Kapitel 36

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Louis POV

Etwas später sitzen wir auf einer Bank, welche auf dem Feldweg aufgestellt wurde. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Landschaft und mittlerweile fast verschwundene Sonne.

Harry nimmt meine Hand und da es durch die Handschuhe nicht wirklich schlimm ist, finde ich die Geste sehr süß von ihm.

Er ist mein Freund. Ich kann es immer noch nicht so richtig glauben. Er ist mein fester Freund. Wir haben uns geküsst und er hat mir seine Gefühle gestanden. Ich habe ihm mehr oder weniger versucht klarzumachen, dass ich genauso fühle und nun sind wir zusammen. Als Paar. Er hat mich gefragt ob ich sein Freund sein möchte und ich habe ja gesagt. Eigentlich kann dies nur ein Traum sein. Ein wunderschöner Traum, aus dem ich glücklich erwachen werde, bevor mich die Realität wieder einholt. Was sage ich bloß Harry wenn wir wieder wach sind? Er wird ja nichts wissen von dem Traum. Am besten ich erzähle es ihm einfach nicht.

„Lou?", fragt der Lockenkopf neben mir. „Hm?" Er drückt meine Hand und meint: „Ich glaube ich war in meinem Leben noch sie so glücklich wie gerade jetzt."

Seufzend lege ich meinen Kopf an seine Schulter. „Ich auch. Bitte lass diesen Traum nie enden."

Lächelnd streicht er mir durch die Haare. „Es ist kein Traum, Lou. Es ist die Wirklichkeit."

„Gut, sonst wüsste ich nämlich nicht wie ich mich nach dem Aufwachen verhalten soll."

„Du bist süß." Er lehnt seinen Kopf an meinen und verträumt schließe ich die Augen und genieße seine Nähe, solange ich das kann.

Wir sitzen eine Ewigkeit auf der Bank und auch wenn niemand etwas sagt, ist es wunderschön. Es ist kalt, doch die letzten Sonnenstrahlen strahlen uns warm an als wären wir das Gold der Welt.

Als es immer dunkler wird murmelt Harry irgendwann: „Wir sollten zurück gehen, wir müssen noch den Berg hoch."

Missmutig stehe ich also mit ihm auf und wir machen uns auf den Weg zurück ins Dorf. Am liebsten wäre ich die ganze Nacht auf dieser Bank gesessen, doch dann wäre wir wahrscheinlich erfroren.

Auf dem Weg den Berg hinauf halten wir uns die ganze Zeit über an der Hand, während Harry mir weismacht das wir später noch etwas essen sollten.

Bei ihm angekommen ziehen wir die dicken Jacken und unsere Stiefel aus, während seine Großmutter aus dem Wohnzimmer kommt und lächelnd auf unsere Hände blickt, welche Harry sofort wieder vereint hat.

„Vor Oma kann man sowieso nichts geheim halten", meint er lachend und erzählt ihr die Neuigkeiten. Sie freut sich sehr für uns und kaum hat Harry seine Worte beendet, steht auch Anne im Flur.

„Etwas überrascht bin ich schon", gibt sie zu, freut sich aber auch sehr für uns.

„Überrascht? Das die zwei sich mögen?", fragt seine Großmutter etwas unglaubwürdig als wäre es selbstverständlich.

„Nein, dass ist natürlich klar, ich hätte nur nicht gedacht das es so schnell gehen würde", meint Ann schmunzelnd und drückt ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn.

Etwas peinlich berührt stehe ich daneben, da mir nicht bewusst war wie offensichtlich es scheinbar war.

"Ihr seid echt unmöglich!", meint Harry und zieht mich die Treppe hinauf. "Wieso? Ist doch nicht unsere Schuld, dass ihr Zwei zusammenpasst wie Romeo und Julian."

"Mutter!", zischt Anne hinter uns, doch die Tatsache das sie Julia durch Julian ersetzt hat lässt mich lächeln.

In Harrys Zimmer schmeißt er sich auf sein Bett und ich setzt mich neben ihn. "Sorry, manchmal sind sie etwas... eigen", meint er seufzend. "Schon gut, ich finde es irgendwie süß", gestehe ich ihm. "Bei meinem Dad habe ich keine Ahnung wie er reagieren wird... er war anfangs schon sehr vorsichtig als wir uns kennengelernt haben."

Harry setzt sich auf und blickt mich zuversichtlich an. "Das wird schon, ich denke er wird sich auch freuen." Ich hoffe es so sehr, denn wenn er nicht hinter unserer Beziehung steht, dann weiß ich wirklich nicht was ich machen soll. Er ist immerhin mein Vater, ich liebe ihn und mein Leben lang war er immer für mich da.

Plötzlich zieht Harry mit an der Schulter nach hinten, sodass ich auf einmal auf der Matratze liege. Er beugt sich über mich und ich versuche ihn mit meinem Arm davon abzuhalten zu nahe zu kommen, doch er verschränkt nur unsere Finger ineinander und beugt sich dann herunter um mir einen Kuss zu geben. Zaghaft erwidere ich den Kuss und schließe dabei völlig automatisch meine Augen. Als ich sie wieder öffne, lächelt er mich an und lässt sich dann neben mir fallen.

"Ich bin noch überhaupt nicht müde." Er dreht sich auf die Seite, sodass er mich ansehen kann. "Ich auch nicht." Nachdenklich beißt er sich auf die Unterlippe, dann schlägt er vor: "Lass uns ein paar lustige Videos schauen!" Ich stimme zu und so holt er seinen Laptop hervor und öffnet YouTube darauf.

Das Video welches er angeklickt hat handelt von lustigen Tieren, zumindest sollen sie wohl lustig sein. Ich finde es allerdings überhaupt nicht komisch, wenn eine Katze in ein Aquarium fällt oder ein Hund auf den glatten Fliesen ausrutscht. "Das ist nicht lustig, die armen Tiere!" Harry lacht und zieht mich in seine Arme. "Ach komm, dass ist doch witzig." Ich verschenke meine Arme und versuche weiterhin den Sinn dieser Aufnahmen zu verstehen. "Hast du das Eichhörnchen gesehen? Es wurde fast überfahren!" Harry jedoch scheint den Clip sehr lustig zu finden. "Aber wie dämlich es vom Baum gefallen ist!"

Im nächsten Clip ist eine Katze zu sehen, welche sich erschreckt und ziemlich untypisch für eine Katze auf zwei Beinen davon rennt. Harry bekommt sich kaum ein vor Lachen. "Das war aber genial, dass musst du zugeben!"

"Die Katze hat so reagiert weil sie Todesangst hatte..."

"Loooouuuu", mault Harry und kurz darauf spüre ich seine Hände an meiner Taille, welche dort in mein Shirt kneifen. Erschrocken schreie ich auf und rücke von ihm weg. "Damit du auch was zum Lachen hast", erklärt er schlicht und pikst erneut seine Finger in meine Seite. Da er um einiges stärker ist als ich, kann er mich problemlos festhalten und meine Arme so außer Gefecht setzten. „Haahaaarrryyy stooohahahapp!" Schon nach wenigen Sekunden liege ich lachend auf seinem Bett, bis er endlich aufhört mich zu quälen. Das Video ist völlig vergessen, seine strahlenden grünen Augen treffen auf meine, während ich versuche wieder normal zu atmen.

„Ich hasse dich."

Lachend drückt er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Tust du nicht."

Und damit hat er verdammt recht.

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt