Ich hatte gerade die Tür hinter meinen zwei Freundinnen geschlossen, als mein Handy vibrierte.
Ich zog es aus der Tasche. Eine neue Mail.
Stirnrunzelnd tippte ich auf Öffnen. Wer schrieb denn heutzutage noch Mails?Es dauerte einige Momente, bis das Programm startete, und ich nahm mir fest vor, wirklich mal wieder nach meinem Arbeitsspeicher zu sehen. Endlich hatte sich die E-Mail geöffnet.
Als Absender war Bea Hansen angegeben. Oh fuck.
Liebe Themis,
ich habe heute Morgen versucht, dich in der Schule zu erwischen, aber konnte dich nicht finden. Darum nun auf diesem Weg.
Leider muss ich dir mitteilen, dass nach dem Unglück mit deinem Chemietest die Mehrheit der anderen Teilnehmer des Turniers bei dem Team-Treffen gestern Abend gegen deine Teilnahme gestimmt haben und wir einen Ersatz für dich finden mussten.
Vielleicht wird es ja was im nächsten Jahr.Alles Gute,
B. Hansen
Das war es also. Die offizielle Bestätigung dessen, was mir sowieso schon klargewesen war. Ich würde nicht am Kepler-Turnier teilnehmen.
Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Etwas, was sich fast wie Genugtuung anfühlte. War ich froh darüber, aus dem Team gekickt zu sein?
Ich wusste, dass es dumm war, sich darüber zu freuen, dass mir etwas Schlechtes widerfährt, da das Nick auch nicht helfen würde, aber tief in meinem Inneren hatte ich das Gefühl, dass ich so etwas verdiente.
Wie benebelt steckte ich das Smartphone zurück in meine Hosentasche und trottete zurück in mein Zimmer. Dort angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen und öffnete Instagram.
Es hatte keine Woche gedauert, dass ich mich in der App zurechtgefunden hatte. Tatsächlich hatte ich zu mehreren meiner ehemaligen Klassenkameraden wieder Kontakt gefunden, was wohl hauptsächlich Juni und Maxine zu verdanken war.
Mit Mae hatte ich, seit wir aus dem Zug gestiegen waren, nicht mehr geredet und so waren es ebenfalls die beiden gewesen, die mir geholfen hatten, mein Profil zu gestalten, und es gefiel mir verdammt gut.
Nichts daran verriet, was für ein Loser ich insgeheim war. Einzig davor, mich selbst als Profilbild zu nehmen, hatte ich mich gescheut. Juni hatte mich bekniet, mir eins schießen zu dürfen, doch ich hatte abgelehnt. Jetzt, wo ich all die anderen mit ihren perfekten Fotos sah, kam ich ins Zweifeln, ob das nicht ein Fehler gewesen war.
Ich zögerte. Die Profile meiner ehemaligen Klassenkameraden verrieten, wie cool sie geworden waren und kein einziger von ihnen schien sich daran zu erinnern, was für ein Verlierer ich damals war. Stattdessen hatte ich sogar bereits eine Einladung zu irgendeiner Hausparty nächste Woche Samstag erhalten.
Mir kam ein Gedanke.
Wäre das hier nicht die optimale Gelegenheit für einen Neuanfang?Eine Welt, in der ich beliebt war? Ich könnte die ganzen Probleme mit Nick hinter mir lassen und mich stattdessen mit einem Haufen cooler Teenager abgeben, die mich als einer von ihnen ansahen und nichts über mich, meine Sexualität und meine verdammten Fehler wussten?
Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass ich aus dem Kepler-Turnier geschmissen worden bin. Vielleicht war es einfach nicht für mich bestimmt, ein Nerd zu sein. Vielleicht sollte ich endlich darüber hinwegkommen und mich weiterentwickeln.
Meine Hände zitterten, als ich den Direktchat mit Juni öffnete. Ich kämpfte gegen die Zweifel an, die in mir hochkamen. Wenn ich jetzt zögerte, würde ich es niemals schaffen, neu durchzustarten.
Das war kein Wegrennen vor meinen Problemen. Das war eine gute Lösung.Wenn ich beliebt werden würde, konnte Nick unsere Trennung darauf schieben. Er könnte pissed auf mich sein und denken, ich würde einfach nur dem Traum nachlaufen, cool zu sein.
Er könnte mich dafür verurteilen, so wie ich früher ebenfalls meine beliebten Mitschüler verurteilt hatte.Ich würde nicht länger darüber nachdenken müssen, was es bedeutete, dass Nick mal auf Juni gestanden hat. Ich würde nicht länger über Mae nachdenken müssen.
Ich würde gar nicht mehr nachdenken müssen.Hey, June tippte ich. Hab's mir anders überlegt. Ich würde mich echt freuen, wenn dein Angebot für mein Profilbild noch steht.
Ich legte mein Handy neben mich atmete einmal tief durch. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Es dauerte nicht lange, bis ich das Vibrieren neben mir hörte. Juni hatte geantwortet.
Nice!
Die drei Punkte verschwanden nicht und nach wenigen Sekunden tauchte eine zweite Nachricht auf.
Mein nächstes Ziel wird übrigens sein, dir ein Umstyling verpassen zu dürfen ;)
Ich lächelte. Aber dann fiel mir auf, dass das doch eigentlich die perfekte Idee war. Ich meine, womit fängt man denn besser an, sein gesamtes Leben umzukrempeln, als mit einer optischen Veränderung?
Wäre ich sogar dabei :)
FR???
Ich grinste. Zu gerne hätte ich ihren Gesichtsausdruck gesehen.
Klar, warum auch nicht.
Ihre Antwort kam prompt.
Ich stehe morgen um neun vor deiner Tür. Das. Wird. Genial!!
Mein erster Impuls war abzusagen, weil morgen das Turnier war. Aber dann rief ich mir wieder in Erinnerung, dass ich kein Teilnehmer sein würde. Also tippte ich eine kurze Zusage und steckte mein Handy wieder weg.
Ich würde morgen nicht in irgendeiner Aula sitzen und Quizfragen über den pH-Wert von Salzsäure beantworten. Ich würde morgen ein neuer Mensch werden.
Ich wusste, dass jetzt nur noch eins zutun war, also griff ich doch noch einmal nach meinem Smartphone und tippte eine kurze Nachricht an Nick.
Und wieder dauerte es weniger als eine Minute, bis das kurze Vibrieren eine Antwort verkündete. Doch die neue Nachricht war nicht von Nick, sondern von Mae.
Was zur Hölle ist falsch mit dir??!!
Ich verdrehte die Augen und ignorierte die Nachricht. Schließlich war sie es doch gewesen, die verlangt hatte, dass ich mich bei unserer Trennung zur Bösen mache.
Undwas eignete sich schon besser dazu, als per Messenger App schlusszumachen?
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Let me get this Straight ✔
Teen FictionTammy ist straight. Da ist sie sich eigentlich ziemlich sicher. Blöd nur, dass ihr das keiner mehr glaubt. Als sich ihr dann die Gelegenheit bietet, eine Scheinbeziehung mit einem Jungen aus ihrem Jahrgang anzufangen, und nachdem sie intensiv alle V...