Kapitel 37

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Louis POV

Als ich meine Augen öffne, vernehme ich zuerst das Geräusch von Regen. Durch die steigende Temperatur hat sich der Schnee wohl im Regen verwandelt. Diese Zeit des Jahres kann ich überhaupt nicht leiden, wenn der Schnee schmilzt und alles was übrig bleibt Matsch und Dreck ist. Bis der Frühling kommt wird es noch dauern, zumal es auch im Frühjahr hier meist noch kühl und kahl ist.

Wenn ich Bilder von wunderschönen Blumen oder rosanen Bäumen sehe, dann verstehe ich weshalb manche Menschen den Frühling so lieben, doch hier ist er meistens nur verregnet und kalt, bis dann endlich der Sommer kommt  und die Temperaturen wieder steigen.

„Guten Morgen", murmelt Harry und blickt mich aus müden Augen an. Zusammen in einem Bett haben wir noch nicht geschlafen, weswegen ich wieder auf der Matratze neben seinem Bett liege. „Morgen", gebe ich zurück und muss über seinen Anblick lächeln. Seine Locken stehen wirr zu allen Seiten. Er ist so wunderschön, ich habe ihn wirklich nicht verdient.

Leider müssen wir heute in die Schule, weshalb wir nicht wirklich lange liegen bleiben können. Auch wenn es uns schwer fällt stehen wir auf und machen uns fertig. Während Harry im Bad ist, sehe aus dem Fenster in den bedrückenden Regen. Alles ist nass und auch der letzte Schnee schmilz immer mehr dahin.

Später verlassen wir mit Kapuzen auf dem Kopf und einem großen Regenschirm das Haus. Es ist kühl und der Weg ist von Schneematsch bedeckt.

An der Schule angekommen entferne ich mich etwas von Harry und laufe nicht mehr so eng neben ihm. Falls jemand erfährt, dass wir zusammen sind, wird es nur noch mehr Aufregung geben. Ich bin mir nicht sicher wie der Rest hier auf uns reagieren würde, bestimmt sind Leo und Zac nicht die einzigen Homophoben hier.

Harry jedoch blickt mich traurig an und zieht mich wieder näher zu sich. „Harry..." Ich versuche ihm meine Gedanken zu erklären, doch er schüttelt direkt den Kopf. „Es ist mir egal was irgendjemand denkt. Du bist mein Freund und von mir aus kann das auch jeder wissen."

„Aber sie werden reden... und dann wird es noch mehr Stress geben."

„Sollen sie doch reden, wenn es in ihrem Leben nichts anderes zum quatschen gibt, ist das schon ziemlich traurig."

Harrys Worte geben mir tatsächlich Mut und ich rücke wieder näher zu ihm und nehme seine Hand. Zusammen laufen wir unter dem Schirm auf den Hof und werden natürlich von allen Anwesenden angestarrt. Mittlerweile dürfte es nichts Neues sein, dass wir zusammen kommen, doch wir haben uns noch nie an der Hand gehalten und waren noch nie so eng.

Die Gruppen von Schülern und Schülerinnen beginnen zu flüstern und einige werfen uns immer wieder verstohlene Blicke zu. An ihrer Mimik erkennt man das viele es eklig finden, einige sind einfach verwirrt oder überrascht.

In mitten des Pausenhofes bleibt Harry plötzlich stehen, dreht sich zu mir und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Ich bin viel zu sehr in Trance als das ich die Welt um uns herum wahrnehmen könnte. Als wir uns lösen werden die Blicke noch angewiderter, einige simulieren einen Würgereiz oder wie sie sich übergeben.

Harry ignoriert das komplett, also versuche ich es auch.

Wir gehen nach drinnen und setzen uns im Klassenraum auf unsere gewohnten Plätze. Erst jetzt lässt er meine Hand los und packt seine Sachen aus seiner Ledertasche aus. Jack kann seine Augen kaum von uns lösen, bis Danny ihn irgendwann boxt und zurück in die Realität holt. Sie flüstern etwas, dann lachen sie und Sam schüttelt verwirrt den Kopf. Ich kann anhand ihrer Lippen die Worte: „Ne, oder?" und „Das glaub ich nicht!" erkennen. Wahrscheinlich diskutieren sie gerade darüber ob wir was am laufen haben oder nicht.

Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich witzig das Ganze zu beobachten. Harry hat recht, wir sind das einzige Gesprächsthema in ihrem einsamen Leben. Mich würde interessieren was sie denken, nicht auf die selbe Art wie sonst, sondern einfach um wissen was sie über uns glauben und was nicht.

Der Unterricht vergeht ereignislos und auch in der Pause werden wir in Ruhe gelassen. Leo und Zac halten sich in der Schule wohl erst einmal von uns fern, auch wenn ich Harry jedes Mal ansehe wie gerne er sie für den Vorfall neulich zur Rede stellen würde. Besser gesagt die Folgen spüren lassen möchte.

Doch auch er schafft es sich zusammen zu reisen und keine weiteren Probleme mit den Lehrern oder dem Rektor zu verursachen.

„Irgendwann werden die bezahlen!", ist das Einzige was er in ihre Richtung knurrt, danach kann ich ihn zum Glück ablenken.

Der Schultag verläuft um einiges besser als ich dachte, zumal mir irgendwie bewusst war, dass Harry sich nicht verstecken möchte was unsere Beziehung angeht.

Auf dem Heimweg spricht er jedoch das Thema an, vor welchem ich mich momentan am meisten fürchte. „Hast du vor es deinem Dad zu sagen?"

Seufzend vergrabe ich die Hände in den Taschen meiner Jacke. „Ja, schon... irgendwann."

Es hat aufgehört zu regnen, doch der Weg ist nass und rutschig.

„Irgendwann ist ein ziemlich ungenauer Zeitraum", meint Harry lachend.

„Ich hab einfach Angst wie er reagieren wird. Was wenn er gegen unsere Beziehung ist? Dann weiß ich nicht was ich machen soll..."

„Er möchte doch aber auch das du glücklich bist."

„Ja, aber manchmal ist es kompliziert... ich liebe ihn, er ist mein Dad, aber dich auch und ich möchte mich nicht zwischen euch entscheiden müssen."

Harry bleibt abrupt stehen, weswegen ich mich fragend zu ihm drehe. „Du... du hast gesagt du liebst mich!"

Etwas unsicher fahre ich durch meine wirren Haare. „Ja... schon."

Harry strahlt über das ganze Gesicht und zieht mich an sich, um mir einen Kuss zu geben. „Ich liebe dich auch, Louis William Tomlinson."

𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt