Kapitel 6

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Louis POV

Drinnen führt mich Harry die schmale Holztreppe nach oben zu seinem Zimmer. Sein Zimmer ist recht groß und trotz der alten Möbel gemütlich eingerichtet. Neben dem Kleiderschrank, in einer Ecke, fällt mir sofort die schöne Gitarre auf. Sie ist aus hellem Holz und mit rot-braunem Holz verziert. Harry lässt sich in seinen bequem aussehenden Drehstuhl vor dem Schreibtisch fallen und ich setzte mich auf sein Bett gegenüber.
Eine Weile lang ist es still, dann ergreift Harry wieder das Wort. „Willst du irgendwas essen oder trinken?" Ich schüttle den Kopf und wieder ist es still, bis Harry irgendwann aufsteht und die Gitarre aus dem Ständer nimmt. „Soll ich was spielen?" Ich nicke, woraufhin er sich wieder hin setzt und anfängt die Gitarre zu stimmen. Ich schaue ihm dabei zu und bin ziemlich beeindruckt wie er sie problemlos stimmen kann und die richtigen Töne hört. Aber wenn man Gitarre spielt kann man sowas bestimmt. Irgendwann fängt er an zu spielen und ich erkenne das Lied sofort, da es eines meiner Lieblingslieder von Ed Sheeran ist. Er spielt die ersten Akkorde und fängt dann an dazu zu singen.

I found a love
for me
Darling, just dive right in
And follow my lead

Well, I found a girl,
beautiful and sweet
I never knew you were the someone waiting for me

'Cause we were just kids when we fell in love
Not knowing what it was
I will not give you up this time
Darling, just kiss me slow,
your heart is all I own
And in your eyes, you're holding mine

Seine Stimme ist wunderschön und ich muss echt aufpassen das mir nicht der Mund aufklappt. Das er singt hatte er erwähnt, aber das er so gut singt...

Baby, I'm
dancing in the dark
with you between my arms
Barefoot on the grass,
we're listenin' to our favorite song
When you said you looked a mess,
I whispered underneath my breath
But you heard it,
darling, you look perfect tonight

Ich starre ihn an, während er das komplette Lied zu Ende singt. Im Gegensatz zu ihm fühl ich mich noch schlechter. Wieso habe ich überhaupt jemals versucht zu singen? Die Letzten Töne erklingen und er sieht mich lächelnd an. „D-das war wunderschön", bringe ich heraus und sein Lächeln wird breiter. „Danke, singst du nicht auch?" Sofort schüttle ich den Kopf. „Niemals so gut." Harry lacht und legt die Gitarre weg. „Ach was, ich kann mir vorstellen das du eine schöne Stimme hast." Ich zucke nur mit den Schultern, während Harry aufsteht und sich neben mich aufs Bett setzt. Instinktiv rutsche ich etwas zur Seite, einerseits um ihm platz zu machen, andererseits um ihm nicht so nahe zu sein. Es ist nicht so das ich Angst vor der Nähe anderer Menschen habe, ich bin es nur einfach nicht gewohnt und es fühlt sich merkwürdig an. Menschen die ich gut kenne und denen ich vertraue kann ich auch näher kommen, wie meinem Vater oder Mrs. Styles. Das waren dann auch schon die einzigen Bezugspersonen in meinem Leben.

"Darf ich dich mal was fragen?", meint Harry plötzlich und ich nicke vorsichtig. "Wieso können dich die Anderen eigentlich nicht leiden? Ich meine, was ist so falsch mit dir?" Hat er diese Frage eben wirklich gestellt? Wenn ich das nur wüsste. "Keine Ahnung", sage ich also und Harry blickt mich mitleidig an. "Ich denke es liegt daran...", ich breche den Satz ab und überlege ob ich Harry das wirklich erzählen soll, aber andererseits sieht er es doch sowieso schon. "...das ich so hässlich und fett bin und wohl einfach nicht gut genug." Harrys Augenbrauen ziehen sich zusammen und er wirkt auf einmal wütend. "Bitte was?", ist das erste was er herausbringt. "Wer sagt das?"
"Jeder."
"Die Leute aus der Schule?"
"Ja."
"Louis...das glaubst du doch nicht, oder?"
"Es ist die Wahrheit."
Harry weiß scheinbar nicht mehr was er darauf antworten soll und blickt mich stumm an. Nach einer Weile sagt er: "Louis, das stimmt nicht. Du bist wunderschön und viel zu dünn." Diesmal weiß ich nicht was ich darauf antworten soll. Das sagt er nur aus Höflichkeit. Die Stimme in meinem Kopf versucht es abzustreiten, aber Harry hat es doch gesagt. Wunderschön und dünn. Das kann er doch nicht ernst meinen? Natürlich nicht, was denkst du denn? Als würde das jemand über dich sagen! "Du glaubst mir nicht, oder?", fragt Harry nach und ich schüttle langsam den Kopf. Wie könnte ich auch? "Komm mit", meint Harry plötzlich, steht auf und reicht mir seine Hand. Ich stehe ebenfalls auf, ohne seine Hand zu nehmen, und er führt mich vor den großen Spiegel an seinem Kleiderschrank. "Siehst du das?", fragt Harry und stellt sich direkt neben mich. "Im Gegensatz zu mir bist du ein Strich." Ich blicke lange auf unsere beiden Spiegelbilder und muss mich zusammenreißen nicht in Tränen auszubrechen. Gegenüber Harry sehe ich noch hässlicher aus und nur weil er größer ist, heißt das nicht das ich dünner bin. Zumindest nicht dünn genug. Harry seufzt und meint dann: "Bitte glaube mir, Louis, du bist zu dünn und außerdem finde ich dich wunderschön." So etwas nettes hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich kann ihm einfach nicht glauben. Mrs. Styles meint zwar das Selbe, doch es gibt so viele Menschen die das Gegenteil behaupten. Andererseits sollte ich den Menschen trauen die ich kenne und die mich sicher nicht belügen würden. Bei Harry bin ich mir da noch nicht so sicher, aber Mrs. Styles würde mich niemals belügen. Vielleicht haben sie ja recht? Vielleicht bin ich doch gar nicht so schlimm? Aber dennoch sehe ich meine Hässlichkeit, wenn ich in den Spiegel blicke.

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