Kapitel 5

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Louis POV

Das nervige Geräusch meines alten Weckers reißt mich wie immer aus dem Schlaf und müde blicke ich auf die Uhr. Wie kann man von Schülern nur erwarten, um solche Zeiten aufzustehen? Genervt schlage ich auf den Wecker, damit er endlich Ruhe gibt, und drehe mich im Bett wieder um. Wenn ich einfach weiterschlafe und nicht zur Schule gehe, würde das doch auch niemand merken. Außer das ich Harry versprochen habe ihn heute mitzunehmen...Harry! Sofort steigt meine Laune wieder und mit Schwung setzte ich mich im Bett auf. Ein großer Fehler, mit einem dumpfen Knall schlägt mein Kopf gegen die Dachschräge über meinem Bett. Autsch! Leise fluchend reibe ich mir über die Stelle, die jetzt bestimmt eine Beule gibt. Ich stehe aus dem Bett auf, doch plötzlich beginnt sich alles zu drehen und ich muss mich am Bettpfosten festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Wie fest habe ich meinen Kopf bitte angeschlagen? Als sich das Bild vor mir wieder beruhigt hat und ich wieder klar sehe, beginnt mein Magen erneut zu knurren. Wann habe ich eigentlich das letzte mal was gegessen? Eigentlich sollte mir das bei meinem Gewicht sowieso egal sein.

Nachdem ich im Bad war und mich angezogen habe, schnappe ich mir meinen Rucksack und laufe nach unten. Das Knurren meines Magens wird immer schlimmer, weswegen ich beschließe mir einen Apfel aus der Küche zu holen. Der wird hoffentlich nicht so viel schaden.

Auf dem Weg zur Schule esse ich den Apfel und überlege mir wie ich reagieren soll, wenn ich Harry sehe. Klar, ich sollte ihn einfach ignorieren, aber immer hin möchte er nach der Schule mit mir in den Wald. Da können wir doch nicht einfach stumm aneinander vorbei laufen, oder? Aber wir haben Gestern das erste mal miteinander geredet und sind keine Freunde. Vielleicht überlasse ich einfach ihm die Entscheidung.

Auf dem Schulhof blicke ich mich wieder ängstlich um, doch dieses mal sind zum Glück keine Gefahren in Sichtweite. Meine übliche Jacke habe ich heute gegen eine helle Jeansjacke ausgetauscht und meinen Rucksack trage ich nur über einer Schulter. Das machen die Anderen immer, vielleicht ist das cooler. Die Jacke ist mir zwar auch zu groß, aber ich hatte Lust etwas zu verändern. Normalerweise würde ich mich so eine Veränderung niemals trauen, aber irgendwas stellt Harry mit mir an. Ich schiebe die großen Ärmel der Jacke nach oben und möchte gerade loslaufen, als ich abrupt wieder stehen bleibe. Genau in diesem Moment läuft Harry mit seinen Freunden auf den Eingang der Schule zu. Jack, Danny und Sam blicken zu mir rüber und beginnen zu tuscheln. Stimmt denn etwas nicht mit mir? Vielleicht hätte ich die Jeansjacke doch nicht anziehen sollen, vielleicht sehe ich lächerlich aus. Sofort wird meine Stimmung wieder bedrückt, doch dann blickt Harry zu mir und seine glänzenden grünen Augen treffen auf meine. Er lächelt mir zu, was die anderen drei zum Glück nicht bemerken. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es Harry etwas ausmachen würde. Vor der Türe bleiben sie kurz stehen und Harry redet irgendetwas mit ihnen, woraufhin Jack, Danny und Sam nach drinnen verschwinden, Harry aber stehenbleibt. Er wartet ein paar Sekunden, ehe er sich umdreht und auf mich zukommt. Kommt Harry gerade ernsthaft freundlich lächelnd auf mich zu? Träume ich das oder passiert das gerade? Seine Haare hat er heute zu einem Dutt zusammengebunden, was ihm echt gut steht. Auch wenn ich es etwas vermisse das er sie, bei dem Windstoß der gerade aufkommt, nicht aus seinem Gesicht streicht. Okay, komische Gedanken Louis! Reiß dich zusammen! Er trägt ein schlichtes weißes Shirt, über das er allerdings eine schwarze Lederjacke kombiniert hat, zusammen mit einer schwarzen Skinny Jeans mit Löchern an den Knien. Er sieht verdammt cool aus und ich stehe hier mit meiner zu großen Jeansjacke und starre ihn an wie ein Fan, der gerade sein Idol zum ersten mal sieht.

"Hi", sagt Harry und kommt vor mir zum stehen. "H-hi", stottere ich zurück und schaue mich unsicher um, ob uns jemand sieht. Harry scheint das jedoch egal zu sein. Seine Augen wandern über meinen Körper, bis er schließlich meint: "Coole Jacke, steht dir." Okay, wow, hat er das eben wirklich gesagt? "D-danke", stottere ich schnell zusammen und senke meinen Blick, damit er nicht sieht wie rot ich jetzt wahrscheinlich werde. "D-du s-siehst auch t-toll a-aus." Harry strahlt und will gerade auch zu einem Dank ansetzten, als plötzlich jemand von der Seite ruft: "Schau mal, der Neue gibt sich mit dem Loser ab!" Ich muss nicht einmal aufsehen um zu wissen das es Zac ist, so vertraut ist mir diese Stimme schon. Trotzdem hebe ich meinen Kopf und sehe in Harrys wütendes Gesicht, welches Zac und Leo anstarrt. "Müsst ihr nicht zum Unterricht?", faucht er sie an und nach einem abschätzigen Blick auf mich machen sich die beiden aus dem Staub. "Komm, lass uns auch reingehen", meint er dann seufzend und möchte zur Türe laufen, doch ich bleibe stehen. Harry dreht sich fragend zu mir um. "Was ist?"
"W-wir k-können d-da d-doch nicht g-gemeinsam r-reingehen", erkläre ich ihm, da sein Ruf danach total im Eimer wäre. "Können wir nicht? Ich glaube das geht, wenn wir einfach die Türe öffnen und dann nebeneinander herlaufen", meint Harry und tut so, als müsste er mir erklären das es physikalisch möglich ist. "D-du...du w-weißt w-was ich m-mei..."
"Und das ist mir so egal", fällt er mir ins Wort und hält mir die Türe auf. Er setzt wirklich seinen Ruf und seine Freunde für mich aufs Spiel? Okay, jetzt ist es mir klar. Das kann nur ein Traum sein. Ich träume noch. Ich liege daheim in meinem Bett und werde gleich von meinem Wecker geweckt. Aber es fühlt sich so real an. "Willst du hier draußen erfrieren?", fragt Harry grinsend nach und hält immer noch die Türe. Schnell schüttle ich den Kopf und laufe nach drinnen. Harry lässt die Türe hinter uns zufallen und tatsächlich laufen wir nebeneinander her zum Klassenraum. Es fühlt sich an wie einer der lebhaftesten Träume die ich je hatte oder eine schöne Illusion in der ich mich gerade befinde. Die Schüler auf den Gängen starren uns alle an und als wir den Klassenraum betreten erhalten wir skeptische Blicke von Harrys Freunden. Ich setzte mich an meinen Platz und Harry zu Jack, der sofort zu reden beginnt. "Wieso läufst du mit Louis herum? Was ist falsch mit dir? Hast du was schlechtes gegessen?", sind die Fragen die ich mitbekomme. Natürlich macht es mich traurig das sie sowas fragen, doch dafür bin ich momentan viel zu glücklich. Harry antwortet etwas das ich nicht verstehe und erhält dafür angeekelte Blicke der drei. Sie scheinen wild zu diskutieren, bis Harry plötzlich aufsteht, seine Tasche schnappt und zu mir nach hinten läuft. Er lässt die Tasche neben meinem Tisch fallen und setzt sich neben mich. "Was dagegen wenn ich dir Gesellschaft leiste?", fragt er und blickt seufzend zu Jack nach vorne. "I-ich hab d-doch gesagt, du w-wirst deinen Ruf r-ruinieren...", murmle ich und fühle mich sofort wieder schlecht. Ich hätte verhindern sollen das Harry und ich zusammen durch die Schule laufen, wegen mir hat er jetzt Streit mit seinen Freunden. "Die können mich mal", meint Harry frustriert. "Die kennen dich überhaupt nicht und haben, dank dem Rest hier, Vorurteile über dich." Ich kann nicht glauben was hier so eben passiert. Harry könnte beliebt sein, könnte jeden als Freund oder Freundin haben und stattdessen bleibt er bei mir? Ist er ein Engel den mir das Universum geschickt hat? "D-das ist m-meine Schuld, d-dass du d-deine F-freunde verlierst", sage ich kleinlaut und knete unsicher meine Hände. "Freunde? Mit denen möchte ich nicht befreundet sein!", meint Harry entschlossen. Er möchte nicht mit den coolen befreundet sein, aber mit mir? Okay, noch weiß ich das nicht so genau. Erstaunt blicke ich ihn an und frage: "H-hast du w-was f-falsches gegessen?" Jetzt blickt Harry mich erstaunt an und fängt dann an zu lachen. "Genau das selbe hat mich Jack gerade gefragt, aber ich kann mich an nichts ungewöhnliches in meinem Essen erinnern."

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt