Kapitel 1

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Louis POV

Der Nachmittag ist kalt und überall im Wald verbreitet sich dichter Nebel. Der graue Himmel verschwimmt über mir und ist kaum noch zu erkennen, dennoch laufe ich wie jeden Tag den kleinen Pfad entlang zu meiner Lieblingsstelle. Der große Wald, neben unserem Dorf in den Bergen, ist der perfekte Rückzugsort für mich, wenn ich den anderen aus dem Weg gehen will oder einfach alleine sein.

Die Anderen aus meinem Dorf mögen mich nicht und finden immer einen Grund mich fertig zu machen. Anfangs dachte ich es wäre wegen meiner Homosexuallität, doch als ich herausfand das sie nichts gegen Schwule haben, sondern mich generell einfach nicht mochten, machte es das auch nicht viel besser. Sie behaupten, ich sei dumm oder fett oder einfach hässlich und jemanden wie mich wollen sie nicht in ihrem Freundeskreis haben. Ich habe mich daran gewöhnt alleine zu sein und keine Freunde zu haben, weswegen ich mich im Wald zurückgezogen habe.

Die großen dunklen Tannen türmen sich neben mir auf und werfen tiefe Schatten auf den kleinen Pfad. Ich kenne diesen Weg auswendig, doch die anderen würden sich niemals in den Wald trauen. Anfangs fand ich ihn auch unheimlich, aber mittlerweile genieße ich die Ruhe und Einsamkeit, die der Wald hergibt. Er besteht fast nur aus Nadelbäumen und auch der Waldboden besteht aus abgefallenen braunen Nadeln. Doch ich wäre nicht Louis Tomlinson, wenn ich nicht in mitten des Waldes einen Laubbaum gefunden hätte.
Nach circa zehn Minuten zu Fuß, führt der Pfad zu einem großen alten Laubbaum mit vielen Tiefhängenden Ästen. Dort kann man sich perfekt auf einen der Äste setzten oder auch etwas höher klettern, weswegen es mein Lieblingsplatz beziehungsweise Lieblingsbaum ist. Die Blätter des Baumes sind, im Gegensatz zu den dunkelgrünen Tannen, hellgrün und schimmern im gedämpften Nebellicht fast schon etwas mystisch.

Ich klettere wie immer auf den Baum und setzte mich etwas weiter oben auf den Ast, den ich am liebsten habe. Er ist am bequemsten und man kann sich sogar darauflegen und nach oben in die Baumkrone schauen. Über mir fliegt ein Schwarm Raben davon und bringt eine Tanne zum schaukeln, danach ist es vollkommen still.

Während ich auf dem Baum liege, denke ich immer über alles mögliche nach. Zum Beispiel über den heutigen Tag, der im Gegensatz zu anderen Tagen sogar recht aufregend war. Wir haben nämlich einen neuen Mitschüler in unsere Klasse bekommen, der aus London hergezogen ist. Ich verstehe nicht, wie man aus einer so schönen Großstadt wie London in ein einsames Dorf auf dem Berg ziehen kann, doch laut seinen Erzählungen haben sich seine Eltern getrennt, weswegen sie hier her ziehen mussten, zu seiner Oma. Hier im Dorf kennt jeder jeden, weswegen ich die alte Mrs. Styles natürlich auch sehr gut kenne. Sie ist eine der wenigen Menschen in unserem Dorf die ich tatsächlich leiden kann, da sie mich leiden kann. Sie ist immer freundlich zu mir und ich verbringe öfter Zeit mit ihr. Ich habe immer ihre Einläufe erledigt, doch das wird jetzt wohl nicht mehr nötig sein, wenn ihre Familie da ist.

Harry Styles hat längere dunkle Locken und sieht tatsächlich echt gut aus. Als ich hörte, dass wir einen neuen Mitschüler bekommen und der auch noch mit Mrs. Styles verwandt ist, hatte ich mir innerlich schon Hoffnungen gemacht, mich endlich mal mit jemandem anzufreunden. Doch wie nicht anders zu erwarten, gehört Harry gleich nach seinem ersten Schultag zu den Beliebten aus der Klasse. Er sieht gut aus, ist nett und alle Mädchen sind förmlich dahin geschmolzen als er den Klassenraum betrat.
Wie sollte es auch anders sein bei einem Jungen, dessen voluminöses Haar ihm ins Gesicht hängt, der funkelnde grüne Augen hat und ein Hemd trägt, welches fast bis zur Hälfte aufgeknöpft ist und perfekt zu seinen dunklen Haaren passt. Für meinen Geschmack etwas zu Selbstverliebt. Im Ernst, wenn er sein Hemd schon nicht richtig zumachen kann, dann muss ihm doch bewusst sein, dass alle Mädchen ihn heiraten wollen. Bei dem Aussehen.
Auf jeden Fall spielt Harry nicht mal ansatzweise in meiner Liga und die Chance auf einen Freund kann ich mir sowas von abschminken.

Seufzend stoße ich etwas Luft aus, die als kleine Rauchwolke in der kühlen Nachmittagsluft verschwindet. Mein Magen knurrt vor sich hin, doch seit sie mir in der Schule immer sagen wie fett ich bin, habe ich das Essen so gut wie aufgegeben. Das Hungergefühl kann ich mittlerweile gekonnt ignorieren und auch wenn ich den Vorwürfen und Beleidigungen meiner Mitschüler eigentlich keine Beachtung schenken sollte, muss es ja doch einen Grund geben, weswegen sie es ständig behaupten. Also versuche ich so wenig wie möglich zu essen, um nicht noch fetter zu werden. Gegen meine Hässlichkeit kann ich leider nichts tun, da ich nunmal so aussehe, wie ich aussehe. Bestimmt denkt Harry schon genau das selbe über mich.

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt