„Wer will Ketchup?"
„Wir alle!", Mae griff grinsend nach einem der Päckchen und leerte die Hälfte über ihren Pommes aus, dann beugte sie sich rüber zu meinen.
„Vergiss es!", rief ich laut und hielt schnell die Tüte aus ihrer Reichweite.
„Komm schon, Tammy, es ist sooo lecker", Nick hielt mir seine Portion, die, wie es aussah, zu 75% aus Ketchup und nur 25% aus Pommes bestand, unter die Nase.
Beim Anblick der dickflüssigen Roten Soße verzog ich übertrieben das Gesicht.
„Du bist echt nicht normal", schüttelte Nick den Kopf und ließ sich neben uns auf die Bank fallen.
„Und trotzdem magst du mich", ich lachte, doch als mir Maes Worte wieder einfielen, erstarrte mein Grinsen. Er mochte mich doch, oder?
„Jep", Nick steckte sich eine seiner Pommes in den Mund. „Ich mag dich fast so sehr wie Fast Food."
Mae verdrehte die Augen. „Sehr romantisch, Nicky."
Er grinste und stopfte sich gleich fünf Pommes auf einmal in den Mund.Als er den nächsten Kartoffelstick zu seinem Mund führte, schien er es sich dann jedoch anders zu überlegen.
„Hier", er hielt mir die von Ketchup überzogene Pommes unter die Nase. „Du musst es wenigstens einmal probieren."Ich schob seine Hand weg. „Glaub mir, ich weiß, wie Ketchup schmeckt."
„Mmmmh", machte er, während sie erneut mit der rot-gelben Fritte vor meinem Gesicht rumwedelte.
„Komm schon, Tammy, sei stark, du schaffst das", feuerte Mae mich aus dem Hintergrund an, doch ich warf den Geschwistern nur überzogen böse Blicke zu.
Nick fing an, die Pommes vor meinem Gesicht hin und her zu bewegen, als wolle er mich damit hypnotisieren.
Seine Hand schoss nach vorne, doch ich war schneller und drehte den Kopf weg, was dazu führte, dass die Pommes meine Nasenspitze streifte.Mit dem Zeigefinger wischte ich den Klecks ab und betrachtete dann mit weit aufgerissenen Augen das Rot auf meinem Finger.
„Meine einzige Schwachstelle", ich legte mir die saubere linke Hand in einer dramatischen Geste an die Stirn. „Ich werde es nicht schaffen, ihr müsst ohne mich weiterziehen."
Nick verdrehte grinsend die Augen, griff in eine seiner Taschen und zog ein Packung Papiertaschentücher heraus. Ich wischte meinen Finger an einem davon ab. „Bah."
„Du hast da noch was", sagte Mae und deutete mit der Pommes, die sie in der Hand hielt, auf meine Nase. Ich fuhr mir mit dem Taschentuch über die Stelle. „Weg?"
Sie schüttelte den Kopf und lächelte. „Nur schlimmer geworden."
„Yeah, war eventuell keine gute Idee, ein Tuch, an dem bereits Ketchup klebt, zu benutzen."
Mae griff nach der Packung, die noch neben Nick auf der Bank lag und zog ebenfalls eins der weißen Taschentücher hervor.
Kurz befürchtete ich schon, sie wolle selbst den Fleck aus meinem Gesicht wischen und mein Herz setzte für einen Schlag aus, doch sie hielt mir das Tuch glücklicherweise nur hin.„Danke", murmelte ich leise.
Nachdem wir aufgegessen hatten, machten wir uns endlich auf den Weg in eins der Geschäfte, die das Zentrum der Halle umgaben.
Ich kannte den Laden nicht, doch Mae schwor darauf, dass er gut ist.
Kaum das wir die Schwelle übertreten hatten, verschwand sie auch schon zwischen den Regalen und Kleiderstangen.
Nick und ich blieben stehen und sahen uns etwas ratlos an. Es juckte mich in den Fingern, ihn auf seinen „unglücklichen Crush" anzusprechen, doch ich wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war.
Noch nicht.
Ich würde auf eine günstigere Gelegenheit warten müssen und ihn dann über Umwege auf das Thema zu sprechen kommen, ohne dass rauskam, dass Mae mir bereits etwas erzählt hatte.„Vielleicht sollten wir ihr nach und sie davon abhalten, den Laden auseinander zu nehmen."
Ich nickte zustimmend und wir machten uns auf die Suche nach Mae.
Wir bleiben in der Stadt, bis es langsam anfing, dunkel zu werden und die drückende Hitze eines Sommertages einer angenehmen Kühle wich. Gierig atmete ich die kalte Luft ein.
Unser Bus würde erst in einer viertel Stunde kommen und so warteten wir an dem mit Graffiti übersäten Bushäuschen. Nick und ich saßen nebeneinander auf der schmalen Bank, während Mae uns gegenüber an der Laterne, an der der Fahrplan befestigt war, lehnte.
Es hatte sich herausgestellt, dass Mae mehr daran interessiert war, sich in den Läden umzugucken, als dass sie wirklich etwas kaufte, und ich war heilfroh darüber, dass sie mich kein einziges Mal dazu aufgefordert hatte, ihr in irgendwelchen Umkleiden zur Hand zu gehen.
Am Schluss hatte sogar Nick ein neues T-Shirt gefunden, das ihm wirklich gut stand.
„Fühlt sich gar nicht an wie Montag", stellte Nick fest. Ich stimmte ihm deprimiert zu.
„Aber hey, nur noch vier Tage, dann ist Wochenende."
„Hast du da eigentlich schon was vor, Tamms?", mischte sich Mae nun in unser Gespräch ein. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht."
Nicks Gesicht hellte sich schlagartig auf. „Mae und ich fahren zu ihrer Tante und deren Familie. Die haben eine kleine Hütte am See, wo wir manchmal die Wochenenden verbringen. Du kannst ganz bestimmt mitkommen, wenn du willst."
Ich lächelte. „Das klingt wirklich cool, aber ich kann doch nicht einfach mitfahren. Ich kenne die doch gar nicht."
Mae schüttelte den Kopf. „Ne, mach dir da keine Sorgen. Ich bring ständig irgendwelche Mädchen mit. Die freuen sich vermutlich tierisch, dass Nicky-Boy auch endlich mal jemanden abbekommen hat."
Ich musste lachen. Nick trat nach seiner Schwester, doch sie wich seinem Bein gekonnt aus.
„Aber sie hat recht. Also damit, dass wir schon mehrmals jemanden mitgebracht haben."
„Dass ich jemanden mitgebracht habe."
Nick drehte sich zu Mae um und verdrehte die Augen. Dann wand er sich wieder mir zu. „Ich ruf morgen einfach mal an und frage Caro. Natürlich nur, wenn du überhaupt mitwillst."
Sollte ich mit? Ein ganzes Wochenende lang mit Mae unter einem Dach?
Allerdings hatte ich doch auch den heutigen Nachmittag ganz gut gemeistert, oder etwa nicht?
Und es wäre eine gute Möglichkeit, mehr über Nicks ominösen Crush und die Kassette zu erfahren.„Klar", stimmte ich zu. „Natürlich würde ich gerne mitkommen."
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Let me get this Straight ✔
Teen FictionTammy ist straight. Da ist sie sich eigentlich ziemlich sicher. Blöd nur, dass ihr das keiner mehr glaubt. Als sich ihr dann die Gelegenheit bietet, eine Scheinbeziehung mit einem Jungen aus ihrem Jahrgang anzufangen, und nachdem sie intensiv alle V...