Der Tragödie einunddreißigster Teil

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Das Gespräch schien für sie damit beendet zu sein und so lagen wir eine Zeitlang einfach nur schweigend nebeneinander und sahen uns an.

Ein tiefes Gefühl der Melancholie breitete sich in mir aus. Das Ende von etwas, das nie existiert hatte. Ihr Gesicht, das so nah an meinem war, sah noch genauso bezaubernd aus, wie vor einigen Minuten. Obwohl sich so viel verändert hatte. Wie konnte sowas nur möglich sein?

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, doch es wäre mir wesentlich logischer erschienen, wenn mit unseren Worten auch wir uns verändert hätten. Doch das hatten wir nicht. Zumindest nicht äußerlich.

Es waren gefühlt Stunden vergangen seit Mae ihr letztes Wort gesprochen hatte und gleichzeitig fühlte es sich an wie kaum ein Bruchteil einer Sekunde. Ich sah, wie sich ihr Körper im Takt ihrer Atemzüge bewegte, sah das einzelne braune Haar, das ihr ins Gesicht gefallen sein musste. Sah die kleine Narbe an ihrem Kinn und die grüne Strähne, die über auf Schulter lag.
Ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen und hätte erfahren, wie sie sich wohl anfühlte.

Auch sie schien mich zu beobachten. „Ich stelle dir jetzt zum letzten Mal mein Angebot."

„Was für ein Angebot?", fragte ich vorsichtig.

„Woanders zu schlafen. Ich glaube, jetzt gibt es mehr Grund dazu denn je."

Ich wollte nicht, dass sie ging. Ich wollte nicht nur, dass sie die Nacht neben mir verbrachte, ich wollte in ihren Armen einschlafen, den Rhythmus ihres Herzschlags spüren und die Welt um mich herum vergessen.

„Es ist das Haus deiner Tante und deines Onkels. Wenn einer woanders schläft, dann bin ich es."

Sie zögerte. „Es würde mir nichts ausmachen."

„Nein. Trotzdem." Ich setzte mich auf und griff nach dem Kissen. Augenblicklich bereute ich es, nicht noch eine Sekunde gewartet zu haben, um ein letztes Mal genießen zu können, neben ihr zu liegen.

Ich stand auf, hob den Bettüberwurf an und raffte die sich darunter befindende Bettdecke zusammen. Mae war mittlerweile ebenfalls vom Bett runtergeklettert.

„Und wo hast du vor, jetzt zu schlafen?"

Schnell sah ich mich in dem Raum um. „Eh ..."

Sie zog eine Augenbraue hoch und sah dabei so verdammt ... mir fiel kein Wort ein, um zu beschreiben, wie vernarrt ich in diese kleine Bewegung war. Am liebsten hätte ich Mae gebeten, diese Angewohnheit ein für alle Mal in meiner Gegenwart zu unterlassen.

„Also?"

„Uhm, auf dem Boden."

Ich ließ meine Decke einfach vor mir auf den Boden fallen.
Mae öffnete den Mund, um etwas zu sagen, entschied sich dann jedoch doch dagegen. „Nimm wenigstens die Überdecke als Unterlage."
Sie griff nach dem Bettüberwurf und kam dann zu mir rüber.

Verlegen hob ich die vor meinen Füßen liegende Bettdecke auf und Mae faltete den Überwurf zusammen und breitete ihn dann vor mir auf dem Boden aus.

„Danke", nuschelte ich. Mae nahm mir das Kissen aus der Hand und legte es oben auf das improvisierte Bett.
Bevor sie sich wieder hinstellte, zögerte sie kurz. Sie sah zu mir auf.

„Tammy, ich kann nicht ... ich kann dich nicht einfach auf dem Boden schlafen lassen."

Mir fiel auf, dass meine Hand zitterte und so schob ich sie schnell in meine Hosentasche, bevor Mae es bemerken konnte. Oder war es dafür schon zu spät? Warum trug ich eigentlich noch immer eine Jeans?

„Du Bett, ich das hier."

Ich schüttelte den Kopf. „Es ist immer noch das Haus deiner Verwandten."

Let me get this Straight ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt