Ton zu. "Heute wieder extra hässlich?", fragt Leo und die beiden brechen in Gelächter aus. Ich versuche sie zu ignorieren, doch sie kommen direkt auf mich zu. "Mal im ernst, wie kann man nur so fett sein? Du passt ja kaum noch in deine Hose rein!", meint Zac und zeigt auf die Skinny Jeans die ich anhabe. Es ist doch der Sinn einer Skinny Jeans das sie eng ist, doch als ich an mir herunterschaue bekomme ich plötzlich Zweifel und merke das sie recht haben. Ich seh total fett aus. Also versuche ich die aufkommenden Tränen zurückzuhalten und sage gar nichts. "Komm, wir gegen rein", meint Leo dann. "Den will ich mir nicht länger anschauen, vielleicht ist seine Hässlichkeit ansteckend!" Zac nickt grinsend und die beiden machen sich davon. Am liebsten würde ich jetzt in Tränen ausbrechen, da ich mich so sehr für mich selbst schäme, doch der Unterricht beginnt gleich.

Im Klassenraum sitzen schon die meisten an ihren Plätzen, also lasse ich mich auf meinen am Fenster fallen. Ich muss nur irgendwie den Schultag überleben, dann kann ich mich wieder zurückziehen. Durch die Türe kommen gerade zwei Mädchen aus meiner Klasse, dicht gefolgt von Jack und Harry, hinter denen Danny und Sam laufen. Eigentlich nichts besonderes, doch als ich aufschaue bemerke ich Harrys Blick auf mir. Wieso schaut er mich an? Unsere Augen treffen aufeinander als er zu seinem Platz läuft und auf seinen Lippen bildet sich ein kurzes Lächeln, ehe er sich hinsetzt und weiter mit Jack redet. Hat Harry mich eben wirklich angelächelt? Ich muss das geträumt haben, das muss ein Tagtraum gewesen sein. Wieso sollte er das tun? Weiß er noch nicht das mich hier niemand leiden kann?

Im nächsten Moment betritt auch schon Herr Hardcore, unser Mathelehrer, den Raum. Doch ich verstehe nichts von dem was er sagt, da ich viel zu sehr in meinen Gedanken bin. Mag Harry mich etwa? Selbst wenn, die Anderen haben ihm bestimmt schon gesagt, dass er es lieber nicht tun sollte. Außerdem sieht er doch wie fett und hässlich ich bin, wieso sollte jemand wie er mich also mögen? Diese Gedanken sind unnötig, er wollte bestimmt einfach bloß nett sein. Ich sollte mir keine Hoffnungen machen, dass mich jemals jemand mögen wird, nicht nachdem was Zac und Leo vorhin wieder gesagt haben. Wenn sie es sehen, sieht Harry es doch auch. Ich bin hässlich, fett und dumm. Wieder versuche ich meine Tränen zurückzuhalten und wende meinen Blick aus dem Fenster, damit niemand etwas merkt. Draußen biegen sich die Tannen leicht im Wind und es sieht nach einem Unwetter aus. Vielleicht sollte ich heute lieber nicht in den Wald gehen, es könnte nachher Gewittern.

Als im letzten Unterricht für heute endlich die Glocke zum Schulende ertönt, springen alle auf und packen ihre Sachen zusammen. Ich lasse mir Zeit, in der Hoffnung, Zac und Leo nicht auf dem Vorhof der Schule zu treffen. Als einer der Letzten verlasse ich den Klassenraum und mache mich auf den Weg zum Ausgang. Draußen kann ich zum Glück niemanden erkennen, der mich fertig machen könnte. Ich stoße die große Ausgangstüre auf und sofort kommt mir ein kalter Luftzug entgegen. Meine Hände vergrabe ich tief in den Taschen meiner Jacke und mein Blick ist wie immer auf den Boden gerichtet. So muss ich zumindest niemanden anschauen an dem ich vorbeilaufe.

Da die Wolken immer dunkler werden, beschließe ich heute nicht in den Wald zu gehen. Die Unwetter hier in den Bergen können ganz schön heftig sein und ich möchte nicht von einem Regenguss überrascht werden. Also mache ich mich direkt auf den Weg nach Hause, doch an der Kreuzung kommt mir plötzlich eine andere Idee. Die alte Mrs. Styles sitzt um diese Uhrzeit oft vor dem Haus und ich habe sie schon einige male besucht, um ihr etwas Gesellschaft zu leisten. Sie ist sowas wie eine Freundin für mich, ich kann mit ihr über alles reden und sie hört mir immer zu. Außerdem scheint sie mich zu mögen und akzeptiert mich so wie ich bin. Doch da es gerade nach Schulende ist, könnte ich Harry über den Weg laufen, was keine gute Idee wäre. Also beschließe ich lieber heim zu gehen und sie später zu besuchen.

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt