Kapitel 22

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Wir stehen in der Küche und bereiten einen Teig zu, nach Omas Rezept. Ihre Plätzchen waren schon immer die Besten und sind für mich ein Muss in der Weihnachtszeit. Im Kochen bin ich wirklich nicht schlecht, doch backen gehört definitiv nicht zu meinen Talenten.

„Du hast überall Mehl in den Haaren", kommentiert Louis, während ich die Tüte zur Seite stelle. „Ich wollte auch nicht das so viel auf einmal rauskommt, erst kam gar nichts aus der Tüte und dann eine riesige Staubwolke!" Ich schüttle mich einmal und überall fliegt Mehl herum. „Jetzt noch die Eier..." Ich nehme mir ein Ei und schlage es vorsichtig am Rande der Schüssel auf. Da ich keine Schale in unserem Teig haben möchte breche ich das Ei ganz vorsichtig auf, bis zum Anschlag, bis es... auf den Tisch fällt.

Louis schlägt sich die Hände vor die Stirn und meint: „Harold, das Ei muss in den Teig!" Ich grinse unschuldig, jedoch entgeht mir nicht der Spitzname. So nennen mich nur meine Freunde aus London, eigentlich kennt den Spitznamen niemand, doch Louis muss ihn aufgeschnappt haben oder jemand hat mich so genannt. Normalerweise rege ich mich über diesen Namen auf, doch bei Louis lässt es mein Herz schneller schlagen. Irgendwie bedeutet es mir was, dass er mich so nennt. Ich putze meine Hände an einem Tuch ab und gehe auf ihn zu. „Das weiß ich doch." Ich schlinge meine Arme von hinten um ihn, woraufhin er sich versteift und kleiner macht. „Harry!", gibt er gequält von sich und versucht sich aus meinem Griff zu befreien, doch ich drücke ihn an mich. „Zweifelst du etwa an meinen Backkünsten?", frage ich sarkastisch und drücke meinen Zeigefinger in seine Seite. Louis schreit auf und wäre fast vom Stuhl gekippt, doch ich halte ihn fest und lasse ihn wieder los.

„Das werden die besten Plätzchen die jemals in diesem Dorf gebacken wurden!" Ich schlage ein weiteres Ei auf, welches diesmal tatsächlich in der Schüssel landet. „Wir werden sehen...", murmelt Louis und beobachtet skeptisch meinen Teig. Nachdem das ganze Mehl sowieso schon auf der Arbeitsfläche verteilt ist, kippe ich den Teig aus und knete diesen bis er schön fest ist. Wir haben ein paar Ausstecher da, einen Stern, einen Tannenbaum, ein Lebkuchenmännchen und eine Schneeflocke. Ich rolle den Teig aus und drücke Louis zwei Ausstecher in die Hand. „Zum Glück haben wir Formen, sonst würde das nichts werden", meint er und drückt einen Stern in den Teig. „Och, ich würde dass bestimmt auch so hinbekommen!" Ich nehme mir ein Stück Teig und forme diesen zu einem Stern. Oder zu dem was ich einen Stern nenne. Zugegeben sieht es eher aus wie der Teil einer Sternschnuppe der schon vom Himmel gefallen ist und wahrscheinlich auch noch auf Craig war.

„Muss ich dazu einen Kommentar abgeben?", fragt Louis und betrachtet mein Kunstwerk. „Also ich finde ihn sehr... originell", antworte ich grinsend. „Nicht jeder muss perfekt sein. Die inneren Werte zählen."

Wir stechen den kompletten Teig aus und schieben die vollen Bleche in den Ofen. Nachdem wir die Küche wieder einigermaßen in Stand gebracht haben sind unsere Plätzchen auch schon fertig. Ich hole sie aus dem Ofen und lege sie in eine schöne Box für Kekse. Oma besitzt sowas reichlich. „Die können wir uns für weihnachten aufheben." Louis ignoriert das uns und nickt schwach. „Übrigens meine Mum wollte Peter fragen ob ihr nicht mit uns feiern wollt. Sie würde ihn gerne kennenlernen und ihr seid eh bloß zu zweit, oder?" Wieder nickt er. „Ihr könnt gerne vorbei kommen, es gibt leckeres Essen und einen tollen Baum!"

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt