Der Tragödie sechzehnter Teil

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Als ich zuhause ankam, lief ich direkt in mein Zimmer und zu meinem Schreibtisch. Ich zog die oberste Schublade heraus und legte das Papier, das sich oben angesammelt hatte, achtlos auf die erstbeste freie Stelle auf meinem Schreibtisch.

Endlich fand ich, wonach ich gesucht hatte. Ich nahm die Kassette aus der Schublade und betrachtete sie von allen Seiten.

Sie hatte wirklich keinerlei Ähnlichkeit mit denen, die ich als Kind gehört hatte. Das Plastikgehäuse war schwarz und in der Mitte befand sich ein Stück aus durchsichtigem Material, wodurch man das aufgewickelte Magnetband sehen konnte.

Von dem Moment an, in dem ich Mae kennengelernt habe, war ich davon ausgegangen, dass die Kassette von ihr war, obwohl ich abgesehen von ihrem Shirt keinerlei Anhaltspunkte dafür hatte.

Mein Blick ruhte weiterhin auf dem kleinen Rechteck, während ich fieberhaft überlegte, wo ich die Kassette anhören könnte.
Hatten Autos noch Kassettenspieler integriert? Wohl kaum. Naja, zumindest nicht das Auto meines Vaters.

Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen, obwohl mir natürlich vollständig bewusst war, dass nicht plötzlich ein Tape Rekorder auf meiner Kommode auftauchen würde.

Mir kam ein Gedanke. Wie wahrscheinlich war es wohl, dass ich den alten kleinen CD-Spieler aus meiner Kindheit in unserem Keller finden würde?
Ich erhob mich vom Schreibtischstuhl und verließ mein Zimmer.

Keine dreißig Sekunden später stand ich in dem geräumigen Kellerraum und musterte die vollgerümpelten Regale. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass hier seit Anbeginn der Zeit niemand mehr reingekommen war, geschweige denn aufgeräumt hatte.

Ich bahnte mir meinen Weg zu einer Reihe marode aussehender Holzschränke und öffnete die erste Tür. Dahinter fand ich eine Ansammlung bunter Kinderkleidung.
Ich wollte die Tür wieder schließen, doch irgendetwas klemmte. Genervt öffnete ich den Schrank erneut und versuchte, das Stück Stoff, das sich zwischen Tür und Rahmen geschoben hatte, wieder in sein Fach zurückzustopfen.

Wenn dieses Kleidungsstück nach vorne gerutscht war, wäre es dann möglich, dass der Schrank so voll ist, dass ...

Noch während ich den Blick hob, um zu überprüfen, ob dem Shirt weitere Kleidung folgen würde, ergoss sich eine Flut von T-Shirts und Pullovern über mich.

Ich fluchte laut auf und trat wütend gegen die sperrige Holztür. Sie flog zu und durch den Schwung meines Tritts auch gleich wieder auf, dicht gefolgt von der nächsten Flut an Kleidungsstücken, die sich durch den Aufprall gelöst hatten.

Ich schnaubte laut auf und machte mich daran, den Wäschehaufen vor mir wieder in den Schrank zu stopfen. Dabei nahm ich mir weder die Zeit, zu versuchen, die Teile wieder aufzufalten, noch achtete ich groß darauf, dass es stabil war.
Nachdem ich das letzte Shirt in den Schrank gedrückt hatte, knallte ich einfach die Tür zu und ließ sie verankern. Das war nun das Problem des Nächsten, der den Schrank öffnen würde.

Ich setzte meine Durchsuchung fort, von dem anfänglichen Enthusiasmus war jedoch nicht mehr viel übrig. War diese dumme Kassette es wirklich wert, in unserem Keller Dora The Explorer zu spielen?

Ich arbeitete mich durch zwei weitere Schränke, doch es blieb erfolglos.
Mittlerweile war ich bei der ersten Ecke angekommen, in der sich einige Umzugskartons stapelten. Wie konnte ein vierköpfiger Haushalt bitte schön so viel Kram besitzen?

Demotiviert öffnete ich den obersten Karton und fuhr erschrocken zurück, wobei ich ein kurzes Kreischen nicht unterdrücken konnte, denn von der Innenseite des Kartons grinste mich eine handtellergroße, schwarze, haarige Spinne breit an.

Let me get this Straight ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt