Kennt ihr diese Tage, die so richtig perfekt anfangen?
Erst ist man noch ein bisschen argwöhnisch, weil man denkt, dass es unmöglich ist, dass wirklich alles mal gut läuft. Und sobald man sich dann damit abgefunden hat, dass man wohl doch einfach mal Glück hat, taucht – Zack! – plötzlich wie aus dem Nichts ein riesiger Berg Scheiße auf und verdirbt dir den ganzen Tag.
So in etwa verlief mein darauffolgender Montag.
Generell bin ich eigentlich kein großer Fan von Montagen, und Menschen, die direkt am Anfang der Woche motiviert und vor allem energiegeladen sind, sind mir suspekt, aber ausnahmsweise fing der Tag mal ganz akzeptabel an. Ich war sogar einigermaßen ausgeschlafen.
Als ich dann um kurz vor halb acht auf dem Schulhof stand und mich deshalb nicht mal abhetzen musste, um rechtzeitig zur ersten Stunde zu kommen, begegnete mir der erste Hinweis darauf, dass die scheinbare Idylle nur ein Trugbild meiner Fantasie war.
Ich ließ mich auf eine der Bänke am Rand des Schulhofes nieder und beobachtete die paar Schüler um mich herum, die entweder auf ihren Smartphones rumtippten oder so intensiv Löcher in die Luft starrten, dass ich mich ernsthaft wunderte, dass sich das Ozonloch über Australien und der Antarktis und nicht über deutschen Schulen befindet.
Plötzlich hob eines der Mädchen, die mir direkt gegenübersaßen, den Blick von ihrem Handy und lächelte mich breit an. Ich brauchte einen winzigen Moment, dann erkannte ich sie: Sie saß in Mathe und Erdkunde hinter mir. Svenja, glaube ich.
Ich lächelte unsicher zurück.Svenja verstand das wohl als eine Art Einladung, mich anzusprechen. Sie legte ihr Smartphone zur Seite und lächelte noch ein bisschen breiter.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich es echt cool finde und absolut kein Problem oder so damit habe."Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Gesichtsausdruck meine Verwirrtheit widerspiegelte, aber Svenja überging dies einfach und trat stattdessen ihrer Sitznachbarin gegens Bein. Auch sie kannte ich vom Sehen: Laura, ebenfalls aus unserem Jahrgang.
Sie legte ebenfalls ihr Handy zur Seite und sah Svenja fragend an. Diese nickte mit einem auffordernden Blick in meine Richtung.
Als Laura mich erkannte, schien sie irgendetwas zu verstehen, was mir weiterhin verborgen blieb und lächelte mich, wie zuvor ihre beste Freundin, breit an. „Ja, sehe ich auch so. Herzlichen Glückwunsch ... schätze ich."
Ich verstand immer noch nicht, worüber die beiden redeten. Das einzige, was ich in letzter Zeit einigermaßen cooles in ihrer Anwesenheit getan hatte, war, bei dem Kahoot!-Quiz in Erdkunde zu gewinnen. Und auch wenn ich nicht wirklich verstand, warum sie mir dazu gratulieren sollten, entschied ich mich dafür, dass sie dieses Ereignis meinten. Schlichtweg aus dem Grund, dass mir beim besten Willen nichts anderes einfallen wollte, worüber sie sonst reden könnten.
„Danke", sagte ich zögerlich und lächelte sie schief an. Sie widmeten sich wieder ihren Mobilgeräten, einen zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, als hätten sie eine gute Tat vollbracht.
Ich trat ein paar der Kieselsteine, die vor mir auf dem Boden lagen, durch die Gegend und wartete darauf, dass es zur ersten Stunde klingelte.
Der restliche Vormittag verstrich, ohne dass weitere ungewöhnliche Geschehnisse auftauchten, und als unsere Philosophielehrerin uns in die Mittagspause entließ, hatte ich Svenja und ihre Freundin schon fast vergessen.
Als ich die Tür des Klassenraumes öffnete, spürte ich einen Widerstand und ein lautes Fluchen drang aus dem Flur zu mir herein. Da sich im Westflügel sämtliche Türen nach außen hin öffnen ließen, war es nicht das erste Mal, dass irgendwer versehentlich eine Tür ins Gesicht geschlagen bekommt. Ich bin nicht komplett sicher, ob der Architekt, der dafür verantwortlich gewesen ist, einfach nicht nachgedacht hat oder ein ziemlicher Sadist ist, aber ich spreche aus Erfahrung, dass es nicht gerade angenehm ist, wenn man einfach nur durch einen Korridor laufen will und plötzlich wie aus dem Nichts von einem fünf Zentimeter breiten Stück Holz attackiert wird.
„Sorry", murmelte ich, noch während ich mich durch die Tür schob.
„Schon okay", antwortete mir eine leider viel zu vertraute Stimme. Augenblicklich fuhr ich herum und blickte einen freundlich grinsenden Tristan an. Er rieb sich mit einer Hand die Stirn, wo ich ihn offensichtlich mit der Tür getroffen hatte.
Tristan war eindeutig die Person, der ich heute am allerwenigsten begegnen wollte, doch nun stand er vor mir und ... lächelte. Und es war ein richtiges Lächeln, kein bösartiges Grinsen.
Ich blinzelte verwirrt, doch er lächelte mich weiterhin freundlich an.
„Hey, sorry nochmal wegen Samstag", meinte er und ließ von seiner Stirn ab.
Nochmal war eigentlich das falsche Wort, da er ja bisher noch nichts dazu gesagt hatte, aber in Anbetracht dessen, dass er sich gerade für sein Verhalten entschuldigte, wäre es wirklich nicht fair, ihn darauf hinzuweisen.
Stattdessen nickte ich ihm zu. „Ist schon okay, schätze ich."„Komm doch mit uns Mittagessen", bot er an, doch ich schüttelte den Kopf.
Ich war vielleicht blond, aber ich war nicht blöd und ein zweites Mal würde ich definitiv nicht auf ihn reinfallen. „Nein danke."
Er sah mich enttäuscht an. „Aber ich will mein Verhalten wiedergutmachen."
Ich schüttelte erneut den Kopf, dieses Mal jedoch energischer. Das war genau die gleiche Masche wie letztes Mal.
„Nein danke", sagte ich mit Nachdruck. Um mich herum füllte sich der Flur mit immer mehr Leuten, die entweder wie wir in ihre Freistunde gingen oder, im Fall der Unterstufenschüler, Schulschluss hatten.
Tristan zuckte mit den Schultern.
„Okay", sagte er und wandte sich ab, um sich auf den Weg nach draußen zu machen. Ich sah ihm nach.
Kurz bevor er die Tür am Ende des Korridors erreicht hatte, drehte er sich noch einmal zu mir um.„Themis?"
„Ja?"
„Ich hoffe du weißt, dass ich niemals versucht hätte, dich zu küssen, wenn ich gewusst hätte, dass du lesbisch bist."
Ich starrte ihn überrumpelt an. „Wie bitte?"
Doch er war bereits durch die Tür getreten und verschwand um eine Ecke.
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Let me get this Straight ✔
Novela JuvenilTammy ist straight. Da ist sie sich eigentlich ziemlich sicher. Blöd nur, dass ihr das keiner mehr glaubt. Als sich ihr dann die Gelegenheit bietet, eine Scheinbeziehung mit einem Jungen aus ihrem Jahrgang anzufangen, und nachdem sie intensiv alle V...