Harry POV
Draußen ist es mittlerweile dunkel als wir auf meinem Bett sitzen und, wie schon seit Stunden, Videos auf meinem Laptop schauen. Ich liebe es Louis Lächeln zu sehen, wenn etwas witziges passiert oder ein total niedliches Tier ins Bild läuft. Unsere mittlerweile tausendste Compilation von gute Laune Videos endet mit dem Namen des Erstellers und gedankenverloren blickt er aus dem Fenster.
„Wollen wir noch raus gehen?"
Etwas skeptisch blicke ich ihn an. „Es ist dunkel." Er zuckt nur mit den Schultern. „Na und?"
„Und kalt." Wieder scheint er von seiner Idee nicht abgetan. „Im Wald ist es im Dunkeln schön. Man ist da so alleine und es ist so friedlich." Möchte er wirklich bei der Kälte und in völliger Dunkelheit in den Wald? „Ich weiß ja nicht... was wenn da ein wildes Tier kommt oder jemand auf sein nächstes Opfer wartet?" Louis seufzt und meint: „Harry... wir waren doch mittlerweile oft genug da. Du weißt da kommt nichts."
„Schon, aber noch nie im Dunkeln." Seine wunderschönen blauen Augen treffen auf meine. „Ich war da schon im Dunkeln. Mir ist nie was passiert." Mein Bauchgefühl versucht sich zu wehren, aber was könnte ich seinen Augen schon ausschlagen?„Na gut", gebe ich mich also geschlagen. Zufrieden steht er auf und ich folge ihm nach unten. Wir ziehen uns an und treten nach draußen in die eisige Winterluft. Vor meinem Gesicht verwandelt sich mein Atmen in eine kalte Rauchwolke und ich frage mich weshalb ich dieser Idee zugestimmt habe.
Wir laufen den Weg entlang und an der Kreuzung in den Wald hinein. Der Weg ist der Selbe wie immer, dennoch hat der Wald in der Dunkelheit etwas bedrohliches an sich. Schon im Nebel wirkt er mir nie ganz geheuer, auch wenn ich mich mittlerweile an den Weg gewöhnt habe. Doch nun stehen die Dunkeln Tannen neben uns wie eiserne Krieger und nur der Schein meiner Taschenlampe erhellt uns die nächsten Meter auf dem Pfad. Louis scheint überhaupt keine Angst zu haben und geht wie immer voran. Ich folge ihm und versuche möglichst nicht den Anschluss an ihn zu verlieren. Alleine wäre es hier noch unheimlicher.
Nach ein paar Metern bleibt er stehen und dreht sich nach mir um. „Alles klar?" Ich nicke und versuche meine Angst zu überspielen. „Klar." Jedoch lässt mich ein knackender Ast in der Nähe zusammenfahren und erschrocken greife ich nach seiner Hand. Ich bin es absolut nicht gewohnt in der freien Wildnis zu sein, in der Stadt war immer etwas los und überall waren Lichter. Es war nie richtig dunkel und war man nicht gerade in der letzten Gasse unterwegs nie wirklich beängstigend. Louis Hand ist eiskalt, doch es gibt mir Sicherheit sie zu halten. Zu meiner Erleichterung weicht er nicht aus, sondern lässt mich seine Hand halten. Ich erwarte schon einen belustigten Blick von ihm, doch er mustert mich ernst und scheint sogar Verständnis für meine Angst zu haben. „Ich glaube ich halte lieber deine Hand... nur für den Fall...", sage ich grinsend, um die Stimmung etwas zu lockern. „Für den Fall", wiederholt er und muss nun auch etwas grinsen.
Wir gehen weiter und kommen an dem Laubbaum an. Doch Louis scheint nicht vorzuhaben hinauf zu klettern. „Wir laufen besser weiter rum, im sitzen erfrieren wir hier wie zwei traurige Wassertropfen", meint er und führt mich am Baum vorbei. Ich bin noch nie weiter als den Baum gelaufen, hoffentlich kennt er sich hier gut aus. Louis führt mich jedoch so sicher den Pfad entlang, sodas ich mir fast lächerlich vorkomme zu glauben er würde sich nicht auskennen.
Tiefer im Wald wird es immer unheimlicher und all meine Hoffnungen liegen bei Louis und dass er sich hier auskennt. Fest umklammere ich seine Hand und folge ihm den kaum erkennbaren Pfad entlang.
Irgendwann bleibt er stehen und meint: „Hörst du das?" Ich lausche, doch ich höre absolut nichts. „Nein, ich höre nichts." Er nickt begeistert. „Genau. Gar nichts. Es ist totenstill. Das liebe ich so an diesem Ort." Es wirkt fast wie eine andere, ausgestorbene Welt. Ich kann meinen Atem hören, ansonsten ist nicht einmal ein Tropfen oder das kleinste Tier zu hören. Absolut gar nichts. „Ich finde das unheimlich."
„Wenn du willst, kann ich dir was wirklich unheimliches zeigen." Seine Stimme ist leise und todernst. Ein Schauer läuft mir über den Rücken und ich frage mich, ob nicht doch alles eine Masche war und ich Angst vor ihm haben sollte. Es ist Louis, verdammt. Erinnern mich meine Gedanken. Noch nie habe ich einen so liebenswerten und netten Menschen wie ihn getroffen, er würde keiner Fliege etwas zu leide tun. Dennoch kann er einem manchmal ganz schön Angst einjagen.
„Eigentlich... okay, aber wehe du lässt mich alleine!" Er nickt und drückt als Bestätigung meine Hand noch einmal fester. Ich bin von dieser Geste so gerührt, dass ich den Wald und die Dunkelheit für einen Augenblick vergesse.
Er läuft weiter und ich hinter ihm her, bis er irgendwann abbiegt und einen anderen Weg einschlägt. Weniger Meter weiter lichtet sich der Wald und wir kommen auf eine Wiese am Waldrand. Alles ist mit ruhigem, weißem Schnee bedeckt und wirkt wie eingefroren in der Nacht.
Zuerst sehe ich nur eine Wiese, doch bei genauerem hinsehen erkenne ich etwas unter dem Schnee. Es sieht aus wie eine Schaukel und dort hinten steht eine Rutsche. Das hier könnte ein altes Karussell sein und dort... „Ist das... ein Spielplatz?" Louis nickt. „Es war mal einer. Ich weiß nicht wann er verlassen wurde, ich habe ihn irgendwann mal entdeckt. Das Zeug hier ist richtig alt, ich glaube das Karussell würde auseinander fallen."
Die Gerätschaften sind von dickem Schnee bedeckt, doch Louis läuft einfach darauf zu und wischt das weiße Pulver beiseite. Das Karussell ist aus alten, mittlerweile sehr rostigen, bunten Metallstangen gebaut und auch die Schaukel und die Rutsche sind aus einem ähnlichen Material. Die Sitzpolster der Schaukel sind lediglich zwei durchgehangene Lederstreifen und die Rutsche wirkt alles andere als bequem.
„Der muss vor Ewigkeiten erbaut worden sein." Er dreht leicht an dem Karussell, welches sich laut quietschend in Bewegung setzt. „Shh, du weckst noch schlafende Hunde!" Louis blickt sich um und meint: „Keine Sorge, hier ist weit und breit niemand." Er hat recht, dieser alte Spielplatz ist wirklich unheimlich. Sogar er hat dieses Wort benutzt, obwohl er meiner Meinung nach vor nichts Angst hat. Außer vielleicht Menschen.
Ich laufe zu ihm, da es mir nicht so ganz geheuer ist alleine herumzustehen. „Verdammt, dass ist extrem gruselig hier." Louis lässt etwas Schnee in seiner verbundenen Hand schmelzen und blickt dann mit seinen eisblauen Augen in meine. „Nachts und im Schnee wirkt es wie ein Tor zur Vergangenheit."
Wieso habe ich trotz seinen Worten das Gefühl er hat überhaupt keine Angst hier? Vielleicht hat er diesen Ort auch nur als unheimlich bezeichnet, weil er wusste das ich ihn als unheimlich empfinden werde. Falls er es hier wirklich unheimlich finden sollte, dann versteckt er dies sehr gut.
„Wie kann es sein, dass du auf dem Weg zur Schule und unter Menschen so viel Angst hast aber kein bisschen an einem solchen Ort?"
„Menschen können dir wehtun, Harry. Ein rostiges Karussell wohl kaum."
Seine Worte sind wie ein Stich ins Herz, da sie so traurig und gleichzeitig so wahr sind.
„Es sei denn du willst damit fahren und es geht kaputt. Dann kann es dir wehtun." Er lächelt über meinen Sarkasmus und nimmt wieder meine Hand. „Lass uns zurückgehen. Es wird kalt."
„Es ist schon die ganze verdammte Zeit verdammt kalt!"
Ich folge ihm und zu meinem Glück kennt er den Weg zurück noch. Als wir wieder an dem Laubbaum ankommen atme ich erleichtert aus und als wir wieder die Straße des Dorfes betreten wird mir ganz warm in der Brust, als würde eine enorme Anspannung von mir fallen. Manchmal kann Louis wirklich ein Phänomen sein.
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𝗌𝗂𝖽𝖾 𝖻𝗒 𝗌𝗂𝖽𝖾 ∙ 𝗅𝗌
FanfictionAls der neue Mitschüler, Harry Styles, in das kleine Dorf auf dem Berg zieht, ändert sich das Leben des Außenseiters, Louis Tomlinson, komplett. Kann er anstatt einsam und das Mobbingopfer zu sein endlich einen Freund finden? Oder vielleicht auch vi...