Kapitel 24

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Harry POV

An Heiligabend bekommen wir tatsächlich Besuch von Louis und seinem Vater. Peter nahm die Einladung meiner Mutter an und nun sitzen wir zu fünft in unserem Wohnzimmer. Mum und Peter unterhalten sich zu einem Glas Wein, Oma sitzt in ihrem Schaukelstuhl und strickt an einem Schal herum und Louis und ich haben uns vor den schönen Baum gesetzt. Eine dunkle Tanne aus dem Wald, welche wir mit roten Kugeln, Lichterketten und anderen Kleinigkeiten geschmückt haben. Die Geschenke unter dem Baum sind bereits aufgepackt und draußen ist es tiefste Nacht.

„Ich hab noch was für dich." Die Bescherung haben wir bereits vor Louis' und Peters Besuch gemacht, doch für Louis habe ich auch etwas besorgt. Ich verschwinde in meinem Zimmer und hole das kleine Geschenk aus einer Schublade hervor. Es ist ein kleiner runder Schlüsselanhänger mit einem Baum in der Mitte.

Ich renne die Treppe wieder herunter und drücke Louis die kleine Schachtel in die Hand. Dieser blickt mich völlig überfordert an. „Harry... aber, du musst mir doch nichts schenken, ich..." Er öffnet die Schachtel und holt den kleinen Anhänger heraus. Seine Augen glänzen und staunend dreht er ihn in den Fingern herum. „Der ist... wunderschön", flüstert er dann. „Der war bestimmt teuer... Ich... Ich hab doch gar nichts für dich..." Ich stoppe seinen Redefluss lächelnd. „Das spielt keine Rolle, ich möchte das du ihn annimmst. Außerdem... weißt du ja was ich mir von dir wünsche." Erst wirkt er verwirrt, dann scheint er sich zu erinnern. Ich bin mir nicht sicher ob er dazu schon bereit ist, doch scheinbar möchte er sich wirklich für den Anhänger revanchieren, denn im nächsten Moment steht er auf und nickt.

Ich stehe ebenfalls auf und als ich meine Arme öffne kommt er vorsichtig näher und legt seine schmalen Hände um mich. Erst ganz leicht und sachte, doch ich drücke ihn enger an mich. Er verspannt sich zwar, doch er löst sich nicht. Ich atme seinen Duft ein und halte seinen knochigen Körper fest. Es fühlt sich an als hätte ich nie in meinem Leben etwas anderes gebraucht.

Als wir uns wieder lösen liegen drei wirklich erstaunte blicke auf uns. Peter bekommt kaum den Mund zu und blickt geschockt auf seinen Sohn. Wahrscheinlich hat er sowas noch nie erlebt. Louis beachtet ihn gar nicht, seine Augen liegen auf meinen und für einen Moment habe ich das Gefühl in ihnen zu versinken.

Um die seltsame Stimmung zu lösen hole ich unsere Plätzchen aus der Küche und stelle sie auf den Sofatisch. Oma nimmt sich eines und rückt ihre Brille zurecht. „Was soll dass sein?" Sie betrachtet den Keks und setzt ihre Brille wieder auf. „Ein Stern!", rufe ich beleidigt. „Den hat Harry selbst gemacht", fügt Louis hinzu. Sie nickt skeptisch und beißt davon ab. „Na immer hin, essen kann man sie." Ich grinse Louis an, welcher zu meiner Oma blickt und sich ebenfalls grinsend auf die Unterlippe beißt. Ich habe es geschafft, ich habe ihn zu mehr als nur einem leichten Lächeln gebracht.

Plötzlich kommt mir eine Idee, ich bin mir jedoch nicht sicher wie er darauf reagieren wird. Ich rutsche zu ihm und flüstere: „Willst du heute bei mir übernachten?" Er erschaudert über meinem Atem so nah an seinem Ohr, doch dann nickt er. „Hast du denn noch eine Matratze?" Ich überlege und antworte grinsend: „Du kannst auch bei mir im Bett schlafen." Louis sieht aus als hätte er einen Geist gesehen, weswegen ich lachend hinzufüge: „Meine drei Freunde haben hier geschlafen, schon vergessen?" Er nickt erleichtert und läuft zu seinem Vater. Ich denke nicht das Peter etwas dagegen haben wird, ich habe ihm hoffentlich gezeigt das ich kein schlechter Umgang für seinen Sohn bin. Ich verstehe nicht was Louis sagt, aber sein Vater nickt perplex und Mum lächelt ihn warm an. Wahrscheinlich hat Louis noch nie bei einem Freund geschlafen, doch ich denke er ist nirgends besser aufgehoben als bei mir, meiner Mum und Oma.

Peter sieht seinem Sohn nach, als er wieder zu mir kommt, und scheint seinem Verstand nicht so richtig zu vertrauen. Mum lacht und die Beiden unterhalten sich wieder über irgendwas. „Ich darf bei dir schlafen", meint Louis und lächelt leicht. Glücklich ziehe ich ihn zu mir und lege meinen Arm um seine Schultern. Er blickt mich gequält an und befreit sich wieder. Naja, ich kann eben nicht direkt Alles erwarten. Lachend lege ich meinen Kopf auf seine Schulter, was okay zu sein scheint, da ich ihn sonst nicht berühre. Die Lichter am Baum funkeln glitzernd und irgendwie habe ich das Gefühl mich noch nie so komplett gefühlt zu haben.

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt