Harry POV
Es ist irgendwann mitten in der Nacht als wir wieder durch den Wald laufen und Louis mich zu dem verlassenen Spielplatz führt. Ich finde diesen Ort immer noch sehr unheimlich, doch verglichen mit dem heutigen Tag kann wohl nichts noch schlimmer werden. Abgesehen von einem Mörder oder einem wilden Tier, welches uns zerfleischen könnte.
Louis wischt den dicken Schnee vom Karussell und lehnt sich an eine der gefrorenen Stangen an. „Ich bin so stolz auf dich. Ich hätte niemals gedacht, dass du ihm alles erzählen wirst", versuche ich die Stimmung zu heben. Ich bin wirklich extrem stolz auf ihn, dass ist immer hin die Wahrheit. „Er glaubt uns nicht, Harry." Louis blickt starr in die Dunkelheit. „Wir haben nichts um irgendwas zu beweisen."
Ich lehne mich neben ihn und lege meine Hand auf seine Schulter. Durch die dicke Jacke stört es ihn mittlerweile überhaupt nicht mehr. „Vielleicht, ja. Aber davor war es doch auch nicht anders. Davor hat auch niemand etwas dagegen getan. Jetzt weiß er bescheid und wir haben alles versucht." Traurig nickt der Kleinere. „Ich habe bloß nicht damit gerechnet es würde so kommen, wenn ich jemals die Wahrheit sage."
„Naja, es war zu erwarten das Leo und Zac sich rausreden. Natürlich werden die nie zugeben was sie getan haben. Aber es bringt auch nichts sich jetzt darüber aufzuregen, stattdessen könnten wir unsere Energie dafür verwenden zu sorgen, dass es in Zukunft nicht wieder so wird." Er nickt, wirkt jedoch immer noch bedrückt. „Ich weiß, es ist nur... man könnte so viel dagegen tun und jegliche Vorfälle in der Zukunft vermeiden. Was wenn sie nochmal auf dich losgehen?"
„Mach dir um mich keine Sorgen. Das ist mein Job, schon vergessen?" Ich grinse ihn an.„Das ist es ja. Ich habe mich immer gefragt weshalb du dir solche Sorgen um mich machst und wieso du mich vor allem beschützen willst... Aber heute, als Leo dich angegriffen hat... Ich glaube ich habe mir noch nie in meinem Leben so viele Sorgen um eine Person gemacht. Und ich konnte nichts tun. Ich konnte dich nicht beschützen..."
„Hey", ich drehe seinen Kopf in meine Richtung, sodass er mich ansieht. „Du musst mich vor niemandem beschützen. Es ist unglaublich süß das du es wolltest, aber mach dir darum keine Sorgen, okay?" Vorsichtig nickt er. „Sie können mich nicht leiden, weil ich es ihnen beschwere an dich ranzukommen und offensichtlich auch wegen meiner Sexualität." Nachdenklich kaut er auf seiner Unterlippe herum. „Dann bist du also..."
„Nicht Hetero", bestätige ich lachend. Er atmet die kühle Nachtluft aus und ich habe das Gefühl er denkt gerade über uns nach. Über unsere Freundschaft und alles was wir in den letzten Monaten zueinander aufgebaut haben.„Ich dachte immer es wäre etwas schlechtes Schwul zu sein... weil mir das alle eingeredet haben, aber wenn du es auch bist... dann kann es keinesfalls schlecht sein. Du bist der beste Mensch den ich je kennengelernt habe. Ich bin es gewohnt das sie mich beleidigen und auf mich losgehen, aber du hast das nicht verdient. Nicht wegen mir. Ich kann nicht nochmal mit ansehen wie sie dir wehtuen, sie sollen dich nicht fertig machen."
„Louis, dich ebenso wenig. Verstehst du wie ich mich die ganze Zeit über gefühlt habe? Wie schwer es mir fiel nicht auszurasten? Heute habe ich das leider nicht mehr geschafft, aber ich werde wohl versuchen müssen mich zusammenzureißen. Es ist nicht deine Schuld, nichts davon. Sie sind sowieso homophob, sprich sie könnten mich eh nicht leiden, egal ob ich dich beschütze oder nicht. Aber bitte denk niemals irgendwas davon sei deine Schuld. Leo und Zac sind zwei Arschlöcher, da kann niemand etwas daran ändern und schon gar niemand kann etwas dafür, außer vielleicht ihre Eltern oder wer auch immer sie zu solchen Menschen erzogen hat."
Wieder ist still und nur unser Atem ist in der Nacht zu hören. Louis bewegt das eiserne Gerüst des Karussells ein Stück, sodass ich ins schwanken komme. Lachend löse ich mich und er hievt sich hoch auf die Metallstange. „Das fährt bestimmt noch!" Er dreht eine sehr knarzige Runde damit, was nicht sonderlich stabil aussieht. „Pass auf!", weise ich ihn an, doch er hört nicht auf mich. Er dreht das Gerüst immer schneller und ich meine ein paar Schrauben aus dem Gehäuse springen zu hören. „Louis!"
Ächzend dreht sich das Karussell im Kreis und Louis scheint nicht daran zu denken anzuhalten. Ich versuche einzugreifen und es anzuhalten, doch genau in dem Moment lässt er los und wird von dem Schwung in den Schnee geschleudert. Nicht gerade sanft landet er auf dem Rücken und sofort renne ich zu ihm. „Louis! Verdammt, was sollte das denn?"
Er bleibt liegen und ich beuge mich zu ihm herunter. „Mein Leben ist ein Karussell!" ruft er plötzlich. „Es dreht sich alles im Kreis, nichts ändert sich, bis es auseinander fällt und alles kaputt ist!" Ich sehe wie eine Träne seine Wange hinab läuft.
Ich lege mich neben ihn und versuche ihm nicht zu nahe zu kommen, da er momentan in einem sehr instabilen Zustand ist. „Das ist das schöne an einem Karussell, wenn es einem zu schnell wird kann man jederzeit aussteigen."
„Es sei denn man kann nicht mehr anhalten, weil es sich schon zu schnell dreht." Er blickt mich an und ich sehe nichts als Schmerz in seinen Augen. Diese wunderschönen blauen Augen.
„Wenn man es selbst nicht mehr anhalten kann, braucht man jemanden der es anhält." Er nickt und auf seinen Lippen bildet sich ein leichtes Lächeln. Ich kenne ihn jedoch gut genug um zu sagen, dass dieses Lächeln komplett ironisch ist. „Ja, aber nicht immer hat man jemanden."
„Du hast mich."
Er blickt mich eine Weile lang stumm an, während weitere Tränen über sein Gesicht laufen. Ich wage den Versuch seine Hand zu nehmen, was er unter den Handschuhen kaum spüren dürfte. „Es ist okay. Wir werden das schaffen. Irgendwann stoppen wir das Karussell und nichts dreht sich mehr im Kreis. Gemeinsam können wir es stoppen."
Er legt seine Hand auf seinen Bauch, sodass sie meine nicht mehr berührt. Ich verstehe das Zeichen und wage keinen weiteren Versuch. Wir liegen einfach nur da und starren in den Himmel. Die Sterne funkeln über uns und ich gebe ihm die Zeit die er braucht.
„Es ist kalt", meint er irgendwann und wischt sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Grinsend blicke ich zu ihm. „Ich kann dich wärmen." Er verzieht das Gesicht. „Kein Bedarf."
Ich rücke dennoch näher zu ihm, woraufhin er mich skeptisch ansieht. „Was wird das Styles?" Lachend schlinge ich meine Arme um ihn. „Ich wärme dich." Er erschaudert und möchte wegrücken, doch ich umklammere ihn fest. „Haarry", mault er gequält und versucht sich zu befreien, doch ich drücke mich nur fester an ihn.
Irgendwann gibt er es auf sich zu wehren und wir liegen eng aneinander im Schnee. Sein Atmen hat sich etwas verschnellert und ich merke das er nervöser ist als sonst. Dennoch ist es nur halb so kalt wie davor. „Manchmal bist du echt anstrengend, weißt du das?" Ich lache nur und lege meinen Kopf auf seinen Bauch. Sein Atem geht unregelmäßig und sein Herz pocht laut gegen seine Brust. „Aww, mache ich dich nervös?" Erst antwortet er nicht, dann: „Wie war dass jetzt gemeint?" Da ich es selbst nicht weiß, ist es erst einmal still.
„Wegen der Berührung." Es ist nur die halbe Wahrheit. „Ähm, ja schon", gibt er zu. „Aber ich gehe nicht davon aus, dass dich das davon abhalten wird?"
„Nö." Grinsend vergrabe ich mein Gesicht in seiner Jacke und genieße seine Wärme. Auch wenn sein schmaler Körper davon nicht allzu viel abzugeben hat. Er atmet tief durch und versucht wahrscheinlich nicht durchzudrehen, was mich irgendwie stolz macht. Das er es versucht. Für mich.Nach einer Weile entspannt er sich etwas und fährt mit seiner Hand durch meine Locken. „Harry?"
„Hm?"
„Glaubst du Mr. Garret denkt darüber nach? Was wir gesagt haben meine ich."
„Bestimmt. Sowas kann man nicht einfach ignorieren. Selbst wenn er nicht daran glaubt Leo und Zac wären zu sowas fähig, man erfindet das ja nicht einfach."
„Ich hoffe es. Es war immer ein Traum von mir ohne Angst in die Schule gehen zu können und es wäre ein großer Schritt wenn Leo und Zac wegfallen würden. Danny und die Leute aus unserer Klasse sind immer noch da, aber die sind nur halb so schlimm..."Ich hebe meinen Kopf und blicke in seine schönen Augen. „Ich werde nicht aufgeben bis das Karussell zum stehen kommt und alle unerwünschten Passagiere aussteigen."
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𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌
FanfictionAls der neue Mitschüler, Harry Styles, in das kleine Dorf auf dem Berg zieht, ändert sich das Leben des Außenseiters, Louis Tomlinson, komplett. Kann er anstatt einsam und das Mobbingopfer zu sein endlich einen Freund finden? Oder vielleicht auch vi...